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Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht

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Das life3-Unterrichtskonzept<br />

Deklaratives Wissen Prozedurales Wissen Metakognition<br />

Begriffe und Konzepte kennen<br />

Konzeptwissen<br />

Begriffswissen<br />

Anwenden<br />

Lösungsstrategien<br />

Handlungsschemata<br />

Reflektieren<br />

Beurteilungswissen<br />

normatives Wissen<br />

Klasse, Objekt, Zuweisung, ... Analyse, Design, Fehlersuche, .. Einschätzen und Bewerten des Vorgehens,<br />

Rolle von Technik in<br />

Gesellschaft<br />

...wird <strong>im</strong> Problemlöse-Paradigma<br />

bzw. den Praxiskonzepten betont<br />

...wird <strong>im</strong> informationszentrierten<br />

Ansatz betont<br />

...wird <strong>im</strong> systemorientierten Ansatz<br />

betont<br />

Tabelle 23 Wesentliches Bereichswissen zur Einführung der Objektorientierung, Geordnet nach den Schwerpunkten<br />

der verschiedenen didaktischen Ansätze, wobei in allen Ansätzen alle drei Bereiche angesprochen<br />

werden.<br />

Diese Aufteilung in Wissensarten verdeutlicht, auf welchen verschiedenen Ebenen <strong>Lernprozesse</strong><br />

<strong>im</strong> <strong>Informatik</strong>unterricht stattfinden. Die didaktisch-methodische Entscheidung für den<br />

Einsatz von CRC-Karten wird hiermit lerntheoretisch begründbar, denn CRC-Karten verknüpfen<br />

<strong>im</strong> Sinne situierten Begriffslernens das Aufnehmen wesentlicher Begriffe <strong>im</strong><br />

authentischen Kontext der Entwicklung objektorientierter Anwendungen 49 . Die Verwendung<br />

von CRC-Karten als Entwicklungsmethode bettet die Begriffe (als deklaratives Wissen) in<br />

den Modellierungsprozess (als prozedurales Wissen) ein, dessen Ergebnis, das CRC-Kartenmodell,<br />

anhand des Objektspiels reflektiert und beurteilt werden kann (Metakognition). Damit<br />

ist auch bereits ein erster Anknüpfungspunkt zwischen der Einführung der Objektorientierung<br />

und der Einführung von Softwareentwicklungsprozessen gegeben (vgl. ausführlicher oben<br />

Kap. 5.2, ab S. 47).<br />

Allerdings sagen CRC-Karten nur wenig über die Implementation aus. Das bedeutet für den<br />

Einstieg zunächst, dass hier ggf. ein Lernproblem auftritt: Ziel objektorientierter Techniken<br />

und Sichtweisen bleibt die Implementation von Software (auf einem Computer). Ben-Ari argumentiert,<br />

dass dazu eine angemessene Vorstellung, ein mentales Modell des Computers<br />

benötigt wird, das Novizen nicht haben (Ben-Ari 1998). Demzufolge würde zum notwendigen<br />

Bereichswissen eine Einführung in den grundsätzlichen Aufbau des Rechners gehören. Nach<br />

Ben-Ari gilt das insbesondere anhand der Diskussion konstruktivistischer Lernansätze. Da<br />

nun, <strong>im</strong> Sinne der Argumentation von Ben-Ari, Ziel der objektorientierten Modellierung die<br />

Implementation auf einer Maschine ist, so muss man etwas über diese Maschine wissen, da<br />

sonst die Modellierung nicht gelingen kann, die sich ja an den Eigenschaften der Maschine<br />

ausrichten muss. Hier allerdings entstehe ein objektorientiertes Paradoxon: Da die Anfänger<br />

die Eigenschaften der Maschine nicht kennen, von denen die Objektorientierung abstrahiert,<br />

könnten sie die abstrakten Konzepte der Objektorientierung erst dann verstehen, wenn sie<br />

eine angemessene Vorstellung von der Arbeitsweise des Computers haben.<br />

Hinzu kommt, dass die Implementation (jedenfalls in den gängigen objektorientiert-<strong>im</strong>perativen<br />

Sprachen) auf <strong>im</strong>perative Sprachmittel wie Schleife, Verzweigung und Variable<br />

zurückgreift. Andererseits besteht aus der softwaretechnischen Perspektive der Fortschritt in<br />

den Entwicklungsmethoden und Sprachmitteln gerade darin, diese zunehmend von den grundlegenden<br />

Eigenschaften der Maschine zu abstrahieren – und den Problembereich direkter<br />

abbilden zu können. Dies gilt insbesondere für die Objektorientierung und den Entwurfsprozess,<br />

wobei nach Quibeldey-Cirkel (1994, S. 17) insbesondere Code generierende Werkzeuge<br />

wirksame Hilfsmittel darstellen:<br />

49 Zur Authentizität bedeutet andererseits auch, dass der zu modellierende Bereich den Schülerinnen und Schülern<br />

vertraut ist, also für sie authentisch ist.<br />

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