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Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht

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Fachdidaktischer Hintergrund<br />

von eigenen Praxiserfahrungen und die Zersplitterung der Technikwissenschaften. Man<br />

bräuchte nach Ropohl so etwas wie eine allgemeine Technologie (aaO., S.227).<br />

Eine Herausforderung sei die integrative Vermittlung dieser Aspekte, ohne dass sie zu einem<br />

Additivum verkommen (aaO., S.232). Doch <strong>im</strong> Grunde sei das Anliegen nicht mehr, als das<br />

Wissen auf den Begriff zu bringen, das der „tätige Ingenieur“ sowieso habe: Technik sei keine<br />

Spielwiese für die „zweckfreie Pröbelei“, stattdessen dienten die technischen Artefakte<br />

„<strong>im</strong>mer als Mittel für menschliche Handlungszwecke, und sie gehen aus menschlichem Handeln<br />

hervor, das sie vorher als Zweck gesetzt hatte. Neue technische Lösungen sind <strong>im</strong>mer auch neue<br />

Handlungsmuster, von Menschen für Menschen entworfen und damit Kristallisationen gesellschaftlicher<br />

Verhältnisse. [..]<br />

Jede Invention ist eine Intervention, eine Intervention in Natur und Gesellschaft.“ (Ropohl 1991,<br />

S. 233)<br />

Dass Orientierungswissen über den technischen Fortschritt und dessen Mechanismen sowie<br />

Wissen über wichtige Technologien in den modernen technologischen Gesellschaften zur Allgemeinbildung<br />

zählen sollten, wird auch andernorts gesehen. Klafki (1996, S. 59) verweist<br />

auf Schlüsselprobleme, die in der allgemein bildenden Schule thematisiert werden sollen. Eines<br />

davon sind die Fragen der Informations- und Kommunikationstechnologien. In neuerer<br />

Zeit belegt Lessig (1999) vor dem Hintergrund des Internets <strong>im</strong> Einzelnen die Bedeutsamkeit<br />

technologischen Orientierungswissens.<br />

Die Notwendigkeit, Technik zu entmystifizieren, technische Entwicklungen verständlich zu<br />

machen und die Bedeutung von Technik für den Einzelnen und die Gesellschaft deutlich zu<br />

machen wird nicht nur in einer technologischen Aufklärung, sondern auch in der <strong>Informatik</strong>didaktik<br />

gesehen (Hubwieser 2001, S. 58f.). Die Empfehlungen zur informatischen Bildung<br />

der Gesellschaft für <strong>Informatik</strong> (Gesellschaft für <strong>Informatik</strong> 2000) sowie die meisten <strong>Lehr</strong>pläne<br />

betrachten diese Fragen als relevant für den <strong>Informatik</strong>unterricht. Bisher, so etwa die<br />

Analyse von Forneck (1992), ist diese Frage aber ein Anhängsel des Unterrichts geblieben<br />

(vgl. auch Hampel, Magenhe<strong>im</strong> und Schulte 1999).<br />

Der systemorientierte Ansatz versucht nun einen Brückenschlag zu finden, um soziotechnische<br />

Aspekte in den <strong>Informatik</strong>unterricht zu integrieren. Hier sind einige<br />

Anregungen Ropohls zu nennen:<br />

1. Technik hat demnach <strong>im</strong>mer auch eine 'soziale Seite'.<br />

2. Technische Bildung kann nicht durch die Beschäftigung mit Technik 'von außen' erworben<br />

werden. Praktische Erfahrungen mit der Entwicklung und Nutzung von Technik sind dazu<br />

notwendig.<br />

Um den ersten Punkt herauszuarbeiten, führt der systemorientierte Ansatz den Begriff des soziotechnischen<br />

<strong>Informatik</strong>systems ein, der zum eigentlichen Kernbegriff des Ansatzes wird.<br />

Es besteht aus Hard- und Software mit Verarbeitungs- und Speicherkomponenten, aber auch<br />

mit einer Benutzungsschnittstelle, sodass beispielsweise die Perspektive des Benutzers einbezogen<br />

wird. Foegen schlägt 1996 vor, die „Gestaltung von Systemen“ als Leitfaden für den<br />

<strong>Informatik</strong>unterricht zu benutzen und macht deutlich, dass damit der Algorithmus nur eine<br />

Form der Informationsverarbeitung darstellt und das „alte Paradigma der Algorithmusorientierung“<br />

durch den systemorientierten Ansatz abgelöst wird, um die verschiedenen<br />

Teilbereiche der <strong>Informatik</strong> in einem didaktischen Konzept zu vereinen und neue Entwicklungen<br />

wie die Objektorientierung zu integrieren (Foegen 1996, S. v). Die Gestaltung wird dabei<br />

nicht auf technische oder informationstechnische Systeme beschränkt, sondern bezieht die<br />

umgebenden sozialen Systeme ausdrücklich mit ein: „Technische Systeme zu verändern<br />

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