Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Interpretation der Ergebnisse<br />
deutlich werden, d.h.: Modellieren bedeutet mehr als das Notieren einer Lösung. Es gibt keine<br />
universell anwendbaren Idealrezepte, sondern situierte Lösungen und Heuristiken. Zum anderen<br />
dient ein Modell <strong>im</strong>mer zwei verschiedenen Zwecken: einmal der Implementation – es<br />
muss vom Computer 'verstanden' werden, aber das Modell dient auch zur Kommunikation<br />
und Dokumentation von Entwurfsideen, es muss von den Entwicklern verstanden werden. Es<br />
ist Dokumentation und Grundlage für mögliche spätere Änderungen, sodass nicht nur Implementierbarkeit<br />
und Funktionstüchtigkeit, sondern auch Verständlichkeit und Wartbarkeit eine<br />
Rolle spielen.<br />
Das Lernwerkzeug muss daher das einfache Aufschreiben und Ändern unterstützen.<br />
Wenn die instruktionale Erklärung diese Sichtweise des allmählichen Verfeinerns verdeutlichen<br />
kann, dann sollte so das Abwahlverhalten (aus Unsicherheit gegenüber dem Werkzeug)<br />
verbessert, die Modellierkompetenz und die verstehende Einsicht in soziotechnische Sichtweisen<br />
gefördert werden können, da ggf. ein Modell erst durch den tatsächlichen Einsatz,<br />
durch den Bezug auf die Einsatzzwecke beurteilt und verbessert werden kann.<br />
10.3 Lernumgebung und Unterrichtskonzept<br />
In diesem Abschnitt werden einzelne Aspekte des life 3 -Unterrichtskonzepts vertiefend diskutiert:<br />
Die Rolle der Objektstrukturen (Abschnitt 10.3.1) und die Rolle von Fujaba als<br />
Lernmedium (Abschnitt 10.3.2). Es werden dabei einige Konzeptänderungen (bzw. Präzisierungen)<br />
vorgeschlagen, die <strong>im</strong> Einklang mit der lehr- und lerntheoretischen Diskussion (vgl.<br />
Abschnitt 6.3.1 ab S. 74) auf eine Stärkung des verständnisorientierten Lernens <strong>im</strong> Sinne des<br />
Cognitive Apprenticeship abzielen.<br />
10.3.1 Objektstrukturen<br />
In diesem Abschnitt soll die Idee der Objektstrukturen als ein konzeptuelles Modell präzisiert<br />
werden, mit dessen Hilfe für Anfänger angemessene mentale Modelle der Objektorientierung<br />
gelehrt werden können.<br />
Damit soll ein zentraler Wirkungszusammenhang des Unterrichtskonzepts vor dem Hintergrund<br />
der Evaluation erläutert werden. Dieses geschieht auch deshalb, weil vermutlich der<br />
Beitrag der ersten Phase zum Lernerfolg aus der unterrichtspraktischen Sicht nicht klar ist;<br />
siehe dazu beispielsweise (Moll, 2002) 95 : „Der eigentlichen Modellierungsarbeit in zusammenhängenden<br />
Projekten geht eine mehrwöchige bzw. mehrmonatige Phase voran, in der<br />
grundlegende Konzepte der Objektorientierung in Anlehnung“ an das Konzept Stifte und<br />
Mäuse vermittelt werden (aaO., S. 49), denn die Vermittlung der für die Implementation notwendigen<br />
Konzepte Schleife, Verzweigung, ggf. Parameter und lokale Variablen (aaO., S. 46)<br />
„allein <strong>im</strong> Rahmen umfangreicher Softwareprojekte erscheint schwierig“ (aaO.). Erst nach<br />
dieser 'einführenden' Phase könne <strong>im</strong> Klassenverband mit CRC-Karten und Objektspiel eine<br />
Version des Flaschendrehen-Beispiels (Mini-Roulette) modelliert und mit einem CASE-Tool<br />
<strong>im</strong>plementiert werden. Moll zieht folgende Schlussfolgerung aus dem durchgeführten Unterricht:<br />
„Insgesamt haben die Erfahrungen gezeigt, dass die Schülerinnen und Schüler auch in der Jahrgangsstufe<br />
11 bereits frühzeitig mit Modellierungen und Modellierungstechniken umgehen<br />
95 Der Autor bezieht sich in seinem Konzept auf eine frühere Version des hier entwickelten life 3 -Unterrichtskonzepts:<br />
Reinsch/Schulte, Arbeitspapier 2001 (unveröffentlichtes Manuskript). Er kannte das hier entwickelte<br />
Unterrichtskonzept auch von der INFOS 2001. Der Unterricht war gerade angefangen und es war<br />
nicht klar, ob Phase 2 wie erwartet funktionieren kann. Eben dies wurde bei einem Treffen mit <strong>Informatik</strong>lehrern<br />
und Referendaren während der INFOS 2001 stark angezweifelt.<br />
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