Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Unterrichtserfahrungen und Praxiskonzepte<br />
Sprachkurse führen so gut wie ausschließlich in eine Sprache ein, nicht in die Objektorientierung.<br />
Konzepte wie Variable, Schleife und Auswahl, die hier vermittelt werden, sind keine<br />
genuinen Konzepte der Objektorientierung (vergleiche Lewis 2000).<br />
Die bewusste Anknüpfung an die bisherigen Inhalte und Methoden des <strong>Informatik</strong>unterrichts<br />
dient jedoch auch dazu, dem <strong>Informatik</strong>lehrer den Übergang zur Objektorientierung zu erleichtern.<br />
Dazu Baumann (2000b, S.33):<br />
„Insbesondere ist damit [Baumann bezeichnet seinen Sprachkurs als evolutionäres Vorgehen,<br />
C.S.] gemeint, dass die <strong>Informatik</strong>lehrer nicht alles zu vergessen hätten, was sie früher einmal gelernt<br />
haben. Zwar ist PASCAL, auch wenn es schüler- bzw. lernzieladäquat eingesetzt wird, als<br />
<strong>Lehr</strong>- und Lernsprache in der Schule heute überholt, aber die Grundsätze der strukturierten Programmierung<br />
beispielsweise gelten auch jetzt noch.“<br />
3.6 Bildungsziele der vorgestellten Praxiskonzepte<br />
Die Analyse der fachdidaktischen Diskussion ergibt (Schulte 2001), dass hinter den Praxiskonzepten<br />
eine in sich geschlossene Konzeption mit starken Bezügen zwischen Inhalt,<br />
Unterrichtsmethodik und Bildungsziel vorliegt: Inhalt ist die Softwareentwicklung, konzentriert<br />
auf die Implementierung von Algorithmen (und Datenstrukturen), Bildungsziel ist die<br />
Vermittlung von Problemlösekompetenz.<br />
Das Trainieren oder Vermitteln von Problemlösefähigkeiten erfolgt durch Programmieren,<br />
bzw. <strong>im</strong> Sinne des Ansatzes formuliert durch Problemlöse-Methoden, die sich an den Methoden<br />
des Software-Engineering orientieren. Dabei werden Problemlösekompetenzen mit der<br />
Erstellung von Algorithmen gleichgestellt. Dieses Bildungsziel der Schulung von Problemlösefähigkeiten<br />
soll durch die Vermittlung von algorithmischem Denken erreicht werden, indem<br />
nach der Vermittlung der programmiersprachlichen Grundlagen und nach der Vermittlung<br />
grundlegender Datenstrukturen und Algorithmen kleinere Softwareprojekte durchgeführt werden.<br />
Das unterrichtsmethodische Vorgehen in diesen Projekten orientiert sich dann am<br />
Softwareentwicklungsprozess.<br />
Zusammenfassend kann man diesen Ansatz als 'Problemlöse-Paradigma' bezeichnen.<br />
Berger vermutet (2001, S.279f), dass die beschleunigte Entwicklung der Programmiersprachen<br />
und deren wachsende Komplexität dazu beigetragen habe, dass die hinter den<br />
programmiersprachlichen Formulierungen liegende Algorithmik <strong>im</strong> Unterricht einen höheren<br />
Stellenwert bekam, um das „Bleibende der <strong>Informatik</strong>“ (aaO.) stärker zu betonen. Die bevorzugte<br />
Form der Schülerlösung wird konsequenterweise die „umgangssprachliche<br />
Algorithmus-Formulierung“ oder das „Programmlisting“, und weniger das „lauffähige Programm“<br />
(aaO.). Dabei spielt die „Reflexion von Lösungsschwierigkeiten“ keine Rolle,<br />
sondern eine Mischung aus „kreativen Ideen“ und Methodenbeherrschung“ (vgl. aaO., S. 280<br />
und 281).<br />
Die relative Abkehr von der Programmiersprache und die Betonung der Algorithmik ist wohl<br />
als Abkehr vom Technischen der <strong>Informatik</strong> zu verstehen; vermutlich würden sich einige der<br />
eingangs vorgestellten Praxiskonzepte auch eher als problemlösende Modellierungskurse und<br />
weniger als Programmierkurse verstehen 12 .<br />
Nach Mietzel (2001, S.12ff) ist jedoch die Idee überholt, dass man das Gehirn ähnlich wie einen<br />
Muskel <strong>im</strong> methodischen Denken trainieren könne und dass die Trainingseffekte dann die<br />
allgemeine Denkleistung, unabhängig vom Gebiet, fördere. Als Beispiel nennt er folgendes:<br />
12 Siehe beispielsweise Baumann 2000a, S. 46, der vorgestellte Programmierkurs wird als Modellierkurs bezeichnet.<br />
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