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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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soziale Kontrolle und die außerschulischen Bildungsangebote vietnamesischer Organisationen<br />

ihre jungen Mitglieder zusätzlich zu den einzelnen Familien zur Verinnerlichung dieser Werte<br />

motivierte und mit Lob und Anerkennung belohnte, sie dabei vor negativen Einflüssen durch<br />

das sozioökonomisch schwache, ‚einheimische’ Umfeld und deren zumeist subkulturellen,<br />

marginalisierten Jugendgruppen schützte. Einen Schlüsselfaktor stellte hierbei die<br />

vietnamesische Sprache dar, die als Erzeuger und Manifestation „ethnischer Identifikation“<br />

Kinder und Jugendliche erst für den positiven Einfluss der Eltern und der Community<br />

empfänglich machte. Laut den Autoren spielte dieser Faktor eine weitaus bedeutendere Rolle<br />

als ‚klassische’, mit dem Bildungsstand in Verbindung gebrachte Faktoren wie der<br />

arbeitsrechtliche Status und Bildungsgrad der Eltern und die Frage, ob es in der Familie nur<br />

einen Elternteil gab oder ob beide Eltern sehr viel arbeiteten und deshalb wenig Zeit für die<br />

Kinder hatten. 386 Auch dies gilt es, im Kontext der Familien der ehemaligen Vertragsarbeiter<br />

zu überprüfen.<br />

Wird gemäß den obigen Erkenntnissen und den Schilderungen der aktuellen<br />

Lebensbedingungen der ehemaligen Vertragsarbeiter (II.2.4.2), die eine eigene, weitgehend<br />

autarke Migrantenökonomie hervorgebracht haben, für die folgende Untersuchung eine<br />

bedeutende Rolle der vietnamesischen Community angenommen, so ist zu vermuten, dass<br />

auch ihre sanktionierende, ausgrenzende Funktion Eltern und Kindern gegenüber zum Tragen<br />

kommt, sollten Letztere sich als ‚unerzogen’, schlimmstenfalls als delinquent erweisen. In<br />

diesem Zusammenhang kann auch als wahrscheinlich gelten, dass die strenge soziale<br />

Kontrolle durch die vietnamesische Gemeinschaft und die Sorge um einen Gesichtsverlust<br />

innerhalb derselben - ähnlich wie dies auch in Vietnam der Fall ist (siehe III.2.1) und zuvor<br />

im Zusammenhang mit den Boat People beschrieben wurde - bewirken, dass Eltern in der<br />

Regel nicht über innerfamiliäre Schwierigkeiten und Konflikte sprechen und diese daher<br />

meist schon eskaliert sind, bevor Rat und Unterstützung von außen aufgesucht werden.<br />

Ebenfalls denkbar ist eine weitere Parallele zu den Forschungsergebnissen Bankstons und<br />

Zhous, welche neben <strong>einem</strong> schwachen familiären Zusammenhalt auch die Isolation von der<br />

Gemeinschaft überhaupt als Ursache negativ auffälligen jugendlichen Verhaltens ausmachten.<br />

Auch ihre Beobachtung der auffälligen Häufigkeit delinquenten Verhaltens <strong>unter</strong> im<br />

Migrationsland USA geborenen oder in sehr jungem Alter aus Vietnam gekommenen<br />

männlichen Jugendlichen, die sich in subkulturellen Jugendcliquen organisierten, muss im<br />

Kontext der Kinder ehemaliger Vertragsarbeiter <strong>unter</strong>sucht werden.<br />

386 Vgl. Bankston und Zhou 1998: 228.<br />

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