Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Unterrichtserfahrungen und Praxiskonzepte<br />
Objekte in den Vordergrund gestellt werden und <strong>im</strong> <strong>Anfangsunterricht</strong> zuerst behandelt werden.<br />
Der Slogan dazu lautet: objects first.<br />
Blue/j stellt die Klassen in einem UML-artigen Klassen-Diagramm dar. Die Autoren des<br />
Werkzeugs schlagen folgendes lehrmethodisches Vorgehen vor: Zunächst arbeiten die Studierenden<br />
mit Objekten, die sie aus vorliegenden Klassen erstellen und rufen darauf Methoden<br />
auf (Kölling und Rosenberg 2001, S. 35f). Anschließend modifizieren sie den vorliegenden<br />
Quelltext, fügen neue Methoden hinzu und schließlich neue Klassen. Darauf entwickeln sie<br />
ein eigenes kleines Projekt von Anfang an – insgesamt wird für diese Kursfolge ein zweisemestriger<br />
Kurs vorgeschlagen, woraus sich die gedachte Tiefe ableiten lässt, mit der die<br />
einzelnen Themen behandelt werden sollen.<br />
Neben dem erwähnten Grundsatz 'objects first' nennen die Autoren folgende Grundregeln für<br />
ihren didaktischen Ansatz: Nicht mit Projekten beginnen, die von Anfang an entwickelt werden,<br />
sondern mit vorliegenden Klassen arbeiten; mit 'komplexen' Projekten beginnen, die aus<br />
mehreren kooperierenden Klassen bestehen; die main-Methode und hello-world-Beispiele<br />
vermeiden; die Beziehungen zwischen den Klassen verdeutlichen; grafische Oberflächen<br />
sorgfältig einführen (aaO., S.34f).<br />
Durch Codegenerierung werden Implementationsdetails der Objekt- und Klassenstrukturen<br />
verborgen. Die automatische Generierung beschränkt sich jedoch zumeist auf die Deklaration<br />
von Klassen und Methodenköpfen. Zugriffsmethoden auf einfache Attribute werden oft ebenfalls<br />
generiert, nicht jedoch für Container. Ebenso werden meist nur einfache Beziehungen,<br />
aber keine Mehrfachbeziehungen generiert.<br />
Zusammenfassung:<br />
Der Unterrichtskonzept ist sehr stark geleitet, wird dafür aber konsequent und in sich logisch<br />
anhand der Sachstruktur von den einfachen grundlegenden Konzepten zu komplexeren Konzepten<br />
aufgebaut: Die Interaktionen zwischen Objekten steigen langsam an. Strukturen<br />
werden auf Klassenebene, statisch, angesprochen, die Funktionsweise eines objektorientierten<br />
Programms eigentlich gar nicht. Die Übungsaufgaben beziehen sich fast ausschließlich auf<br />
Syntaxkenntnisse. Objektorientierte Konzepte außerhalb der Syntaxebene werden erst spät<br />
vermittelt. Objektorientiertes Modellieren wird <strong>im</strong> Unterricht nicht behandelt. Allenfalls wird<br />
ein Modell genutzt, um die zu vermittelnde Struktur übersichtlich darzustellen. Insgesamt ist<br />
auch dieses Konzept auf die Einführung in Sprachkonzepte bezogen.<br />
3.5 Sprachkurse<br />
Daneben gibt es verschiedene Vorschläge bzw. veröffentlichte Unterrichtsmaterialien, die<br />
versuchen, objektorientierte Sprachen in 'gewohnter Weise' zu vermitteln: also in Form eines<br />
Sprachkurses. Beispiele sind Baumann (2000a und 200b) mit einem Java-Sprachkurs und die<br />
Arbeitshefte zu Java und Oberon (Hermes und Schumacher 1999; Hermes und Stein 1996).<br />
Im ersteren beispielsweise wird die Datenstruktur Liste, ein bekannter traditioneller Unterrichtsinhalt,<br />
als Beispiel für objektorientierte Techniken (Hermes und Schumacher, S.54 ff)<br />
behandelt. Zu den Sprachkursen können auch die Vorschläge zählen, die analog zu Pascalkursen<br />
mit 'Nikki dem Roboter' (also mit einem kleinen Robotermodell) in Java oder andere<br />
objektorientierte Sprachen einführen wollen. Zum Teil verfolgen diese Ansätze das Ziel, einen<br />
„'gleitenden' Übergang von der prozeduralen zur objektorientierten Programmierung“<br />
(Hermes 1996, S. 30) zu ermöglichen: Die Schülerinnen und Schüler sollen <strong>im</strong> <strong>Anfangsunterricht</strong><br />
zunächst eine <strong>im</strong>perative Sprache wie Pascal lernen, um auf dieser Basis später zu<br />
Oberon und damit zur Objektorientierung zu wechseln.<br />
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