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Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht

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<strong>Lehr</strong>- und lerntheoretischer Hintergrund<br />

geben keine objektive Messung von Unterrichtsstilen wieder. Man kann vermuten, dass nach<br />

Abzug der Schülerarbeitsphasen am Rechner der <strong>Informatik</strong>unterricht den anderen Fächern<br />

doch wieder sehr ähnlich ist. Die Aussagen der <strong>Lehr</strong>er beziehen sich meist auf Rechnerarbeitsphasen<br />

(vgl. aaO., S.293f): Da kann man die Schüler „machen lassen“, „Man geht zum<br />

Computer und gibt Tipps“ etc. Die Gruppenarbeit, auf die sich einzelne Äußerungen beziehen,<br />

findet wohl meist am Computer statt. Da also empirische Ergebnisse für den<br />

<strong>Informatik</strong>unterricht nicht vorliegen, werden hier die TIMMS- und die PISA-Studie herangezogen.<br />

6.2.1 Unterrichtsmuster<br />

Die TIMSS 38 -Ergebnisse (Baumert und Lehmann 1997, S. 55f.) zeigen insgesamt mittlere<br />

Leistungen der deutschen Schülerinnen und Schüler, die mit einer vergleichsweise hohen<br />

Leistungsheterogenität und mit geringen Lernzuwächsen in der siebten und achten Jahrgangsstufe<br />

einhergehen: „Defizite liegen insbesondere <strong>im</strong> Bereich konzeptuellen Verständnisses<br />

und <strong>im</strong> Verständnis naturwissenschaftlicher Arbeitsweisen“ (aaO., S.56).<br />

Im Vergleich von Japan, den USA und Deutschland zeigen sich unterschiedliche typische unterrichtliche<br />

Muster: Japanischer Mathematikunterricht ist „Problemlöseunterricht“, in den<br />

USA und Deutschland findet „Wissenserwerbsunterricht“ statt. „In Deutschland werden mathematische<br />

Konzepte <strong>im</strong> Unterrichtsgespräch, das auf eine einzige Lösung hinführt,<br />

entwickelt, in den USA vom <strong>Lehr</strong>er vorgestellt und von den Schülern angewandt“ (aaO.,<br />

S.215). Japanischer Mathematikunterricht ist eher konstruktivistisch ausgerichtet, in der typischen<br />

Unterrichtsstunde wird ein komplexes Problem mit unterschiedlichen<br />

Lösungsmöglichkeiten von den Schülern in Gruppen- oder Partnerarbeit angegangen. Anschließend<br />

werden verschiedene Lösungswege vorgestellt und <strong>im</strong> Unterrichtsgespräch<br />

zusammengefasst, danach lösen die Schüler in Einzel- oder Gruppenarbeit ähnliche Aufgaben<br />

(aaO., S. 225).<br />

In Deutschland sieht das typische Muster so aus: Nach Durchsicht und Besprechung der<br />

Hausaufgaben mit einer kurzen Wiederholungsphase wird <strong>im</strong> fragend-entwickelndem Unterrichtsgespräch,<br />

das auf eine einzige Lösung hinausläuft, der neue Stoff erarbeitet, an der<br />

Tafel zusammengefasst und anschließend wird das Lösungsverfahren von den Schülern geübt.<br />

Alternativ löst anstelle des <strong>Lehr</strong>ers ein Schüler zusammen mit Klasse und <strong>Lehr</strong>er das Problem<br />

(aaO., S. 226). Das Muster in den USA unterscheidet sich vom deutschen dadurch, dass der<br />

<strong>Lehr</strong>er den neuen Stoff nicht <strong>im</strong> Unterrichtsgespräch erarbeitet sondern vorstellt und anschließend<br />

<strong>im</strong> Klassenverband mit den Schülern Beispiele durcharbeitet, bevor die Schüler in<br />

Stillarbeit ähnlich Aufgaben lösen.<br />

Zugespitzt könnte man <strong>im</strong> typischen Mathematikunterricht in Deutschland das unterrichtliche<br />

Vorgehen nach dem Problemlöse-Paradigma wieder erkennen, während <strong>Informatik</strong>unterricht<br />

nach dem systemorientierten Ansatz durch die Idee mehrperspektivischer Zugänge zu einem<br />

Themenbereich eher Ähnlichkeiten mit dem Mathematikunterricht in Japan aufweisen müsste.<br />

In allen drei Ländern liegen 70-80 Prozent der Redeanteile be<strong>im</strong> <strong>Lehr</strong>er, wobei nur in Japan<br />

längere, zusammenfassende Darstellungen durch den <strong>Lehr</strong>er erfolgen (aaO., S. 231). Ebenso<br />

fühlen sich die nationalen Fachdidaktiken und die <strong>Lehr</strong>pläne eher einem konstruktivistischem<br />

Bild des Lernens und <strong>Lehr</strong>ens verpflichtet, wobei in Deutschland beklagt wird, dass zwar Unterrichtskonzepte<br />

vorliegen, der Unterricht in der Breite davon jedoch kaum berührt wird<br />

38 TIMSS: Third International Mathematics and Science Study. Die dritte internationale Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie.<br />

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