Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Interpretation der Ergebnisse<br />
Phase (leicht adaptiert) des life 3 -Phasenmodells in der Sekundarstufe I evaluiert hat, berichtet<br />
beispielsweise von folgendem Vorgehen: Nachdem das Flaschendrehen-Spiel in Gruppen mit<br />
dem ausdrücklichen Auftrag ausprobiert wurde, bei möglichen Unklarheiten des Spielablaufs<br />
die Spielregeln zu erweitern, wurden die verschiedenen Lösungen an der Tafel gesammelt:<br />
„Im Unterrichtsgespräch wird geklärt, ob unterschiedliche Regelauslegungen in echten Programmierprojekten<br />
überhaupt auftreten können. Die Diskussion endet mit der Aufzählung von<br />
Personenkreisen, die in der Realität solche Probleme auflösen können: Auftraggeber, <strong>Informatik</strong>er,<br />
Benutzer, ...“ (Reinsch 2003, S.9).<br />
Mit diesen und ähnlichen Reflexionsphasen werden metakognitive Lernziele angestrebt. Diese<br />
Aspekte könnten dann, sinnvollerweise auf der Basis eigener 'Projekterfahrungen', also<br />
während der dritten Phase, zu einem Bild des soziotechnischen <strong>Informatik</strong>systems zusammengeführt<br />
werden (vgl. Tabelle 7, S. 39). Anhand der Thematisierung von (eher sozialen)<br />
Interessens- und (eher technischen) Designkonflikten (vgl. Magenhe<strong>im</strong> 2000) sollte diese<br />
Thematik vertieft werden können.<br />
10.2 Lernereigenschaften<br />
In diesem Abschnitt werden mögliche Zusammenhänge zwischen Eigenschaften der Lernenden<br />
(Motivation, Interesse, Vorwissen) mit dem Lernergebnis untersucht. Dazu werden mit<br />
dem U-Test Zusammenhänge zwischen Lernereigenschaften sowie FEOK1 und FEOK2 analysiert.<br />
In Bezug auf den Zusammenhang zwischen Lernerfolg und dem Besuch von <strong>Informatik</strong>unterricht<br />
in der Sekundarstufe I haben sich keine signifikanten Zusammenhänge gezeigt. Die<br />
Ursachen für den fehlenden Zusammenhang können vielfältig sein, außerdem wurde nicht<br />
kontrolliert, was in den beiden Schulen konkret <strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht der Sekundarstufe I<br />
unterrichtet wird. Insgesamt deuten die fehlenden Zusammenhänge jedoch an, dass der untersuchte<br />
Unterricht offensichtlich wenig Berührungspunkte mit etwaigen Vorerfahrungen aus<br />
dem Schulunterricht (an den beiden Schulen) aufweist.<br />
Es wurden ebenfalls mögliche Zusammenhänge der FEOK-Ergebnisse mit der Programmiervorerfahrung<br />
untersucht. Dabei gibt es kaum signifikante Zusammenhänge 89 . Die<br />
Vorerfahrungen, die sich bei den Schülerinnen und Schülern durchweg auf <strong>im</strong>perative Programmierung<br />
in einer textuellen Programmiersprache beziehen, haben also keinen bzw. einen<br />
geringen Einfluss auf die Unterrichtsergebnisse. Dieses etwas überraschende Ergebnis deutet<br />
darauf hin, dass das life 3 -Unterrichtskonzept und die verwendeten Werkzeuge dazu führen,<br />
dass die Schülerinnen und Schüler die Inhalte als neue und eigenständige Themen verstehen.<br />
Es scheint also gelungen zu sein, die Schülerinnen und Schüler von Anfang an in die von<br />
Cunningham und Beck (1989) angesprochene 'objectness of the material' hineinzuziehen, sodass<br />
weder fehlende noch <strong>im</strong>perativ orientierte Vorkenntnisse einen nennenswerten Einfluss<br />
auf das Unterrichtsergebnis haben – allerdings haben die Schülerinnen und Schüler der Schule<br />
B geringere Vorkenntnisse und zeigen bessere Ergebnisse in einigen FEOK-Fragen. Diese<br />
Unterschiede liegen jedoch vermutlich an der unterschiedlichen Unterrichtsdurchführung<br />
bzw. der unterschiedlichen Stabilität von Fujaba in den beiden Lerngruppen, allerdings können<br />
Zusammenhänge mit dem Vorwissen mit dem hier eingesetzten Untersuchungsdesign<br />
nicht ausgeschlossen werden.<br />
89 Ausnahme: Die Frage nach der Java-Schreibweise eines Methodenaufrufs (FEOK2 f, siehe Abbildung 99, S.<br />
226 sowie Tabelle 86). Bezüglich der in FEOK2 e gestellten Frage nach der Erklärung der grafischen Syntax<br />
eines Methodenaufrufs gibt es jedoch wieder keinen signifikanten Unterschied zwischen den Gruppen.<br />
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