Aus allen Quellen trinken - Gemeinsam unter einem Dach e.v.
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I. Einleitung<br />
Uông nuoc, nho nguôn.<br />
Trinkst du Wasser, besinne dich der Quelle, der es entstammt.<br />
(vietnamesisches Sprichwort)<br />
Die Migrationsgeschichte der ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeiter, die ursprünglich<br />
im Rahmen der Arbeitskräftekooperation der DDR mit Vietnam nach Deutschland kamen, ist<br />
eine relativ aktuelle Geschichte und eine sehr deutsche. Außerhalb des Zusammenhangs der<br />
jüngeren historischen Entwicklung dieses Landes kann sie kaum betrachtet werden. Dennoch<br />
scheinen viele Deutsche mit den etwa 40.000 1 hier lebenden Vietnamesen, deren Migration<br />
auf der damaligen DDR-Vertragsarbeit gründet, nicht viel mehr in Verbindung bringen zu<br />
können als die blutigen Kämpfe der ‚vietnamesischen Zigarettenmafia’. Dieses nur eine<br />
geringe Anzahl von Migranten betreffende und zudem stetig an Aktualität verlierende<br />
Phänomen 2 kann jedoch kaum als repräsentativ für die ehemaligen Vertragsarbeiter und ihre<br />
Familien gelten, die etwa die Hälfte der vietnamesischen und damit größten asiatischen<br />
Community Deutschlands ausmachen. 3 Somit soll im Rahmen dieser Arbeit ein weitaus<br />
aktuelleres Phänomen Untersuchungsgegenstand sein, welches aus deutscher Perspektive<br />
auch von wesentlich größerem Interesse sein dürfte: das Aufwachsen der Kinder der<br />
ehemaligen vietnamesischen Vertragsarbeiter innerhalb der deutschen Gesellschaft.<br />
Ein grundlegendes Motiv der vietnamesischen kulturellen Tradition, von der<br />
anzunehmen ist, dass sie das Heranwachsen der Eltern dieser Kinder in ihrem Herkunftsland<br />
prägte, ist die Dankbarkeit und Ehrerbietung gegenüber den Älteren und den Vorfahren, den<br />
‚Wurzeln’ also, wie sie auch im obigen Sprichwort zum <strong>Aus</strong>druck kommen. Auf diesem<br />
Prinzip basiert auch die traditionelle vietnamesische Erziehung in ihrer Betonung des<br />
absoluten Gehorsams und der großen Dankbarkeit, die Kinder ihren Eltern ein Leben lang<br />
entgegenbringen müssen. Inwieweit wird dieses aus deutscher Perspektive reichlich<br />
anachronistisch anmutende Prinzip auch das Leben der in Deutschland groß werdenden<br />
Kinder der vietnamesischen Migranten bestimmen? Werden sie sich auf dem Weg ihrer<br />
1 Vgl. Mai 2004 in: http://www.taz.de/pt/2004/10/21/a0088.nf/text.ges,1. Insgesamt leben zurzeit etwa 88.200<br />
(nicht eingebürgerte) vietnamesische Migranten in Deutschland. (Vgl. Schmidt-Fink 2004 in:<br />
http://www.isoplan.de/aid/index.htm.) Eingebürgert sind mittlerweile wohl mehr als 30.000 vietnamesische<br />
Migranten, hier<strong>unter</strong> dürften sich jedoch bisher kaum ehemalige Vertragsarbeiter befinden. (Vgl. Baumann<br />
2000: 35.)<br />
2 Vgl. Mai 2001 in: http://www.freitag.de/2001/15/01150601.php und Interview 1.<br />
3 Vgl. Schmidt-Fink 2004 in: http://www.isoplan.de/aid/index.htm.<br />
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