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Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 23

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gegenüber Stickstoffverbindungen unterschiedlich empfindlich sind, stammen aus<br />

<strong>der</strong> Landwirtschaft (UBA 2011). Von <strong>der</strong> flächendeckenden Zunahme <strong>der</strong> Stickstoffbelastung<br />

sind vor allem die natürlicherweise ganzjährig stickstofflimitierten Binnenseen<br />

des nordostdeutschen Tieflandes beson<strong>der</strong>s betroffen. Diese schützenswerten<br />

Ökosysteme verschwinden wegen <strong>der</strong> N-Einträge und werden schrittweise durch<br />

an<strong>der</strong>e Lebensgemeinschaften ersetzt (UBA 2009b). Auch in Flüssen reagieren<br />

aquatische Organismen empfindlich auf hohe Stickstoffgaben, so zum Beispiel die<br />

früher massenhaft vorkommende Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera) o<strong>der</strong><br />

die Bachmuschel (Unio crassus). Die Jungtiere <strong>der</strong> Bachmuschel überleben Nitrat-<br />

Konzentrationen in Höhe von etwa 2 mg/l nicht (Zettler und Jueg, 2001).<br />

Die gasförmige Entbindung von Lachgas trägt zur Erwärmung <strong>der</strong> Erdatmosphäre<br />

und zur Ozonzerstörung in <strong>der</strong> Stratosphäre bei. In die Atmosphäre eingetragenes<br />

Ammoniak wird durch Luftströmungen transportiert und gelangt vor allem über nasse<br />

Deposition wie<strong>der</strong> in terrestrische o<strong>der</strong> aquatische Ökosysteme. Dort wirken Ammonium<br />

und Ammoniak eutrophierend und versauernd. Die unbeabsichtigte N-Düngung<br />

natürlicher o<strong>der</strong> naturnaher Ökosysteme führt zu Verän<strong>der</strong>ungen in <strong>der</strong> Zusammensetzung<br />

<strong>der</strong> Biozönosen, und zwar unabhängig davon, ob es sich um niedrige o<strong>der</strong><br />

hohe Niveaus <strong>der</strong> Stickstoffzufuhr handelt. Die an nährstoffarme Bedingungen<br />

angepassten Pflanzenarten werden von nitrophilen Arten verdrängt UBA (2011). Da<br />

die meisten Tierarten an spezielle Pflanzenarten gebunden sind, verringert sich in<br />

Folge auch die Vielfalt <strong>der</strong> Tierarten. So nahm nach Untersuchungen von Stevens et<br />

al. (2004) die Artenzahl in untersuchten Flächen mit steigen<strong>der</strong> Stickstoffdeposition<br />

ab (um eine Art je 2,5 kg N ha -1 a -1 ). Bezogen auf die durchschnittliche europäische<br />

N-Deposition entspricht dies einem Rückgang des Artenreichtums um <strong>23</strong> %.<br />

Die Landwirtschaft verursacht etwa 14 % <strong>der</strong> globalen Treibhausgase. Davon sind<br />

38 % auf die Anwendung von Düngemitteln (N2O) zurückzuführen, genausoviel wie<br />

die CH4- und N2O-Emissionen <strong>der</strong> Tierhaltung (Stern 2007). Für Deutschland ermittelten<br />

Dechow und Freibauer (2010) <strong>für</strong> das Jahr 2007 direkte und indirekte N2O-<br />

Emissionen aus <strong>der</strong> landwirtschaftlichen Bodennutzung in Höhe von rund 27 Mio. t<br />

CO2-Äquivalente, was einem Anteil von rund 2,7 % <strong>der</strong> gesamten anthropogenen<br />

Treibhausgasemission in Deutschland entspricht. Nach Dämmgen (2005) sind die<br />

direkten Lachgasemissionen (in Mio. t CO2-Äquivalent) aus landwirtschaftlich genutzten<br />

Böden auf die Anwendung von Mineraldünger (10,7), die Anwendung von<br />

organischen Düngern (6,0), die Bewirtschaftung organischer Böden (5,3), auf Tierexkremente<br />

<strong>der</strong> Weidehaltung (1,3), auf den Abbau von Ernterückständen (1,2) und<br />

den Leguminosenanbau (0,5) zurückzuführen.<br />

Ressourcenaufwand <strong>für</strong> die Bereitstellung von pflanzenverfügbarem Stickstoff<br />

Die Beanspruchung knapper Ressourcen ist ein zentrales Kriterium <strong>der</strong> Umweltrelevanz<br />

und Nachhaltigkeit. Pflanzenverfügbare Stickstoffverbindungen werden<br />

entwe<strong>der</strong> über die symbiontische N-Fixierung o<strong>der</strong> mit Hilfe des Haber-Bosch-Verfahrens<br />

gewonnen. Beide Wege benötigen <strong>für</strong> die Umwandlung von elementarem<br />

Luftstickstoff (N2) in pflanzenverfügbare N-Formen knapp 30 GJ pro Tonne Stickstoff.<br />

FAOSTAT (2011) beziffert <strong>für</strong> 2008 den weltweiten Einsatz von mineralischem N-<br />

Dünger auf 99,2 Mio. t, <strong>für</strong> die EU 27 auf 10,2 Mio. t N und <strong>für</strong> Deutschland auf 1,56<br />

Mio. t N. Der Energieaufwand <strong>für</strong> die Bereitstellung <strong>der</strong> in Deutschland eingesetzten<br />

mineralischen N-Dünger beträgt 46,8 Petajoule o<strong>der</strong> 1,8 % des Endenergieverbrauchs.<br />

Bei <strong>der</strong> Bereitstellung von reaktivem Stickstoff durch Leguminosen wird <strong>der</strong>

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