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Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 23

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Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. <strong>23</strong>: 7–12 (2011)<br />

Stickstoffdüngung aus Umweltsicht<br />

Werner Wahmhoff<br />

Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Osnabrück. E-Mail: w.wahmhoff@dbu.de<br />

Einleitung<br />

“Too much of a good thing”, so betitelte im April dieses Jahres eine Autorengruppe in<br />

<strong>der</strong> Zeitschrift „Nature“ ihren Beitrag, in dem sie die Begrenzung <strong>der</strong> Stickstoff-<br />

Emissionen als eine zentrale Herausfor<strong>der</strong>ung des Umweltschutzes im 21. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

herausstellte (Sutton et al. 2011a). Die Überschrift beschreibt die Ambivalenz<br />

<strong>der</strong> Stickstoffdüngung kurz und treffend. Nach Berechnungen von Smil (1999)<br />

und Roy et al. (2006) sind im jährlichen Eiweißbedarf von 7 Mrd. Menschen 25 Mill. t<br />

Stickstoff enthalten. Durch Verluste auf dem Weg vom Feld bis zum Verbraucher,<br />

durch die Veredlung über Tiere und durch Essen über Bedarf müssen in <strong>der</strong><br />

gesamten Nahrungs- und Futtermittelmenge 60 Mio. t N/Jahr enthalten sein.<br />

Umgerechnet auf die globale Ackerfläche bedeutet dies, dass bereits heute 43 kg N<br />

ha -1 a -1 , gebunden in pflanzlichen Nahrungs- und Futtermitteln, jährlich die<br />

Produktionsflächen verlassen müssen, um die globale Eiweißversorgung zu sichern.<br />

Weltweit wurden im Jahr 2008 durchschnittlich 71,8 kg N ha -1 gedüngt (FAOSTAT<br />

2011). Hinzu kommen noch die Stickstoffmengen aus <strong>der</strong> symbiontischen N-<br />

Fixierung. Auch wenn genaue Zahlen nicht verfügbar sind, ist davon auszugehen,<br />

dass weniger als 50 % <strong>der</strong> Düngermenge im Erntegut gebunden werden und damit<br />

ein größerer Teil <strong>der</strong> Gefahr unterliegt, in Form reaktiver Stickstoffverbindungen in<br />

die Umwelt zu gelangen.<br />

Stickstoffemissionen aus <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Produktion<br />

Im Nachhaltigkeitsbericht <strong>der</strong> Bundesregierung wird die Gesamt- o<strong>der</strong> Hoftorbilanz<br />

des Stickstoffs in <strong>der</strong> Landwirtschaft als Indikator (Stickstoffsaldo je ha und Jahr)<br />

verwendet. Die Gesamtbilanz errechnet sich aus allen Stickstoffflüssen, die in die<br />

deutsche Landwirtschaft hinein- (eingesetzte Mineral- und Sekundärrohstoffdünger,<br />

Importfuttermittel, Biologische N-Fixierung, Atmosphärische Deposition) und aus ihr<br />

herausgehen (Abfuhr durch Ernteprodukte). Seit dem Referenzjahr 1990 ist <strong>der</strong> N-<br />

Saldo von 147 kg N ha -1 auf 103 kg N a -1 im Jahr 2008 zurückgegangen (BMELV<br />

2010). Damit wurde das von <strong>der</strong> Bundesregierung <strong>für</strong> 2010 angestrebte Ziel von<br />

80 kg N ha -1 a -1 deutlich verfehlt.<br />

Die Gesamtbilanz umfasst die Stallbilanz und die Flächenbilanz. Der Tab. 1 ist zu<br />

entnehmen, dass <strong>der</strong> N-Saldo <strong>der</strong> Stallbilanz mit 36 kg N ha -1 a -1 geringer ist als <strong>der</strong><br />

Saldo <strong>der</strong> Flächenbilanz (67 kg N ha -1 a -1 ). Wichtigste Verlustquelle sind aber die<br />

Wirtschaftsdünger. Die Bilanzgrenze liegt zwischen Lager und Ausbringung.<br />

Tab. 1: Die Stickstoffbilanzen in Deutschland <strong>für</strong> das Jahr 2008 (BMELV 2010)<br />

Flächenbilanz Stallbilanz Gesamtbilanz<br />

Summe Stickstoffzufuhren 201 126 197<br />

Summe Stickstoffabfuhren 134 90 94<br />

Bilanzüberschuss 67 36 103<br />

Die aktuellsten Daten <strong>für</strong> die Flächenbilanz stehen <strong>für</strong> das Jahr 2008 zur<br />

Verfügung. Die Statistischen Monatsberichte des BMELV (2010) weisen einen N-

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