Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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„ [… ] es gibt solche Geschichten: Der Vater […] beschimpft seinen Sohn, ‚Das ist ein Idiot!’, dass er nicht<br />
mehr sein Sohn ist, weil er Drogen nimmt, aber er selbst, der Vater, trinkt jeden Tag, und will das nicht einsehen,<br />
dass er auch ein Problem hat mit Alkohol: ‚Warum denn?’ Das ist auch […] so ein Konflikt in der Familie bei<br />
den Vietnamesen: Alkohol zu <strong>trinken</strong> bei Männern ist irgendwie normal.“ 562<br />
Insgesamt betont jedoch die Expertin, Jugendliche aus vietnamesischen<br />
Migrantenfamilien seien kaum stärker suchtgefährdet als alle anderen Jugendlichen auch:<br />
„Das sind ganz normale Entwicklungen….ich arbeite nicht nur mit vietnamesischen Jugendlichen, ja? In<br />
unserem Projekt betreue ich arabische, türkische, Deutsche, Russen, Italiener, und so weiter… Mit den Drogen,<br />
das ist eine Gesellschaftskrankheit, […] jeder hat `ne Ursache, jeder hat Probleme wo man sagen kann: Der ist<br />
gefährdet, darum darum und darum…[…] wir reden hier von ganz normalen Jugendlichen….warum sind die<br />
Deutschen abhängig? […] Bei den Vietnamesen….ich würde nicht sagen, es ist durch den Konflikt zwischen<br />
Elternhaus und Gesellschaft, und so weiter, das ist die Hauptursache – nein. Natürlich: ein Teil davon; und…jede<br />
Person und jeder Fall ist etwas anderes…und bei vielen, vielen Jugendlichen ist es genauso wie unsere…wie die<br />
deutschen Jugendlichen hier: auch Neugierde, auch Mode, auch Cliquenangehörigkeit. […] und da kann man<br />
nicht sagen: Nur durch diesen Druck….Entschuldigung wenn ich das so sage: Ich mag die Medien in der Form<br />
nicht, […] weil sie immer so hochspielen: ‚Ja, die armen Kinder, die armen Vietnamesen, die haben immer so<br />
viel Druck von ihren Eltern.’ Das stimmt überhaupt nicht! …. Es stimmt schon, dieser Druck, den kriegt meine<br />
Tochter zu Hause auch, aber in der deutschen Familie von m<strong>einem</strong> Bekannten: das Gleiche. […] natürlich ist es<br />
eine Gefahr…und gerade für Drogenabhängige Menschen, die haben diese Gefahr ein Leben lang, und damit<br />
müssen sie lernen, klar zu kommen.“ 563<br />
562 Interview 4.<br />
563 Ebenda.<br />
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