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Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

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Kindern in Vietnam zu erwarten wäre. Diese <strong>unter</strong>schiedliche Wahrnehmung bei Eltern und<br />

Kindern aufgrund der Migrationssituation scheint laut den Interviewpartnern auch des Öfteren<br />

zur Folge zu haben, dass Kinder wegen der elterlichen körperlichen Bestrafungsmaßnahmen<br />

oder bei Androhungen derselben bei den Eltern deutscher Schulfreunde Unterstützung suchen<br />

und von denselben zum Kindernotdienst oder ähnlichen Einrichtungen gebracht werden. 398<br />

Natürlich darf dabei niemals vergessen werden, dass die Einrichtung von Kindernotdiensten<br />

kaum durch das Verhalten vietnamesischer Migranten inspiriert wurde. Zudem sollte noch<br />

einmal betont werden, dass die hier befragten Anlaufstellen in der Regel die drastischsten<br />

Fälle familiärer Konflikte zu sehen bekommen, wie die befragte Vertreterin des Jugendamtes<br />

einräumt: „Die Leute, die hier ankommen, das muss ich natürlich auch sagen, das sind Fälle,<br />

die kommen zum Jugendamt, weil sie wirklich ein Problem haben, wie das Deutsche auch<br />

machen.“ 399<br />

Auch die privilegierte Stellung der Söhne erhalten die vietnamesischen Eltern offenbar in<br />

Deutschland aufrecht. Als „Prinzen“ 400 der Familie würden diese den <strong>Aus</strong>sagen einer<br />

Interviewpartnerin zufolge häufig verwöhnt, müssten zu Hause wesentlich weniger<br />

mitarbeiten als die Töchter. Diese seien hingegen wie auch in Vietnam oft für den gesamten<br />

Haushalt zuständig, also <strong>unter</strong> anderem für die Wäsche und das Putzen, weil die Eltern dafür<br />

durch ihre Erwerbstätigkeit keine Zeit hätten. Wichtig sei den Eltern auch, Mädchen vor zu<br />

frühem Männerkontakt zu bewahren, sie würden gegebenenfalls von ihren Brüdern<br />

beaufsichtigt oder begleitet, zum Beispiel bei Diskobesuchen. 401 Auch diese Einstellung der<br />

Eltern scheint von den hier aufwachsenden Töchtern in <strong>einem</strong> Maße hinterfragt zu werden,<br />

wie es von Mädchen in Vietnam kaum zu erwarten wäre, wie folgendes Beispiel zeigt,<br />

ebenfalls die bereits oben genannte Familie mit Zwillingstöchtern betreffend:<br />

„Außerdem erwartet man in vietnamesischen Familien immer einen Stammhalter, und sie sind beide Töchter.<br />

Von klein auf haben sie schon gemerkt, dass sie von der Verwandtschaft nicht ….gemocht wurden [weil die<br />

Familie sich eigentlich einen Sohn gewünscht hätte, C.B.]. Und sie haben schon Vorurteile, sie haben gesagt:<br />

‚Ja, die Vietnamesen, die warten immer auf Jungen, immer auf Jungen, alles auf Jungen, wir sind Töchter,<br />

deswegen kriegen wir nichts.’ Sie haben schon Vorurteile.“ 402<br />

Allerdings, so verdeutlichen die <strong>Aus</strong>sagen eines Gesprächspartners, scheinen Söhne ebenfalls<br />

alles andere als von haushältlichen und familiären Pflichten entbunden zu sein, vor allem,<br />

398 Vgl. Interview 2.<br />

399 Interview 2.<br />

400 Interview 1.<br />

401 Vgl. ebenda.<br />

402 Interview 3.<br />

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