Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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nächsten Jahr zurückkehren [müssen, C.B.] nach Vietnam…und deswegen hatten sie keine… Muße, sich<br />
unbedingt hier zu integrieren.“ 421<br />
Ein weiterer das Bestehen der gesellschaftlichen Isolation bedingender Faktor scheint die<br />
Tatsache zu sein, dass denjenigen vietnamesischen Migranten, welche es nach der relativ<br />
langen Phase der Unsicherheit bezüglich ihrer Zukunft schafften, sich in Deutschland eine<br />
Existenz aufzubauen, dies nur gelang, indem sie sehr viel und sehr lange arbeiteten und dies<br />
auch jetzt noch tun. Dies gilt insbesondere für jene ehemaligen Vertragsarbeiter, die ihre<br />
Familien aus Vietnam zu sich holen konnten. In erster Linie mit dem finanziellen Unterhalt<br />
der Familie beschäftigt, bleibt den vietnamesischen Migranten oft schlichtweg kaum Zeit, den<br />
privaten Kontakt zur deutschen Bevölkerung zu suchen. In der Regel beginnt der Arbeitstag<br />
vor allem der zahlreichen Gewerbebetreibenden, also der Gemüseladen-, Imbissbuden-,<br />
Marktstand- und Blumenladenbesitzer, um acht Uhr und endet um 20, manchmal 22 Uhr –<br />
und hier handelt es sich nur um die hinter der Theke verbrachten Stunden. Die regelmäßigen<br />
Fahrten zum Großhändler erfolgen zumeist bereits sehr früh am Morgen. Gäbe es keine<br />
Ladenschlusszeiten, wird an einer Stelle gemutmaßt, so würde wahrscheinlich auch bis 24<br />
Uhr gearbeitet. 422 Die Arbeitswoche fängt zumeist montags an und endet sonntags, einen<br />
freien Tag nehmen sich die wenigsten. 423 Diese außergewöhnlich langen Arbeitszeiten<br />
erklären sich zum einen aus den ausländerrechtlichen Auflagen vor allem der<br />
Familienzusammenführung, nach denen der antragstellende Partner seine Familie aus eigenen<br />
Mitteln ernähren und beherbergen können muss, während sein aus Vietnam gekommener<br />
Partner zunächst nicht arbeiten darf. 424 Auch wenn diese Zeit überbrückt ist, die zu großen<br />
sozialen Härten führen kann, und auch der nachgereiste Partner über eine unbefristete<br />
Aufenthaltserlaubnis verfügt und zum Unterhalt der Familie beitragen kann, was er in der<br />
Regel entweder im bereits bestehenden Geschäft oder mittels eines eigenen Gewerbes tut, ob<br />
nun Mann oder Frau, 425 ändert sich nichts an der Tatsache, dass die Lebenskosten<br />
verhältnismäßig hoch und die Gewinnspanne der Gewerbebetreibenden zumeist sehr niedrig<br />
ist. Dies liegt, wie ein Gesprächspartner anhand des Beispiels Rostock illustriert, vor allem an<br />
den bereits erwähnten historischen Bedingungen, die überhaupt für eine so weite Verbreitung<br />
des Gewerbes verantwortlich sind:<br />
421<br />
Interview 7 (Äußerung eines Zuhörers).<br />
422<br />
Vgl. Interview 2.<br />
423<br />
Das Thema der sehr langen Arbeitszeiten fand Erwähnung in den Interviews 1, 2, 5, 7.<br />
424<br />
Vgl. Interviews 1, 2, 5.<br />
425<br />
Vgl. Interviews 1, 2.<br />
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