Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Theoriegeleitete Entwicklung und Evaluation<br />
2 Theoriegeleitete Entwicklung und Evaluation<br />
Gegenüber der <strong>im</strong> Schulalltag möglichen Unterrichtsplanung unterscheidet sich die Entwicklung<br />
von Unterrichtskonzepten durch die Orientierung und Einbettung der Planungs- und<br />
Prüfungsschritte an wissenschaftlichen Theorien, die dazu führt, dass Planungsentscheidungen<br />
stärker vor dem Stand der Wissenschaft begründet und Ergebnisse intersubjektiv<br />
nachprüfbar gemacht werden. Fachdidaktische Unterrichtskonzepte müssen zweifach in der<br />
Theorie verankert werden: einmal in der Lerntheorie, zum anderen in der fachdidaktischen<br />
Theorie.<br />
Theorien haben die Aufgabe, Zusammenhänge aufzuzeigen und Schlussfolgerungen für die<br />
Praxis zu ermöglichen. Insbesondere sollte durch die Orientierung an solchen Theorien die<br />
einzelnen Elemente des Unterrichtskonzepts in sich st<strong>im</strong>mig und damit effektiver zum Einsatz<br />
kommen. Die Orientierung an <strong>Lehr</strong>- und Lerntheorien ersetzt jedoch nicht den kreativen Gestaltungsprozess,<br />
sondern unterstützt diesen. Es gibt aber keine fertigen ‚Rezepte’, die einfach<br />
nur auf ein beliebiges Lernthema angewendet zu werden brauchen. Denn in der Entwicklung<br />
werden einzelne Entscheidungen getroffen, welche die Theorie auf die eine oder andere Art<br />
unterrichtsmethodisch umsetzen 6 . Theorieorientierung kann auch bedeuten, sich ggf. an mehreren<br />
Ansätzen zu orientieren und diese in ein in sich st<strong>im</strong>miges Gesamtkonzept umzusetzen.<br />
Tulodziecki und Herzig (1998) bemerken dazu:<br />
„Praxis- und theorieorientiert entwickelte Unterrichtskonzepte haben gegenüber herkömmlichem<br />
Unterricht den Vorteil, daß sie auf der Basis – mindestens bis zu einem gewissen Grad – bewährter<br />
lern- und lehrtheoretischer Annahmen entwickelt wurden. Dennoch sind dadurch<br />
entsprechende Lernerfolge nicht garantiert. Die Reflexion zur Entwicklung der Unterrichtskonzepte<br />
hat gezeigt, daß <strong>im</strong> Entwicklungsprozeß verschiedene Entscheidungen gefällt werden<br />
müssen, deren empirische Auswirkungen unter Umständen nur schwer vorhersehbar sind. Insofern<br />
ist in jedem Falle eine Erprobung der Unterrichtskonzepte sinnvoll.“ (aaO., S. 15).<br />
Die Theorieorientierung erfüllt prinzipiell zwei verschiedene Funktionen: Sie unterstützt die<br />
Entwicklung und die Evaluation von Unterrichtskonzepten. Zum einen soll durch die Orientierung<br />
an überprüften Wissen über <strong>Lehr</strong>- und Lernvorgänge sichergestellt werden, dass die<br />
Entwicklung des Unterrichtskonzepts nach dem Stand der Wissenschaft erfolgt. Zum anderen<br />
ist die Verknüpfung der Entwicklung mit prozessbegleitender Evaluation geboten (die zweite<br />
Funktion der Theorieorientierung), um zu überprüfen, ob das entstandene Konzept tatsächlich<br />
die intendierten Effekte erreicht (Freudenreich und Schulte, 2002).<br />
Die empirische Untersuchung gewinnt ihre Fragen und zum Teil auch ihre Untersuchungsinstrumente<br />
so also durch die Theorieorientierung der Konzeptentwicklung. Diese<br />
liefert Hinweise auf wesentliche Aspekte, mögliche Schwierigkeiten und Hinweise auf die erwarteten<br />
Wirkungen der einzelnen Elemente des Unterrichtskonzepts, die untersucht werden<br />
sollten.<br />
Aus fachdidaktischer Perspektive ist eine weitere theoretische Verankerung des Unterrichtskonzepts<br />
an fachdidaktischen Ansätzen sinnvoll: Diese soll bewirken, dass Unterrichtsinhalte,<br />
Unterrichtsmethoden und die damit verknüpften Unterrichtsziele den Stand der fachdidaktischen<br />
Forschung widerspiegeln. Diese zweite Theorieorientierung führt so zu einer<br />
Präzisierung von Forschungsfragen und -zielen.<br />
6 Tulodziecki und Herzig (1998 S.9f) empfehlen, bereits den Prozess des 'Auffindens' eines geeigneten theoretischen<br />
Ansatzes als einen Entscheidungsprozess zu interpretieren, da beispielsweise eine angemessene Nähe<br />
zwischen den Lernzielen und den Vorstellungen der Theorie über <strong>Lehr</strong>en und Lernen gewährleistet sein<br />
müsse (Widerspruchfreiheit, Normenproblem).<br />
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