Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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äußerte sich diese Gegensätzlichkeit in starken Animositäten zwischen den beiden Gruppen,<br />
die bis heute andauern. 327<br />
V.2.1.2 Die Eltern-Kind-Beziehung<br />
In ihrer 1993 durchgeführten, umfangreichen Studie über das Aufwachsen von Kindern und<br />
Jugendlichen in einer ‚Community’ vietnamesischer Boat-People-Flüchtlinge in New Orleans<br />
stellten C.L. Bankston und M. Zhou fest, dass die Institution der Familie und traditionelle<br />
vietnamesische Werte im Leben der Menschen weiterhin eine zentrale Rolle spielten:<br />
Gehorsam, Fleiß, das Zurückstellen eigener Interessen zugunsten der Familie, familiäre<br />
Harmonie, der Respekt vor dem Alter, all diese Werte schienen die Migranten weiter zu<br />
wahren und vor allem an ihre Kinder weiterzugeben. 328 Eltern, so wird beschrieben, bestanden<br />
auch im Migrationsland auf der ihnen aus Vietnam bekannten, autoritären Erziehung. Wie sie<br />
es aus ihrem Herkunftsland als legitime erzieherische Methode kannten, forderten sie den<br />
kindlichen Gehorsam zum Teil auch mit härterer körperlicher Bestrafung ein, vor allem bei<br />
den Töchtern, die viel stärker noch als die Söhne elterlicher Kontrolle <strong>unter</strong>zogen waren und<br />
von denen in noch größerem Maße verlangt wurde, Haushaltspflichten zu übernehmen und<br />
jüngere Geschwister zu hüten. 329 Zum Teil wird dieses ‚traditionelle’ elterliche Verhalten<br />
trotz der stark veränderten äußeren Bedingungen mit der Tiefe der vietnamesischen<br />
‚kulturellen Wurzeln’ begründet:<br />
„In Vietnam, the extended family, tightly knit kinship networks, and deeply rooted traditions prevail, leaving<br />
little room for individualism. The individual is considered part of the extended family, and the individual self is<br />
treated as a part of the family rather than as the self’s own. The culture dictates that parent-child obligations<br />
should be mutual and lifelong. Not only do parents raise children to be productive grown-ups, they expect their<br />
children to be their lifetime ‘social security’ – to provide emotional and financial support in old age. In this<br />
sense, it is in the parent’s interest to raise children who will live up to parental expectations.” 330<br />
327 Vgl. Böge 2001: 118-119.<br />
328 Vgl. Bankston und Zhou 1998.<br />
329 Vgl. ebenda: 179-182.<br />
330 Ebenda: 165.<br />
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