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Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 23

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Ob die <strong>der</strong>zeit übliche Form <strong>der</strong> Entsorgung tierischer Exkremente über die<br />

Flüssigmistkette mittel- und langfristig Bestand haben wird, ist zu hinterfragen. Ob im<br />

Stall, bei <strong>der</strong> Lagerung, dem Transport o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ausbringung, die Verlustquellen<br />

lassen sich kaum vollständig beseitigen. Hinzu kommt noch, dass die Nährstoffzusammensetzung<br />

nicht ausreichend genau dem Pflanzenbedarf entspricht. Im Falle<br />

einer wahrscheinlichen weiteren Konzentration <strong>der</strong> Tierhaltung und einer möglicherweise<br />

gesetzlich vorgeschriebenen Abluftreinigung, die nur <strong>für</strong> größere Ställe<br />

ökonomisch realisierbar erscheint, werden Aufbereitungsverfahren <strong>für</strong> Urin und Kot<br />

entwickelt werden müssen, die heutige Gülleverfahren ersetzen. Sie führen im Idealfall<br />

zu transport- und handelsfähigen Düngern, die vergleichbar zu Mineraldüngern<br />

gezielt eingesetzt werden können.<br />

Mineralische Düngung<br />

Auch beim Einsatz von mineralischen N-Düngern kommt es zu N-Verlusten. Das<br />

IPCC kalkuliert, dass 1,25 % <strong>der</strong> gedüngten Stickstoffmenge als Lachgas entweicht.<br />

Verluste treten auch in Form von Ammoniak auf. Ihre Größenordnung schwankt<br />

zwischen 2,4 % bei Kalkammonsalpeter und bis zu 30 % bei Harnstoff (Schmidhalter<br />

et al. 2010). Ein verringerter Einsatz von Harnstoffdüngern kann Ammoniakverluste<br />

um bis zu 15 % senken (UBA 2009b). Lösungsansätze bieten auch Ureaseinhibitoren.<br />

Sie können die Verluste im Ackerbau um durchschnittlich 40 % und im<br />

Grünland um 60 % bis 90 % senken (Schmidhalter et al. 2010).<br />

Übergeordnetes Ziel <strong>der</strong> Stickstoffdüngung ist es, einerseits hohe Erträge zu erreichen,<br />

an<strong>der</strong>erseits zu Vegetationsende geringst mögliche Mengen an reaktivem N<br />

im Boden zu hinterlassen. Verschiedene Ansätze können zielführend sein. Ein wichtiger<br />

Ansatz ist die teilflächenspezifische Düngerbemessung. Die sensorgesteuerte<br />

Stickstoffausbringung hat Eingang in die Praxis gefunden, befindet sich aber noch<br />

am Anfang ihrer Entwicklung. Der Einsatz <strong>der</strong> GPS-Technik ermöglicht in Reihenkulturen<br />

eine präzise Ablage des Düngers vor <strong>der</strong> Aussaat in bzw. unter die<br />

Pflanzenreihe.<br />

Zur Min<strong>der</strong>ung unerwünschter N-Verluste können auch verbesserte Bemessungsverfahren<br />

<strong>für</strong> die N-Düngermenge beitragen. Das Umweltbundesamt schätzt die<br />

Min<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> N-Verluste durch Optimierung <strong>der</strong> Düngermenge auf 12 % (UBA<br />

2009b). Benötigt wird eine präzisere Prognose <strong>der</strong> N-Nachlieferung aus dem Boden<br />

und des Bedarfs <strong>der</strong> Pflanzenbestände durch eine verbesserte Ertragsprognose.<br />

Derzeit laufen Versuche, auf Referenzflächen, die auf verschiedenen typischen<br />

Boden- und Standortverhältnissen eingerichtet werden, die N-Mineralisation<br />

fortlaufend zu messen und sie mit Hilfe von Rechenmodellen <strong>für</strong> möglichst viele<br />

Standorte abzuschätzen. Gekoppelt mit einer N-Bedarfsprognose kann <strong>der</strong> N-Bedarf<br />

prognostiziert werden (Baumgärtel et al. 2010). Derzeit wird ein Prototyp zur<br />

Bemessung <strong>der</strong> N-Düngermenge im Weizen auf <strong>der</strong> Entscheidungsunterstützungsplattform<br />

ISIP erprobt.<br />

Schlussfolgerungen<br />

Trotz gesetzlicher Vorgaben und Regelungen zur Stickstoff-Emissionsmin<strong>der</strong>ung<br />

wurden die gesetzten Ziele zur Min<strong>der</strong>ung von Freisetzungen reaktiver Stickstoffverbindungen<br />

nicht erreicht. Das bisherige sektorale Stickstoff-Management hat sich<br />

als nicht ausreichend effektiv erwiesen. Um tragfähige Lösungen zur Vermin<strong>der</strong>ung<br />

unerwünschter Nebenwirkungen des Stickstoffeinsatzes in <strong>der</strong> Düngepraxis zu<br />

etablieren, bedarf es nicht nur <strong>der</strong> Überwindung sektoraler Betrachtungen, son<strong>der</strong>n

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