Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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efürchten müssen, ein Fehlverhalten ihrerseits werde sich schnell ‚herumsprechen’, oder<br />
indem besagte Werte auch in anderen Familien mit Kindern betont werden, zu denen ein<br />
freundschaftlicher Kontakt besteht. Allerdings ist wahrscheinlich, dass das große <strong>Aus</strong>maß<br />
elterlicher Abwesenheit durch Erwerbstätigkeit auch ein Problem der gesamten Community<br />
darstellt, weswegen angenommen werden kann, dass es noch einer weiteren<br />
Motivationsquelle für die positive Entwicklung junger Menschen bedarf. In der bereits<br />
erwähnten US-Community übernahmen vietnamesische Organisationen diese Funktion,<br />
indem sie Schülern Nachhilfe- und Sprach<strong>unter</strong>richt und auch ‚Problemkindern’ besondere<br />
Projekte anboten. Diese Rolle kann in Deutschland den vietnamesischen Vereinen<br />
zugeschrieben werden, die in der Kinder- und Jugendarbeit aktiv sind und zu denen, wie<br />
bereits an früherer Stelle deutlich wurde, die Eltern generell großes Vertrauen haben.<br />
Die besagten Organisationen in den USA boten den Kindern und Jugendlichen auch<br />
Schutz vor dem negativen Einfluss des sozioökonomisch schwachen lokalen Umfeldes. Nun<br />
entstand im Rahmen der Recherche durchaus der Eindruck, dass auch in den neuen<br />
Bundesländern viele vietnamesische Migranten in sozial schwächeren Gegenden leben.<br />
Dennoch ist fraglich, ob die bei Bankston und Zhou beschriebene desolate Lage eines urbanen<br />
US-amerikanischen Unterprivilegierten-Viertels und seiner maroden Public School als<br />
Umgebung der von ihnen <strong>unter</strong>suchten vietnamesischen Community mit der Situation sozial<br />
schwacher Viertel in Deutschland verglichen werden kann. Bezogen auf die hier <strong>unter</strong>suchte<br />
Gruppe der Kinder und Jugendlichen scheint sich diese Frage umso mehr zu stellen, als die<br />
meisten von ihnen offenbar ohnehin das Gymnasium besuchen, wo soziale Härten noch am<br />
wenigsten zutage treten. Eine dezidierte Überprüfung dieses Aspekts vermag diese Arbeit<br />
angesichts ihres begrenzten Rahmens nicht zu leisten. Zumindest in <strong>einem</strong> Interview wurde<br />
jedoch deutlich, dass – bezogen auf die wahrscheinlich weniger dramatischen Verhältnisse in<br />
Deutschland – teilweise Parallelen zu den Thesen Bankstons und Zhous gezogen werden<br />
können:<br />
Interviewpartner: „Also ich sprech’ von den drei Fällen, wo es schief gelaufen ist, und in diesen drei,<br />
vier Fällen kann ich ja erkennen, dass […] erst einmal die Eltern […] <strong>unter</strong> sich<br />
bleiben, keinen Kontakt zu anderen Eltern in der Community haben, und dadurch ja<br />
auch die Kinder keinen Kontakt zur Community haben. […] in diesen drei Fällen ist<br />
das so, dass die Kinder nur noch <strong>unter</strong> den deutschen Jugendlichen ihre Clique<br />
gesucht und gefunden haben, und verhalten sich […] mit, was weiß ich, bestimmten<br />
Methoden, um […] Anerkennung in ihrer Gruppe zu finden. Im Fall von Nordwesten<br />
[Rostocks, C.B.] ist das Gewalt, im Fall von Mitte ist das eben Drogen. […] Im<br />
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