Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Unterrichtserfahrungen und Praxiskonzepte<br />
ren hinaus zu gehen und auch Techniken zu deren Anwendung, also Softwareentwicklungstechniken,<br />
zu vermitteln. Die berichteten Probleme sind – <strong>im</strong> Vergleich mit den<br />
anderen hier vorgestellten Ansätzen – nicht überraschend, da der Schwierigkeitsgrad höher<br />
erscheint und damit weniger Gelegenheit für eigenständige Arbeitsformen, eigenständiges<br />
Lernen, Wiederholungen und Vertiefungen gegeben sind. Im Unterricht selbst liegt wegen<br />
der hohen Anforderungen der Schwerpunkt dann doch wieder auf der Implementierungsphase<br />
und damit auf der Vermittlung von Sprachstrukturen.<br />
4. Unterstützung durch Klassenbibliotheken:<br />
Diese Idee ähnelt den vorigen: Durch vorliegende Bausteine wird die Tipparbeit reduziert,<br />
einzelne Konstrukte können so eher in größere Zusammenhänge gestellt werden: Ein Methodenaufruf<br />
beispielsweise kann eine mächtige Bibliotheksfunktion auslösen. Obwohl<br />
auch dieser Ansatz auf Sprachstrukturen (beispielsweise die Punktschreibweise der Methodenaufrufe),<br />
reduziert wird, gehen hier die Schülerinnen und Schüler schon eher mit<br />
objektorientierten Konzepten um, da sie eine Klassenbibliothek benutzen. Sie erfahren so<br />
eher den Gedanken der Wiederverwendung. Allerdings liegt auch hier <strong>im</strong> <strong>Anfangsunterricht</strong><br />
der Schwerpunkt auf einzelnen Konstrukten, die Bibliothek wird nur so weit<br />
eingeführt, dass sie genutzt werden kann. Überlegungen zur Architektur der Bibliothek,<br />
zur Nutzung der Bibliothek in eigenen Designs oder überhaupt das Erstellen eigener Klassenentwürfe<br />
finden <strong>im</strong> <strong>Anfangsunterricht</strong> nach diesem Konzept nicht statt.<br />
5. <strong>Informatik</strong>anfangsunterricht als Programmiersprachenkurs:<br />
Baumann beispielsweise vermutet, dass gute Sprachkurse mit Java die zusätzlichen Konzepte<br />
ebenfalls vermitteln könne. Andere adaptieren die bekannten Hilfsmittel: Nikki, der<br />
Roboter als Java-Version anstelle von Pascal.<br />
Diese Konzepte wechseln die Sprache, nicht den eigentlichen Unterrichtsinhalt. Eine unterrichtsmethodische<br />
Innovation ist ebenso wenig erkennbar. Eine Einführung in die<br />
Objektorientierung beschränkt sich auf zusätzliche Sprachkonstrukte und andere Schreibweisen<br />
(beispielsweise die Punktschreibweise).<br />
Es zeigt sich, dass in den verschiedenen Ansätzen dieselben unterrichtsmethodischen Probleme<br />
durch die Stofffülle und die Heterogenität der Inhalte deutlich werden: Es gelingt nicht,<br />
neben in Sprachen und Entwicklungswerkzeuge auch in Konzepte der Objektorientierung,<br />
den Entwicklungsprozess und Modellierungstechniken einzuführen. Einzelne Ansätze reduzieren<br />
die Anforderungen auf geschickte Weise, können aber die Problematik nur ansatzweise<br />
lösen.<br />
Insgesamt fällt auf, dass das konkrete Vorgehen des Modellierens kaum eine Rolle spielt, grafische<br />
Notationen ebenso wenig. Der Quelltext, bzw. das Implementieren bleibt Schwerpunkt<br />
sowohl von den be<strong>im</strong> Unterrichten wahrgenommenen Problemen, als auch von der Seite der<br />
Lösungsideen. Unterrichtsmethodische Ansätze, Modellierungstechniken zu vermitteln, sind<br />
bislang nicht veröffentlicht worden – was nicht bedeutet, dass Modellieren in der Unterrichtspraxis<br />
gar keine Rolle spielt.<br />
Erinnert sei an Füllers Frage (siehe Abschnitt 3.2), welchen Stellenwert angesichts der methodischen<br />
Probleme von OOT <strong>im</strong> <strong>Anfangsunterricht</strong> eigenständige, konstruktive und<br />
explorierende Schülerarbeitsphasen haben können und sollen.<br />
Man kann daher der Einschätzung von Penon und Spolwig (1999) zust<strong>im</strong>men, wonach der<br />
Schwerpunkt der Veröffentlichungen zur Objektorientierung auf dem Aspekt der zu verwendenden<br />
Programmiersprache (aaO., S. 40) liege; doch nach ihren<br />
„Erfahrungen <strong>im</strong> Unterricht und in der <strong>Lehr</strong>erfortbildung resultieren die Schwierigkeiten be<strong>im</strong><br />
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