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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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II. Die ‚ungebetenen Gäste’: Ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter in Deutschland<br />

II.1 Rotation, Isolation: Die Situation der vietnamesischen Vertragsarbeiter in der<br />

ehemaligen DDR<br />

II.1.1 Motivation und rechtliche Grundlage des Arbeitsaufenthaltes von Vietnamesen in<br />

der DDR<br />

Die Anwerbung vietnamesischer Vertragsarbeiter war nicht der erste Berührungspunkt<br />

zwischen der DDR und Vietnam. Enge diplomatische Beziehungen zwischen den beiden<br />

sozialistischen Staaten hatten bereits in der Anerkennung der Demokratischen Republik<br />

Vietnams (DRV) durch die DDR im Jahre 1950 4 ihren Ursprung gehabt. Das dominante<br />

Element dieser Beziehungen war dabei stets die entwicklungspolitische Unterstützung des<br />

„sozialistischen Bruderstaates“ gewesen: „Vietnam war immer ein Schwerpunktland der<br />

Entwicklungszusammenarbeit innerhalb des RGW 5 , und es dürfte wohl kaum ein anders Land<br />

gegeben haben, das größere Leistungen von der DDR bezog als Vietnam.“ 6 Zu diesen<br />

Leistungen gehörte ab dem Ende der 50er Jahre der Bau von Fabriken, ab 1976 verstärkt die<br />

Errichtung neuer und die Instandsetzung von im Krieg zerstörter Industrieanlagen, die<br />

Durchführung landwirtschaftlicher - seit den 60er Jahren auch ökologisch motivierter –<br />

Projekte 7 und schließlich die <strong>Aus</strong>- und Weiterbildung von Vietnamesen in der DDR: Seit dem<br />

Ende der 50er Jahre absolvierten insgesamt circa 15.000 Vietnamesen eine Berufsaubildung,<br />

mehr als 5.000 erhielten Hoch- oder Fachhochschulabschlüsse in der DDR. 8 Vietnamesische<br />

4<br />

Die am 2.09.1945 von Ho Chi Minh ausgerufene unabhängige DRV kann zunächst nur als symbolisch gelten.<br />

Der ab Dezember 1946 stattfindende Erste Indochinakrieg zwischen den revolutionären Vietminh und<br />

Frankreich endete jedoch 1954 mit <strong>einem</strong> Sieg der Vietnamesen. Nach der auf der Genfer Indochinakonferenz<br />

beschlossenen Teilung des Landes entlang des 17. Breitengrades entstand zunächst im Süden Vietnams eine<br />

Regierung nach demokratischem Vorbild, im Norden hingegen etablierte die Vietnamesische Arbeiterpartei<br />

<strong>unter</strong> Ho Chi Minh ein kommunistisches Regime, weiterhin DRV genannt. Nach dem Ende des Zweiten<br />

Indochinakrieges gegen die USA 1975 wurden Nord- und Südvietnam <strong>unter</strong> dem Kommunismus vereint, das<br />

Land nennt sich seitdem Sozialistische Republik Vietnam (SRV). Die DRV wurde vor 1954 nur durch die VR<br />

China und den Sowjetischen Block anerkannt (siehe Vasavakul 1995: 262).<br />

5<br />

RGW: Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe / Council of Mutual Economic Aid (COMECON). 1949 <strong>unter</strong><br />

UdSSR-Führung gegründeter Wirtschaftsrat der Ostblock-Staaten mit Sitz in Moskau. Zehn Mitglieder: UdSSR,<br />

Bulgarien, CSFR, Rumänien, Polen, Ungarn, DDR, Mongolei, Kuba und Vietnam. Auch Albanien war bis 1961<br />

Mitglied. Ziel war die Verflechtung der Volkswirtschaften des Ostblocks zur Rationalisierung besonders der<br />

Industrieproduktion. Der RGW wurde am 28.6.1991 aufgelöst.<br />

6<br />

Vgl. Will 2002: 9.<br />

7<br />

Z.B. ein Kaffeekombinat in der Provinz Dac Lac, Projekte im forstwirtschaftlichen Bereich.<br />

8<br />

Vgl. ebenda: 9. (Auch an Praktikanten-<strong>Aus</strong>tauschprogrammen konnten Vietnamesen in der DDR teilnehmen.<br />

Siehe dazu Raendchen 2000: 4.)<br />

6

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