Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Fachdidaktischer Hintergrund<br />
Für die Schule ergibt diese Auffassung, für die einiges spricht 16 , ein unterrichtsmethodisches<br />
Problem: Zwar sollen die planerischen Aspekte der Softwareentwicklung, die Modellierung,<br />
betont werden, aber die „Modellierung und Strukturierung“ soll dabei weder zu „philosophischen<br />
Exkursen“ verkommen, noch sollen die „spezifische Eigenheiten der verwendeten<br />
Programmiersprache in den Mittelpunkt des Unterrichts rücken“ (Hubwieser 1999, S.24f.).<br />
In der Sekundarstufe II sollen Probleme projektartig bearbeitet werden, dazu schlägt Hubwieser<br />
eine Phaseneinteilung vor, die den Vorgehensmodellen der Softwareentwicklung<br />
nachempfunden ist. Allerdings sei die Phasierung nicht als „strenges Schema“, sondern als<br />
Auswahl für den Unterricht wichtiger Punkte zu betrachten, die <strong>im</strong> Verlauf eines Projektes<br />
behandelt oder zumindest gestreift werden sollten (aaO., S. 37). Diese Phasen werden <strong>im</strong> Folgenden<br />
wiedergegeben:<br />
1. Problembegegnung<br />
Einführung der Problemstellung und Motivation, Anschluss an Vorwissen, eher lehrerzentriert<br />
(aaO., S. 37)<br />
2. Informelle Problembeschreibung<br />
Verbale oder grafische Beschreibung der Problemstellung inklusive der Randbedingungen.<br />
Bei einem Softwareentwicklungsprojekt ist Ergebnis der Phase ein Pflichtenheft (aaO., S.<br />
37).<br />
3. Formale Modellierung<br />
„Die Gruppe ist die beherrschende Sozialstruktur, typisch wäre etwa die Entwicklung unterschiedlicher<br />
Modellklassen durch einzelne Gruppen mit abschließender gemeinsamer Diskussion der<br />
Ergebnisse. Ein willkommenes Werkzeug bei der Erarbeitung von Diagrammen wäre ein geeignetes<br />
Flow-Chart-Programm, das eine saubere Anordnung der Elemente auf dem Arbeitsblatt, leichte<br />
Korrekturen und eine Einbindung in ein Abschlussdokument ermöglicht.“ (Hubwieser 2000, S.<br />
38)<br />
4. Implementation und Realisierung<br />
Diese Phase diene dazu, das vorher erstellte Modell zu prüfen. Außerdem trage die „Aussicht<br />
auf ein lauffähiges System entscheidend zur Motivation der Schüler bei“ (aaO., S.38).<br />
Dagegen sollen nicht tiefer gehende Kenntnisse über eine spezielle Programmiersprache<br />
oder ein Programmiersystem vermittelt werden.<br />
5. Bewertung<br />
Diese Phase diene einerseits zur Wiederholung und Festigung des Gelernten, andererseits<br />
zur Förderung der Kritik- und Urteilsfähigkeit. Fragen nach alternativen Lösungen, ungelösten<br />
Teilproblemen etc. werden diskutiert (aaO., S. 38).<br />
Zur Umsetzung der Modellierung in Phase vier sei man neben Softwarewerkzeugen wie Datenbanken<br />
auf Programmierumgebungen angewiesen. Um die Phase der Codierung<br />
'kleinzuhalten', werden verschiedene Möglichkeiten angedeutet: So könnten „Codegenerierungssysteme“<br />
(aaO., S.42) interessante Möglichkeiten zur direkten Umsetzung von<br />
Modellierungen bieten oder man versucht,<br />
„gewisse Lerninhalte gleichsam nebenbei, <strong>im</strong> Zuge der Beschäftigung mit anderen Themen, zu<br />
vermitteln. Für einige Konzepte der Objektorientierung, die Funktionsweise von Rechenanlagen,<br />
Aspekte des Datenschutzes oder gesellschaftliche Auswirkungen der <strong>Informatik</strong> beispielsweise<br />
scheint es angemessen, sie <strong>im</strong>mer wieder an verschiedenen Stellen anhand des gerade betrachteten<br />
Systems anzusprechen, anstatt sie allein in den Mittelpunkt des Unterrichts zu stellen.“ (Hubwieser<br />
2000, S.49)<br />
16 Siehe dazu das Kapitel 6 über den allgemeindidaktischen und lehr- und lerntheoretischen Hintergrund, etwa<br />
S. 62, sowie den Abschnitt 6.1.3 ab S. 65.<br />
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