Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Unterrichtserfahrungen und Praxiskonzepte<br />
Es wäre problematisch, das Programmieren von Computern, etwa mit LOGO, als Unterrichtsfach<br />
vor allem mit der Rechtfertigung einzuführen, dadurch würden u.a. das<br />
schlussfolgernde Denken und die planerischen Fähigkeiten der Lernenden gefördert. Denn die<br />
pädagogische Psychologie konnte derartige kognitive Lerneffekte bislang nicht nachweisen<br />
(Mietzel 2001, S.14), was interessanterweise in der <strong>Informatik</strong>didaktik auch von Verfechtern<br />
des Problemlöseparadigmas nicht bestritten wird, etwa von Eberle (1996, S. 212), der die<br />
Schlussfolgerung zieht, dass man dann zumindest davon ausgehen könne, dass der <strong>Informatik</strong>unterricht<br />
für dieses Bildungsziel wenigstens nicht weniger beitrage als andere Schulfächer<br />
und dass schließlich Programmierkompetenz überall dort nütze, wo Programmierkompetenz<br />
gefragt sei. Eberle übersieht, dass mit der Anerkennung fehlender Belege für eine allgemeine<br />
Problemlösekompetenz diese nicht als das zentrale Bildungsziel und auch nicht als die zentrale<br />
Begründung des allgemein bildenden Wertes des <strong>Informatik</strong>unterrichts herangezogen<br />
werden kann.<br />
In der pädagogischen Psychologie hat man sich zur Klärung der Frage, „wie Denkprozesse<br />
von Schülern gefördert werden können, an dem orientiert, was über die Denkweisen von Experten<br />
ermittelt worden ist“ (Mietzel 2001, S. 278ff.): Experten verfügen über umfangreiche<br />
bereichsgebundene Kenntnisse und Lösungsstrategien. Sie werden daher schneller auf relevante<br />
Informationen aufmerksam, können die Informationsmenge durch Schemata verringern,<br />
etc. Experte, und damit kompetenter Problemlöser, wird man vor allem durch Bereichskenntnisse.<br />
Das zentrale Bildungsziel des Problemlöse-Paradigmas – so ist zu folgern – ist damit<br />
tatsächlich nicht begründet: Wenn <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht Programmieren vermittelt wird,<br />
dann haben die Schülerinnen und Schüler, falls der Unterricht lernwirksam ist, bestenfalls<br />
also Programmieren gelernt. Wieso sie dies aber lernen sollen, wird <strong>im</strong> Problemlöse-Paradigma<br />
nicht beantwortet.<br />
3.7 Inhalte der Praxiskonzepte<br />
Aus Sicht des Problemlöse-Paradigmas, in welchem Softwareentwicklung als ein Problemlöseprozess<br />
gesehen wird, der auf die <strong>im</strong> Gehirn ablaufenden Prozesse be<strong>im</strong> (menschlichen)<br />
Problemlösen direkt übertragen werden kann, ist die Objektorientierung erst einmal ein weiteres<br />
Problemlöseverfahren der <strong>Informatik</strong> mit potenziellem Wert für den Unterricht. Bisher<br />
schon führt die Schulinformatik in verschiedene - wie man sie aus der Sicht des Problemlöse-<br />
Paradigmas sehen würde - 'Problemlöseverfahren' ein, die man den <strong>im</strong>perativen, logischen<br />
und funktionalen Programmiersprachen oder -paradigmen zuordnen kann.<br />
Man hat nun versucht, die verschiedenen Programmierparadigmen direkt menschlichen Denkweisen<br />
zuzuordnen (Müller 1992, S. 159), siehe Tabelle 6:<br />
Entspricht dem Programmierparadigma:<br />
Menschliche Vorstellungs- und Denkweise:<br />
Bearbeiten Kooperieren Abstrahieren, Klassifizieren,<br />
Systematisieren<br />
Abbilden,<br />
Zuordnen,<br />
Beschreiben<br />
Imperativ X<br />
Funktional X<br />
Deklarativ X<br />
Objektorientiert X X X X X<br />
Tabelle 6 Müllers Zuordnung von Denkweisen und Programmierparadigmen, nach: Müller, 1992, Abbildung S.<br />
159<br />
Diese Zuordnung ist sehr willkürlich: Weder ist klar, weshalb den einzelnen Programmierparadigmen<br />
nun genau diese Eigenschaften zugeordnet werden, noch ist klar, weshalb das<br />
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