Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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VI. Fazit<br />
„Wir […] hatten neulich bei unserem Familienfest einen Jungen, zehn Jahre alt, er hat so toll Klavier gespielt,<br />
Bach und Schubert, es war so toll… es gibt immer mehr Kinder, die dann nicht mehr die traditionelle<br />
vietnamesische Musik lernen, sondern sie lernen europäische Instrumente…und das ist ein Schritt in die<br />
deutsche Kultur, ja, ich hoffe, dass es mehr sein wird.“ 578<br />
Zielsetzung der vorliegenden Arbeit war es, die Faktoren zu <strong>unter</strong>suchen, welche für die<br />
identifikatorische Entwicklung der in Deutschland aufwachsenden Kinder ehemaliger<br />
vietnamesischer Vertragsarbeiter vor dem Hintergrund der Migration und der Bikulturalität<br />
eine Rolle spielen. Um die aktuellen Lebensbedingungen der Familien der besagten<br />
Migrantengruppe generell besser verstehen zu können, wurden zunächst die historischen,<br />
politischen und ausländerrechtlichen Rahmenbedingungen ihres Lebens in Deutschland von<br />
der Zeit ihres Arbeitseinsatzes im Rahmen der Arbeitskräftekooperation Vietnams mit der<br />
damaligen DDR bis zum Erhalt eines dauerhaften Bleiberechts in der Bundesrepublik im<br />
Jahre 1997 und der daraufhin in großem <strong>Aus</strong>maß einsetzenden Familienzusammenführung<br />
nachgezeichnet. Diese Betrachtungen verdeutlichten, dass der Lebensalltag der ehemaligen<br />
vietnamesischen Vertragsarbeiter in Deutschland seit ihrem Arbeitseinsatz in der DDR von<br />
einer Reihe relativ ungünstiger Faktoren begleitet wurde, deren <strong>Aus</strong>wirkungen bis heute<br />
prägend sind. Hierzu gehören vor allem die langjährige Unerwünschtheit ihrer Integration in<br />
die deutsche Mehrheitsgesellschaft, ihre darin teilweise begründete, weit verbreitete<br />
Unkenntnis der deutschen Sprache und die Herausbildung einer stark autarken – und damit<br />
auch isolierten - Migrantenökonomie aufgrund der <strong>unter</strong> anderem historisch und<br />
ausländerrechtlich bedingten Dominanz des arbeitsintensiven vietnamesischen Gewerbes.<br />
Die Schilderung der traditionellen vietnamesischen Konzeption der Familie als auf der<br />
Doktrin des Konfuzianismus gründende, zentrale soziale Einheit und die Darstellung ihrer<br />
hierin begründeten, stark identitätsstiftenden Funktion erfolgte aufgrund des Gedankens, dass<br />
dieses Charakteristikum der vietnamesischen Kultur für das erzieherische Selbstverständnis<br />
der Eltern wegen ihrer vietnamesischen Herkunft prägend sein könnte. Diese Idee gilt<br />
insbesondere für die Darstellung des in Vietnam trotz des stetigen gesellschaftlichen Wandels<br />
noch heute wahrnehmbaren konfuzianischen Erziehungs- und Bildungsideals, welches den<br />
absoluten Gehorsam und Respekt Älteren und Autoritäten gegenüber und die akademische<br />
Leistungsorientierung im Sinne eines Strebens nach sozialem Aufstieg propagiert.<br />
578 Interview 7.<br />
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