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Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht

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<strong>Lehr</strong>- und lerntheoretischer Hintergrund<br />

nig Fremderklärung wie nötig (aaO., S. 90, Renkl <strong>im</strong> selben Band). Der Lernprozess sollte so<br />

organisiert werden, dass mit den ausführlicheren Fremderklärungen begonnen wird und diese<br />

(<strong>im</strong> Sinne des 'Fading') abnehmen zugunsten von Selbsterklärungen (aaO.). Falls später doch<br />

noch längere Fremderklärungen notwendig werden, so ist dies ein Indiz für zu schnelles 'Fading'<br />

(aaO., S. 90f.).<br />

Zwischen der Quantität der Verbalisierung bei Selbsterklärungen und Lernerfolg besteht vermutlich<br />

kein Zusammenhang (aaO., S. 92). Verbalisierungen können auch auf<br />

Verständnisschwierigkeiten hindeuten, andererseits aber auch auf elaborative, Kohärenz fördernde<br />

kognitive Verarbeitung verweisen. Im Sinne der Expertiseforschung also den Prozess<br />

der Elaboration von eher flachen Wissens- und Handlungsstrukturen von Novizen hin zu stark<br />

gegliederten hierarchischen kognitiven Strukturen von Experten ausdrücken (aaO., S. 91f.).<br />

Insgesamt müssen Lösungsbeispiele in eine entsprechende <strong>Lehr</strong>-Lern-Kultur eingebettet werden,<br />

damit der damit verbundene kognitive Aufwand des Strategiewechsels vom<br />

mechanischen, routinisierten Aufgabenlösen zur „reflektierten, prinzipbasierten und kreativen<br />

Aufgaben- bzw. Problembewältigung“ für die Lernenden „hinreichend ertragreich erscheint.<br />

Andernfalls dürfte die Bereitschaft zur Nutzung instruktionaler Erklärungen relativ gering<br />

bleiben“ (aaO., S.93).<br />

In der naturwissenschaftlichen Didaktik wird die Anwendbarkeit des Cognitive Apprenticeship<br />

entsprechend unter dem Aspekt des Konzeptwechsels diskutiert. Duit verweist 1996<br />

etwas skeptisch und 2000 ausdrücklich auf diesen Ansatz.<br />

In Duit (1996, S. 157) wird auf ein Problem der 'communities of practice' verwiesen:<br />

„Ansätze zum Cognitive Apprenticeship sind mit einer fundamentalen Problematik behaftet. Es<br />

geht ihnen um die Einführung in die Praxis einer neuen Kultur. Aber um welche Kultur handelt es<br />

sich? Im Falle des Hochschulunterrichts ist dies zweifellos die Kultur der entsprechenden Wissenschaft.<br />

Für den allgemeinbildenden Unterricht der Schule trifft dies allerdings nicht zu, denn dort<br />

geht es ja ganz ausdrücklich nicht allein um Propädeutik, sondern ganz wesentlich um die Aufklärung<br />

der natürlichen und gesellschaftlichen Lebenswelt durch naturwissenschaftliches Wissen.<br />

Diese Problematik wird zur Zeit <strong>im</strong> Zusammenhang mit Ansätzen des Cognitive Apprenticeship<br />

noch nicht ausreichend diskutiert.“<br />

Für <strong>Lehr</strong>- und <strong>Lernprozesse</strong> <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht würde man aus der Sicht des systemorientierten<br />

Ansatzes hinzufügen, dass Schule auch in die technologische Umwelt einführen<br />

und darüber aufklären muss – aber die aufgeworfene Frage bleibt bestehen: In welche 'Praxis<br />

der <strong>Informatik</strong>' soll der Unterricht einführen? Es ist klar, dass die Ausbildung von '<strong>Informatik</strong>ern<br />

<strong>im</strong> Westentaschenformat' (Roth 1996, S. 175; vergleiche dazu auch Ropohl 1991, S.229)<br />

kein pr<strong>im</strong>äres Ziel darstellen kann. Grundlage des <strong>Informatik</strong>unterrichts ist die systemorientierte<br />

Sichtweise anhand derer die 'Kultur der Softwareentwicklung' deutlich wird, in die der<br />

Unterricht Einblicke gewährt (vgl. Kap. 4.2, ab S. 37).<br />

Das Einführen in eine 'community of experts', in eine 'Kultur' kann insofern auch direkt genutzt<br />

werden für den angestrebten Konzeptwechsel (vgl. dazu Kap. 6.2.2, ab S. 70): Dieser<br />

besteht <strong>im</strong> Wechsel von der 'Alltagskultur' zur 'Expertenkultur', von den alltäglichen Vorerfahrungen<br />

zur intendierten wissenschaftlichen (oder hier: soziotechnischen) Sichtweise. Nach<br />

diesem Verständnis bietet das Cognitive Apprenticeship <strong>im</strong> Sinne des situierten Lernens neue<br />

Akzente für Unterrichtsstrategien des Konzeptwechsels (vgl. dazu Duit 2000, S. 85). Dabei<br />

wird dann unter anderem die Methode des 'Scaffolding' interessant (vgl. zur Problematik Konzeptwechsel<br />

und <strong>Informatik</strong>unterricht die Schlussfolgerungen für die Konzeptentwicklung in<br />

Kap.6.3.2, ab S. 75).<br />

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