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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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„Das ist so ein Rassismus, der wird von <strong>allen</strong> irgendwo wahrgenommen, aber nicht als was besonders Negatives<br />

gewertet, also das ist … schon so normal, dass es schon erschreckend ist, dass sie das kaum wahrnehmen, dass<br />

sie also mit Rassismus zu tun haben. […] Das wird nicht ausdiskutiert, das wird auch nicht reflektiert oder so,<br />

sondern das ist eben so und man geht dann … woanders hin.“ 486<br />

Vor dem Hintergrund des sich Anpassen- und Eingliedernmüssens und -wollens in die<br />

deutsche Gesellschaft könnten Unsicherheiten und Ängste eine der Ursachen für das bereits<br />

erwähnte Phänomen der Ablehnung alles ‚Vietnamesischen’ im Rahmen der ab der Pubertät<br />

einsetzenden, bewussten <strong>Aus</strong>einandersetzung mit der eigenen Identität sein. Scheinbar<br />

bejahen Jugendliche nach einer Phase der Ablehnung des Öfteren auch wieder ihre<br />

vietnamesische Herkunft und beschäftigen sich erneut mit der Sprache, indem sie<br />

beispielsweise den Vietnamesisch-Unterricht aufsuchen. 487 Allerdings kann sich ihre<br />

Entwicklung offenbar auch in eine negative Richtung vollziehen:<br />

„Das Problem besteht ja bei den, sag ich mal zwischen 11- und 15-jährigen, die in Vietnam die Sprache zwar<br />

schon schriftlich können, aber hier <strong>unter</strong> <strong>einem</strong> enormen Druck stehen, Deutsch lernen zu müssen, und die<br />

eigentliche Sprache nicht mehr pflegen. Und da … in den Kindern, habe ich auch mal irgendwann gelernt, bildet<br />

sich dann auch die Identitätsfindung in dieser Phase, und da besteht die Gefahr, wenn man seine eigene Sprache<br />

ablehnt… die sprechen nicht mehr Vietnamesisch, hinzu kommt, dass sie sich schämen, weil ihre Eltern kein<br />

Deutsch können, und so ist die Schere… spaltet sich immer mehr, […] und da, wenn sich noch keine<br />

Persönlichkeit gebildet hat, […] dann kann das ja zu […] Problemen führen […] ., und genau diese Fälle sind<br />

[…] ja auch die Fälle, die ich beschrieben habe, wo die Kinder zu Kriminellen geworden sind.“ 488<br />

Die in Deutschland geborenen Kinder sind in der Regel noch zu jung, um sich bewusst<br />

mit Fragen der Identität und der eigenen ‚kulturellen Wurzeln’ zu befassen oder sich<br />

zumindest des Vorteils der Bilingualität für ihre Zukunft bewusst zu sein. 489 Die ältesten <strong>unter</strong><br />

ihnen sind momentan etwa vierzehn Jahre alt, die meisten jedoch erst im Kindergarten- und<br />

Grundschulalter:<br />

„Da haben wir eher das Problem, dass also sie sich…. ja, eher assimiliert sind als integriert, und da gibt’s die<br />

Probleme mit den Eltern, also die können […] nur eine ‚Selbstbedienungssprache’ Vietnamesisch, und …also<br />

tatsächlich die Sprache, die Kultur und so weiter, also das verstehen sie nicht und das lehnen sie zum Teil auch<br />

486<br />

Interview 1. Der durch die Befragte vertretene Verein hat schon Workshops organisiert, um den Kindern die<br />

Möglichkeit zu geben, über ihre Empfindungen in dieser Hinsicht zu sprechen, da sie das Problem Rassismus<br />

von selbst nicht zu thematisieren scheinen.<br />

487<br />

Vgl. Interview 5.<br />

488<br />

Ebenda.<br />

489<br />

Vgl. ebenda.<br />

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