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Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 23

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Mitt. Ges. Pflanzenbauwiss. <strong>23</strong>: 65–66 (2011)<br />

Aufnahme von Nährstoffen durch Blattoberflächen –<br />

von Mythen, Dogmen und Legenden<br />

Thomas Eichert<br />

Institut <strong>für</strong> Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz, Pflanzenernährung, Universität Bonn.<br />

E-mail: t.eichert@uni-bonn.de<br />

Einleitung<br />

Unter bestimmten Bedingungen ist es vorteilhaft, Pflanzen anstatt über die Wurzeln<br />

durch Düngung über das Blatt mit Nährstoffen zu versorgen. Dies ist zum Beispiel<br />

<strong>der</strong> Fall, wenn die Versorgung mit dem jeweiligen Nährelement durch Immobilisierung<br />

im Boden limitiert ist (zum Beispiel Eisen in Kalkböden) o<strong>der</strong> wenn die<br />

Pflanzen durch Trockenheit zu wenige Nährstoffe über die Wurzeln aufnehmen<br />

können. Mit Ausnahme von Bor (in <strong>der</strong> Form von Borsäure) und Harnstoff liegen alle<br />

Nährelemente i. d. R. als Ionen vor. Die Blattoberfläche ist von <strong>der</strong> Cuticula, einer<br />

lipoiden Hülle bedeckt, die eine effektive Barriere gegen den Transport von polaren<br />

Stoffen, insbeson<strong>der</strong>e von Ionen darstellt.<br />

Auf welchem Wege die ausgebrachten Nährstoffe ins Blatt eindringen, war lange<br />

Zeit umstritten. Es herrschte die Annahme vor, dass die Aufnahme gelöster Stoffe<br />

nur durch die Cuticula erfolgen kann, während Stomata als undurchdringbar<br />

angesehen wurden. Da somit alle denkbaren Transportwege <strong>für</strong> Nährstoffe ins<br />

Blattinnere als nicht (Stomata) o<strong>der</strong> fast nicht (Cuticula) verfügbar galten, war es<br />

lange unklar, wie die Blattdüngung überhaupt funktionieren kann.<br />

Folgende morphologische Beson<strong>der</strong>heiten bzw. Mechanismen wurden o<strong>der</strong> werden<br />

als Erklärungsansätze <strong>für</strong> die Aufnahme von Nährstoffen durch Blattoberflächen<br />

genannt: „Ectodesmata“ sollten als symplastische Auswüchse die Cuticula durchsetzen<br />

und die Aufnahme erleichtern. Die Cuticula sollte in <strong>der</strong> Umgebung <strong>der</strong><br />

Stomata, in <strong>der</strong> „peristomatären“ Region, durchlässiger sein als in den an<strong>der</strong>en Regionen.<br />

Durch das „Schwellen“ <strong>der</strong> Cuticula bei Kontakt mit Wasser soll die Durchlässigkeit<br />

<strong>für</strong> polare Substanzen erhöht werden. „Polare Poren“ sollen sich durch<br />

Adsorption von Wasser in <strong>der</strong> Cuticula bilden und als Transportweg <strong>für</strong> polare<br />

Substanzen fungieren. Es werden Ergebnisse vorgestellt, die zeigen, dass einige<br />

dieser bisher weit verbreiteten Ansichten revidiert werden müssen.<br />

Material und Methoden<br />

Die Hypothese, dass gelöste Stoffe durch Stomata in Blätter eindringen können,<br />

wurde durch die Applikation von fluoreszierenden Tracern untersucht. Dazu wurden<br />

gelöste (Na-Fluorescein) o<strong>der</strong> partikuläre Tracer („Nanospheres“ mit Durchmessern<br />

von 42 o<strong>der</strong> 1000 nm) auf intakte Blätter o<strong>der</strong> isolierte Epi<strong>der</strong>men appliziert und die<br />

Aufnahme mit fluoreszenzmikroskopischen Methoden verfolgt. Details sind in Eichert<br />

et al. (2008) beschrieben.<br />

Quantitative Untersuchungen wurden mit 15 N-markierten Ammonium- und Nitratsalzen<br />

sowie mit Harnstoff durchgeführt. Diese Stoffe wurden zusammen mit 13 Cmarkierter<br />

Saccharose auf die Oberflächen intakter Blätter (mit o<strong>der</strong> ohne Stomata)<br />

appliziert. Die in Eichert und Goldbach (2008) im Detail beschriebene Analyse <strong>der</strong><br />

unterschiedlichen Aufnahmeraten von 15 N- und 13 C-markierten Stoffen ermöglichte<br />

die Berechnung <strong>der</strong> Durchmesser <strong>der</strong> verwendeten Aufnahmewege.

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