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Mitteilungen der Gesellschaft für Pflanzenbauwissenschaften Band 23

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erfor<strong>der</strong>liche Energiebedarf über die Photosynthese <strong>der</strong> Pflanzen in Form von 16<br />

ATP <strong>für</strong> die Umwandlung eines N2-Moleküls in zwei NH3-Moleküle gedeckt.<br />

Vereinfacht gerechnet könnten anstelle <strong>der</strong> Produktion von 1 kg reaktivem Stickstoff<br />

rund 2 kg Biomasse produziert werden. Statt <strong>der</strong> Nutzung externer, noch immer<br />

überwiegend fossiler Energie führt die symbiontische N-Fixierung zu einer höheren<br />

Flächeninanspruchnahme. Der hohe Energiebedarf sollte Anlass <strong>für</strong> erhöhte<br />

Anstrengungen sein, reaktive N-Verbindungen in Abwässern nicht zu elementarem<br />

Stickstoff zu reduzieren, son<strong>der</strong>n wie<strong>der</strong> als Dünger verfügbar zu machen.<br />

Lösungsansätze zur Verringerung des Stickstoffsaldos<br />

Die Vielzahl <strong>der</strong> unerwünschten Wirkungen reaktiven Stickstoffs erfor<strong>der</strong>t eine<br />

deutliche Vermin<strong>der</strong>ung des Stickstoffsaldos. Dieses Ziel sollte möglichst ohne<br />

Abstriche bei den Flächenerträgen erreicht werden, denn zusätzlicher Flächenbedarf<br />

führt zu einem verstärkten Landnutzungswandel und damit zu an<strong>der</strong>en, vielschichtigen<br />

Umweltproblemen. Würde das Ziel <strong>der</strong> deutschen Nachhaltigkeitsstrategie<br />

erreicht, die Bilanzüberschüsse von <strong>der</strong>zeit ca. 100 kg N ha -1 a -1 auf 80 kg<br />

N ha -1 a -1 zu senken, so ließen sich bei einem proportionalen Rückgang allein die<br />

Lachgas-Emissionen um ca. 3,4 Mio. t CO2-Äquivalente pro Jahr senken.<br />

Auf verschiedenen Ebenen wird an Lösungsansätzen gearbeitet. Das Umweltbundesamt<br />

hat eine Strategie zur Min<strong>der</strong>ung von Stickstoff-Emissionen vorgelegt<br />

(UBA 2009a). Auch auf europäischer Ebene wurde jüngst eine umfassende Studie<br />

vorgelegt (Sutton et al. 2011b). Übereinstimmend wird festgestellt, dass nur ganzheitliche<br />

Lösungsansätze zielführend sind, im Gegensatz zum ganz überwiegend<br />

sektoralen Vorgehen bisheriger Umweltpolitik nach Umweltmedien (Wasser, Luft,<br />

Boden), Schutzziel (Klima, Biodiversität) bzw. Stickstoffform (Nitrat, Ammoniak, Lachgas).<br />

Gefor<strong>der</strong>t wird eine Gesamtbetrachtung <strong>der</strong> Stickstoffkaskaden, um die unerwünschten<br />

Wirkungen reaktiver N-Verbindungen zu minimieren und gleichzeitig bei<br />

geringst möglichem Energieeinsatz die Nahrungs- und Futtermittelproduktion unter<br />

dem Blickwinkel Flächeneffizienz zu optimieren.<br />

Langfristig könnte die Pflanzenzüchtung wichtige Beiträge zur Vermin<strong>der</strong>ung von<br />

N-Verlusten liefern. Eine bessere Stickstoffverwertung ließe sich erreichen, wenn ein<br />

bestimmter Ertrag auch mit geringeren N-Gehalten im Boden erzielt werden könnte.<br />

So berichtet Gilbert (2010), dass dem Mais ein Gen <strong>der</strong> Rotalge Porphyra perforata<br />

übertragen wurde, welches das Enzym Nitratreduktase codiert und die N-Zufuhr<br />

auch bei sehr geringen N-Konzentrationen in <strong>der</strong> Bodenlösung ermöglicht.<br />

Als wesentliche Elemente zur Steigerung <strong>der</strong> N-Effizienz insgesamt sehen<br />

Oenema et al. (2011) stickstoffreduzierte Fütterungsstrategien in <strong>der</strong> Tierhaltung, die<br />

verlustarme Lagerung und vor allem Ausbringung organischer Dünger, die<br />

Entwicklung emissionsarmer Ställe und die Verringerung von Ammoniakverlusten bei<br />

<strong>der</strong> Anwendung mineralischer N-Dünger an.<br />

Organische Düngung – Neues Denken ist gefragt<br />

In Deutschland werden jährlich in 1,2 Mio. t N in Form von Wirtschaftsdünger ausgebracht<br />

(KTBL 2005). Eine bedeutende Verlustquelle ist die Ausbringung. Als wirksamste<br />

Maßnahme <strong>der</strong> N-Emissionsmin<strong>der</strong>ung wird die direkte Einbringung<br />

organischer Dünger in den Boden angesehen. So ergab eine vergleichende Auswertung<br />

von Feldversuchen zu verschiedenen Injektionsverfahren von Gülle, dass im<br />

Vergleich zur Gülleverteilung über Prallteller eine Vermin<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ammoniak-Verluste<br />

von durchschnittlich 37 % bis 95 % erreicht werden konnte (Webb et al. 2010).

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