Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Theoriegeleitete Entwicklung und Evaluation<br />
Die Entwicklung und Evaluation vollzieht sich als eine verzahnte Abfolge einzelner Schritte,<br />
vgl. Tulodziecki und Herzig, 1998:<br />
• „Vermutungen zu verbesserungswürdigen Disposition auf Seiten der Lernenden,<br />
• Entwickeln von Zielvorstellungen und deren Begründung,<br />
• Entscheidung für einen geeigneten lern-lehrtheoretischen Ansatz auf der Basis einer prüfenden<br />
Reflexion,<br />
• Formulierung der Annahmen zu den Lernvoraussetzungen, der Zielvorstellungen, der lerntheoretischen<br />
und der lehrtheoretischen Annahmen auf der Basis des gewählten Ansatzes,<br />
• Konkretisierung der anzustrebenden Lernaktivitäten und geeigneter <strong>Lehr</strong>handlungen, ggf. unter<br />
Berücksichtigung weiterer Annahmen,<br />
• Entwickeln der notwendigen Lern- und <strong>Lehr</strong>materialien,<br />
• Entwurf einer Handlungslinie für den Unterricht als Orientierung für die <strong>Lehr</strong>person.“ (Tulodziecki<br />
und Herzig, 1998, S. 13)<br />
Der Entwicklungsprozess ist dabei nicht als Ableitungsprozess, sondern als Wechselwirkungsprozess<br />
zu sehen, in dem ggf. Leerstellen in theoretischen Ansätzen ergänzt oder<br />
bezüglich einzelner Punkte ausgetauscht werden müssen.<br />
Grundsätzlich sollten in der Evaluation des entwickelten Konzepts die folgenden Fragestellungen<br />
berücksichtigt werden:<br />
„(1) Wurden die Lernvoraussetzungen <strong>im</strong> Rahmen des Konzepts angemessen eingeschätzt?<br />
(2) Konnten die <strong>Lehr</strong>handlungen in der geplanten Weise durchgeführt werden? Erwies sich dies<br />
als sinnvoll?<br />
(3) Wurden die Lernenden in der angestrebten Weise aktiv? Zeigten sich unter Umständen erwünschte<br />
oder unerwünschte Nebenwirkungen?<br />
(4) Wie sind die erreichten Lernergebnisse <strong>im</strong> Aspekt der Zielvorstellungen zu beurteilen?“ (Tulodziecki<br />
und Herzig, 1998, S. 16)<br />
Bezüglich der vierten Frage stellt sich das Problem der Einschätzung. Man könnte einen<br />
Schwellenwert festlegen, ab dem Lernziele als erfüllt angesehen werden: Wenn mindestens X<br />
Schüler Aufgabe Y richtig lösen, ist das Lernziel erreicht. Man könnte den Lernerfolg statistisch<br />
festlegen, indem die Ergebnisse von Vor- und Nachtest auf signifikante Unterschiede<br />
geprüft werden. Und drittens könnte der Vergleich mit einer Kontrollgruppe als Maßstab gewählt<br />
werden. Diese Möglichkeit hat zudem den Vorteil, dass mögliche Störeffekte (leichter)<br />
ausgeschlossen werden können (Tulodziecki und Herzig, 1998, S.22f).<br />
Voraussetzung für eine präzise Messung des Konzepterfolgs sind relativ gute Kenntnisse über<br />
die Bedingungen des <strong>Lehr</strong>ens und Lernens <strong>im</strong> Fachgebiet, über Schwierigkeiten bei der Lernzielerreichung,<br />
mögliche unterrichtsmethodische Zugänge und vorliegende Konzepte, die den<br />
intendierten Zielvorstellungen zumindest recht nahe stehen. Diese Basis ermöglicht zusammen<br />
mit der theoretischen Verankerung bzw. Verfeinerung in der Konzeptentwicklung, dass<br />
präzise Voraussetzungs-Ziel-Mittel-Aussagen möglich werden. Diese Aussagen haben die<br />
Form:<br />
„-Wenn Schülerinnen und Schüler mit den Lernvoraussetzungen Vi [..] die Lernaktivitäten Xk<br />
vollziehen, dann erreichen sie die Ziele [..].<br />
-Wenn die <strong>Lehr</strong>person die <strong>Lehr</strong>handlungen Y1 durchführt, dann vollziehen die Schülerinnen und<br />
Schüler mit den Lernvoraussetzungen Vi die Lernaktivitäten Xk.“ (Tulodziecki und Herzig, 1998,<br />
S.9)<br />
In der <strong>Informatik</strong>didaktik und dem Thema der Einführung der Objektorientierung sind diese<br />
Voraussetzungen jedoch nicht gegeben. Daher wird sich die Evaluation auf den Bereich der<br />
'Nebenwirkungen' konzentrieren müssen. Nebenwirkungen <strong>im</strong> obigen Sinne sind zusätzliche,<br />
neben den präzisen Wenn-dann-Aussagekonstrukten, <strong>im</strong> Verlauf der Evaluation beobachtete<br />
Wirkungen des Lernkonzepts, die sich auf verschiedene Bereiche beziehen können: Lernziele,<br />
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