20.11.2012 Aufrufe

Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Kontakt mit deutschen Kindern dennoch befürworten und häufig auch fördern. Die<br />

Betrachtung der elterlichen Position abschließend wurde betont, dass deren Verhalten trotz<br />

aller mit der Migration verbundenen Erschwernisse nicht pauschal als ‚schicksalshaft’<br />

interpretiert werden kann, und auch ihre eigene Toleranz den Normen und Werten des<br />

Migrationslandes und ihren Kindern gegenüber für die familiäre Konfliktvermeidung<br />

Voraussetzung ist.<br />

Der anschließenden intensiven Untersuchung der Situation der Kinder und Jugendlichen<br />

wurde die Beobachtung zugrunde gelegt, dass diese zusätzlich zum Elternhaus, vor allem<br />

durch ihren Besuch deutscher Kindertagesstätten und Bildungseinrichtungen, auch<br />

maßgeblich von den Werten und Normen der Mehrheitsgesellschaft beeinflusst werden. Dabei<br />

nehmen sie deutliche Unterschiede zwischen den mit diesen beiden Einflussquellen<br />

verbundenen Wertesystemen und Erwartungen wahr. Diese Wahrnehmung scheint, offenbar<br />

unabhängig vom <strong>Aus</strong>maß des Einflusses der Mehrheitsgesellschaft, also auch davon, ob die<br />

Kinder hier geboren sind oder erst später aus Vietnam kamen, mit <strong>einem</strong> gewissen<br />

psychischen und familiären Konfliktpotential verbunden zu sein, welches sich im Einklang<br />

mit den Hypothesen auf <strong>unter</strong>schiedliche Art und Weise äußern kann.<br />

Generell stellte sich heraus, dass Konflikte aufgrund des in der Regel sehr unauffälligen, von<br />

Lehrern gar als vorbildlich gelobten Auftretens der Kinder oft erst zutage treten, wenn sie zu<br />

eskalieren drohen. Somit kann ein Verhalten gemäß den häufig hohen elterlichen<br />

Erwartungen trotz eines eventuellen Bedürfnisses nach mehr Freiheit und eines<br />

möglicherweise empfundenen Unmuts gegenüber der elterlichen Autorität konfliktlos und<br />

unproblematisch erfolgen, notfalls durch eine Art „Doppelleben“ der Kinder und<br />

Jugendlichen. Es kann jedoch auch, insbesondere während der Pubertät, zur besagten<br />

‚Eskalation’ familiärer Konflikte kommen. Diese kann sich in einer Ablehnung alles<br />

‚Vietnamesischen’ äußern, die bei aus Vietnam gekommenen Jugendlichen in erster Linie als<br />

Manifestation ihrer <strong>Aus</strong>einandersetzung mit der eigenen Identität gesehen werden kann,<br />

während sie bei den hierfür noch zu jungen, in Deutschland geborenen Kindern eher<br />

pragmatisch dem Selbstverständnis zu entspringen scheint, deutsch zu sein. Als weitere<br />

<strong>Aus</strong>prägungen familiärer Konflikte sind die kindliche Verweigerung gegenüber den Eltern<br />

oder das Weglaufen von zu Hause zu nennen, in scheinbar weitaus geringerem Maße auch der<br />

Drogenkonsum oder sonstiges delinquentes Verhalten.<br />

Die Hypothesen weiter bestätigend sind auch sehr gute schulische Leistungen eine mit der<br />

‚traditionellen’ Erziehung verbundene elterliche Erwartung an ihre Kinder. Im Bewusstsein,<br />

alles für deren Bildung zu opfern, üben die Eltern offenbar häufig einen enormen<br />

133

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!