Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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„ […] die Gefahr seh’ ich darin, wenn jetzt Kinder, die jetzt im Laufe des Jahres nach Deutschland kommen, im<br />
Alter von 12, 13, 14 […] , da haben sie erst mal Schwierigkeiten […], die deutsche Sprache zu lernen, die haben<br />
in Vietnam schon die [vietnamesische, C.B.] Sprache gelernt und noch nicht verfestigt und stehen sozusagen hier<br />
vor der Entscheidung: ‚Bin ich deutsch oder bin ich vietnamesisch?’“ 553<br />
Die obige <strong>Aus</strong>sage scheinbar bestätigend ist eine Interviewpartnerin in diesem<br />
Zusammenhang der Ansicht, aus Vietnam gekommene Jugendliche, die aufgrund ihres Alters<br />
bei der Ankunft bereits eine relativ stabile Persönlichkeit entwickelt hätten, entwickelten sich<br />
am positivsten, seien nun auf Gymnasien und an Universitäten sehr erfolgreich. 554 Wie bereits<br />
erörtert liegen allerdings zur Gruppe der hier geborenen Kinder aufgrund ihres niedrigeren<br />
Alters bezüglich identifikatorischer Prozesse, wie sie oben angedeutet sind, noch keine<br />
Beobachtungen vor.<br />
Vor allem aber deuteten sich in der bisherigen Darstellung der Situation der Kinder<br />
ehemaliger Vertragsarbeiter familiäre Konfliktursachen an, die den Rahmen der Thesen<br />
Bankstons und Zhous zu sprengen scheinen. Hierzu gehört das sich bereits abzeichnende,<br />
sprachlich bedingte Kommunikationsproblem zwischen Eltern und vor allem hier geborenen<br />
Kindern. Auch die durch ihr beachtliches <strong>Aus</strong>maß als Spezifikum der <strong>unter</strong>suchten Gruppe<br />
auftretende Vernachlässigung und dabei sehr starke Belastung vieler Kinder und Jugendlicher<br />
aufgrund der elterlichen Erwartung der sehr guten schulischen Mitarbeit, der Erledigung<br />
sämtlicher haushältlicher Pflichten und der Mithilfe im elterlichen Gewerbe scheint, wie<br />
erwähnt, eine negative Entwicklung von Kindern und Jugendlichen bedingen zu können, die<br />
sich durchaus innerhalb der Community bewegen und sich offenbar auch bemühen, die dort<br />
vermittelten Werte zu beherzigen. Die Untersuchungshypothesen stoßen übrigens auch<br />
bezüglich des scheinbar recht neuen Phänomens gerade erst aus Vietnam angekommener<br />
Kinder und Jugendlicher an ihre Grenzen, die eher durch Unerzogenheit und Respektlosigkeit<br />
Älteren gegenüber aufzuf<strong>allen</strong> scheinen als durch Gehorsam und Konfliktscheue. 555 Gründe<br />
hierfür sieht eine Interviewpartnerin <strong>unter</strong> anderem in der scheinbar recht häufigen<br />
„Verwöhnung“ von in Vietnam lebenden Kindern ehemaliger Vertragsarbeiter, die aus<br />
Deutschland regelmäßig Geld schickten. In der Erziehung läge bei so lange voneinander<br />
getrennten Familien oft „vieles im Argen“ 556 .<br />
Vor allem die Drogenproblematik innerhalb der vietnamesischen Community jedoch scheinen<br />
die Thesen Bankstons und Zhous kaum ausreichend erklären zu können. In partieller<br />
553 Interview 5.<br />
554 Vgl. Interview 1.<br />
555 Vgl. ebenda.<br />
556 Ebenda.<br />
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