Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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<strong>Lehr</strong>- und lerntheoretischer Hintergrund<br />
1. Die Lernenden müssen mit ihren bisherigen Vorstellungen unzufrieden sein (dissatisfaction)<br />
2. Die neue Vorstellung muss ihnen logisch verständlich erscheinen (intelligible)<br />
3. Sie muss einleuchtend sein (plausible)<br />
4. Sie muss sich in neuen Situationen als erfolgreich erweisen (fruitful)<br />
Die vier Punkte geben Hinweise, weshalb Konzeptwechsel so schwierig sind (siehe oben, Abbildung<br />
20, S. 64). Aber auch wenn die Bedingungen zwei und drei erfüllt sind, das<br />
wissenschaftliche Konzept logisch und plausibel erscheint, wird es oft nicht verstanden, weil<br />
nicht genügend Hintergrundwissen vorhanden ist. Hier kann so etwas wie ein Lern-Paradox<br />
entstehen ( siehe Duit 1996, S. 153): „Die neue Sichtweise kann man erst dann verstehen,<br />
wenn man bereits über ausreichend Wissen über sie verfügt“. Auch empirische Evidenz reicht<br />
nicht aus; Duit (aaO., S.154) zitiert ein Beispiel:<br />
„Ein zwölf Jahre altes Mädchen ist gebeten worden, vorherzusagen, ob ein Eisblock schneller<br />
schmilzt, wenn er in Wolle oder Aluminiumfolie eingewickelt ist. Das Mädchen ist der Meinung,<br />
der in Wolle eingewickelte Block müsse schneller schmelzen, weil Wolle warm macht und folglich<br />
Wärme abgibt. Das gegenteilige Resultat ihres Versuchs überzeugte sie nicht, daß ihre<br />
Vorstellung falsch war. Sie erfindet vielmehr ad hoc eine Reihe von Argumenten, die erklären sollen,<br />
warum sich in diesem speziellen Fall ein Ergebnis eingestellt hat, das mit dem von ihr<br />
vorhergesagten nicht übereinst<strong>im</strong>mt.“ (Duit 1996, S.154)<br />
Insbesondere die <strong>im</strong>pliziten Botschaften des Unterrichts hätten einen großen Einfluss auf<br />
epistemologische Überzeugungen (aaO., S. 231). Inwieweit umgekehrt epistemologische Vorstellungen<br />
den Unterrichtserfolg des Schülers beeinflussen ist weitgehend offen, obwohl es in<br />
Mathematik und Naturwissenschaften Hinweise auf einen Einfluss gibt (aaO., S. 238). Als Ergebnis<br />
von TIMSS/III halten die Autoren fest:<br />
„Personen mit der Überzeugung, Mathematik sei das bloße Anwenden von Lösungsalgorithmen<br />
auf vorgegebene Aufgaben, sind weniger interessiert, verwenden mehr Oberflächenstrategien<br />
be<strong>im</strong> Lernen und erreichen niedrigere Leistungen. [..] Analoge Zusammenhänge zwischen epistemologischen<br />
Überzeugungen, Mediatoren und Fachleistungen lassen sich für das Fach Physik<br />
nachweisen. [..] Insgesamt zeigen die Analysen, dass epistemologische Überzeugungen ein wichtiges,<br />
bislang nicht ausreichend gewürdigtes Element motivierten und verständnisvollen Lernens in<br />
der Schule darstellen“ (aaO., S. 268).<br />
6.2.3 Modellieren <strong>im</strong> Mathematikunterricht<br />
Im Mathematikunterricht wird das Modellieren ebenfalls als ein zentraler Inhalt gesehen (Abbildung<br />
21).<br />
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