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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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„Ich, denke, das ist auch legitim. Was ich nicht …unbedingt verlieren will….für viele Erwachsene, die sind hier,<br />

die sind seit ….30 Jahren hier, sie sind trotzdem Vietnamesen, ja? Sie sind trotzdem Vietnamesen…und sie<br />

möchten das nicht verlieren…Die Gesellschaft hat, hat …. zu viele Angebote, zu viele schlimme Dinge, auch<br />

viele gute Dinge…ich muss nicht alles annehmen, ja? ….Solange ich noch was Gutes erhalten kann, warum<br />

denn nicht? …. Wenn in gesunder Form ist das OK.“ 439<br />

Dass die ‚traditionelle Erziehung’ auch im Migrationsland ihr „Gutes“ hat, haben die<br />

Erkenntnisse bezüglich der Boat People ja bereits gezeigt. Inwieweit dies auch hier der Fall<br />

ist, wird später näher <strong>unter</strong>sucht.<br />

Das elterliche Anliegen einer bestmöglichen Erziehung ihrer Kinder <strong>unter</strong> erschwerten<br />

Bedingungen <strong>unter</strong>streichend, ist zu betonen, dass den vietnamesischen Migranten in den<br />

neuen Bundesländern trotz – oder wegen - der eigenen Isolation offenbar sehr am Herzen<br />

liegt, ihren Kindern das zu ermöglichen, was für sie selbst nicht Realität ist: Den Kontakt zur<br />

deutschen Gesellschaft zu pflegen:<br />

„Ja, die vietnamesischen Familien machen aber auch …[…] also zum Beispiel wenn Geburtstage sind, die laden<br />

auch die deutschen Freunde dann mit ein und dann gehen sie …. also das Beste und das Attraktivste bei<br />

Vietnamesen ist McDonalds. […] … Also die Eltern sind schon daran interessiert, dass sie Kontakte haben, […]<br />

auch zu Deutschen. […] Ich bin selber mit <strong>einem</strong> Vietnamesen verheiratet, ich hab auch privat Kontakte und<br />

kriege das ja dann auch mit … Die laden auch die Eltern von Freunden nach Hause ein und so, also um, um den<br />

Kindern da behilflich zu sein diese Kontakte zu haben. Also es ist nicht so, dass die Eltern diese Kontakte<br />

behindern, also im Gegenteil eher fördern. […] Es ist auch sehr <strong>unter</strong>schiedlich, von Familie zu Familie ist es<br />

sehr, sehr <strong>unter</strong>schiedlich.“ 440<br />

Dass sich grundsätzlich nichts verallgemeinern lässt, gilt natürlich nicht nur im obigen<br />

Kontext. Wieso sollte sich der persönliche Hintergrund der vietnamesischen Migranten auch<br />

weniger individuell gestalten als derjenige deutscher Eltern? Eine entscheidende Rolle im<br />

Bereich elterlicher Konfliktbewältigung und Problemlösungsstrategien spielt beispielsweise<br />

neben den hier diskutierten Zusammenhängen sicher auch der elterliche Bildungsgrad. 441 Im<br />

Rahmen der Untersuchung können eben nur bestimmte Verhaltensmuster beleuchtet werden,<br />

die den interviewten Experten zufolge in der betrachteten Gruppe auffällig sind. Auch soll an<br />

dieser Stelle betont werden, dass hier nicht beabsichtigt wird, jegliches Verhalten der Eltern<br />

als durch ihr <strong>unter</strong>privilegiertes ‚Migrantensein’ determiniert und somit als ‚schicksalshaft’ zu<br />

interpretieren, was dem rassistischen Bild des ‚integrationsunwilligen <strong>Aus</strong>länders’ in nichts<br />

439 Interview 4. Die Gesprächspartnerin schließt in ihre Betrachtungen die Gruppe der Boat People mit ein.<br />

440 Interview 1.<br />

441 Vgl. Interviews 1, 2, 7.<br />

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