Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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Vertragsarbeiter <strong>unter</strong> ihrem Begriff zu vereinen, vor deren Hintergrund später ihre<br />
Erziehungsmethoden betrachtet werden sollen. Die zentrale Bedeutung der Isolation im Leben<br />
der vietnamesischen Migranten scheint auch diese Gesprächspartnerin zu bestätigen:<br />
„Sie haben keinen Kontakt zu Deutschen, sie leben in ihrer Welt. Sie haben nicht die Möglichkeit, die deutsche<br />
Kultur kennen zu lernen. Also …. wenn ich irgendwo hingehe, wo die Deutschen feiern oder so, da….sind kaum<br />
Vietnamesen dabei. […] Sie treffen sich nur <strong>unter</strong>einander. […] das heißt nicht, sie möchten nicht, sie möchten<br />
schon. Aber der Kontakt entsteht nicht.“ 414<br />
Hierzu auch die Einschätzung einer deutschen Interviewpartnerin:<br />
„Also… wünschenswert wäre, wenn sie kulturell sich so weit integriert hätten, dass sie abgleichen können,<br />
welche Kultur oder welche Dinge aus der jeweiligen Kultur […] kann ich gut gebrauchen, sind positiv, und<br />
welche nicht, die eignen sich nicht, die kann man weglassen. Diese Integration haben zumindest die erste<br />
Generation, also die Vertragsarbeiter, nicht, also so weit sind sie nicht integriert.“ 415<br />
Die Isolation der Vertragsarbeiter zu DDR-Zeiten war bekanntlich Programm; das<br />
DDR-Regime machte sie zu einer Bedingung der Arbeitskräftekooperation. Doch welche<br />
Faktoren verursachen die heutige gesellschaftliche Isolation der vietnamesischen Migranten in<br />
den neuen Bundesländern? Als einer ihrer Gründe können sicherlich ihre in der Regel sehr<br />
mangelhaften Deutschkenntnisse gelten 416 , deren Wurzeln wie erwähnt in der nicht minder<br />
mangelhaften sprachlichen Vorbereitung ihres DDR-Arbeitsaufenthaltes liegen, außerdem in<br />
der angesichts dessen zeitlicher Begrenztheit weit verbreiteten Motivationslosigkeit, Deutsch<br />
zu lernen. Nun kann man argumentieren, seit dem Ende des DDR-Arbeitsaufenthaltes sei<br />
genug Zeit verstrichen, in der die deutsche Sprache hätte erlernt werden können. Dennoch<br />
„ […] wurden und werden Aufbaukurse für die deutsche Sprache nur gelegentlich besucht. Da<br />
die meisten VietnamesInnen gemeinsam wohnen und arbeiten, halten es viele nicht für<br />
notwendig.“ 417 Diese Einschätzung kann eine Befragte bestätigen: Auch wenn sich nichts<br />
verallgemeinern ließe, seien die Migranten generell „zu selten“ 418 bereit, Deutsch zu lernen.<br />
Beherrscht würden in der Regel nur die wenigen Begriffe, die der berufliche Kontakt mit der<br />
deutschen Kundschaft erfordere, mit der diejenigen Händler, die in den vietnamesischen<br />
Großhandelszentren beschäftigt sind, ohnehin kaum in Kontakt kommen. Für alles andere<br />
414 Interview 7.<br />
415 Interview 1.<br />
416 Vgl. Interview 7.<br />
417 Krüger 1999: 26.<br />
418 Interview 2.<br />
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