Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Interpretation der Ergebnisse<br />
Die Schülerinnen und Schüler bekamen das Modell vorgegeben und sollten die Methode<br />
baueHaus <strong>im</strong>plementieren: Ein Maurer erzeugt eine best<strong>im</strong>mte Anzahl miteinander über<br />
eine Assoziation namens naechsteEtage verbundener Etagen. In der Erweiterung soll<br />
eine Methode erzeugt werden, mit der der Maurer eine weitere Etage zu einem Haus hinzufügt.<br />
Dazu wird die Selbst-Assoziation naechsteEtage in einer Schleife zwischen einer<br />
existierenden Etage und einer in jedem Schleifendurchlauf erzeugten Etage angelegt. In<br />
Schule A gibt es als weitere Übung mehrere Häuser und damit eine weitere Methode, in der<br />
eine Schleife benutzt wird: Der Maurer kann von einem Haus zu einem anderen gehen und<br />
dort ins oberste Stockwerk, um eine Etage hinzuzufügen. In dieser Übung wird deutlicher<br />
herausgestellt, dass mit der Selbstassoziation beliebig viele Etagen-Objekte verknüpft sein<br />
können, denn die Schleife muss (in einem 'unbekannten' Haus) solange durchlaufen werden,<br />
bis die Assoziation naechsteEtage ins Leere verweist. Die Schülerinnen und Schüler<br />
müssen hier eine Listenstruktur benutzen und sie nicht nur paarweise aufbauen. Sie müssen<br />
verstehen, dass die Selbst-Assoziation zu Listenstrukturen führen kann – und genau dieses<br />
Wissen wurde in der entsprechenden FEOK1-Frage abgeprüft. Die Unterrichtsdurchführung<br />
kann also der Grund für das unterschiedliche Ergebnis <strong>im</strong> FEOK1 e sein.<br />
Bezüglich der Unterschiede in den drei anderen Variablen (Tabelle 87) zeigt der U-Test keinen<br />
signifikanten Zusammenhang mit Vorwissen (Programmiererfahrung, <strong>Informatik</strong>unterricht<br />
in Sekundarstufe I) oder Motivation. Auch hier liegen die Unterschiede vermutlich<br />
in der Unterrichtsdurchführung: Im Kurs in Schule A wird mehr Wert auf das Benutzen der<br />
grundlegenden Konzepte gelegt und es werden öfter kleinere Übungen durchgeführt, beispielsweise<br />
zu Schleifen. Im Kurs der Schule B wird der Schwerpunkt eher auf die sichere<br />
Beherrschung von Fachbegriffen und auf das allgemeine Verständnis gelegt (die Schüler formulierten<br />
diese Orientierung in den Interviews meist als Konzentration auf die Theorie 87 ). In<br />
der Frage nach dem Unterschied von Klasse und Objekt (FEOK1 a) wird gerade das Verständnis<br />
von Begriffen getestet.<br />
Somit kann die Abweichung in den FEOK-Ergebnissen mit der unterschiedlichen Unterrichtsdurchführung<br />
erklärt werden: Diese Erklärung st<strong>im</strong>mt mit der lerntheoretischen Verankerung<br />
überein, wonach verständnisorientierter Unterricht (vgl. Ergebnisse aus TIMSS, Abschnitt<br />
6.2.1, ab S. 69) und Begriffslernen (vgl. Abschnitt 6.1.3, ab S. 67) gefördert werden sollten.<br />
Dazu passt auch, dass das von Brinda und Ortmann berichtete Ergebnis einer Lerngruppe, die<br />
nach dem Konzept Stifte und Mäuse unterrichtet wurde, mit 0,29 dem Ergebnis aus Schule A<br />
(0,39) sehr nahe kommt, denn in beiden Fällen wird das Üben einzelner grundlegender Konzepte<br />
betont (vgl. Abschnitt 3.4, ab S. 22).<br />
Hier stellt sich nun die Frage, wieso dann in FEOK1 e in Schule A ein besseres Ergebnis erreicht<br />
worden ist. Es zeigt sich, dass diese Aufgabe sich in einem wichtigen Punkt von den<br />
anderen unterscheidet: Hier gibt es nämlich einen wesentlichen Unterschied zwischen der<br />
Struktur, wie sie <strong>im</strong> 'Quelltext' bzw. <strong>im</strong> Klassendiagramm beschrieben wird, und der möglichen<br />
Struktur zur Laufzeit – und dieser Unterschied kann etwa mit dem Hausbau-Beispiel<br />
durch ein Übungsprogramm und der Visualisierung in Dobs deutlich gemacht werden. Diesen<br />
Unterschied zwischen statischer Beschreibung <strong>im</strong> Programm und der Ausführung zur Laufzeit<br />
gibt es in den anderen Aufgaben nicht: Die mit FEOK1 d verbundene Struktur sieht als Objektdiagramm<br />
genauso wie das Klassendiagramm aus. Die Fragen nach den Konzepten<br />
Klasse, Objekt und Bibliothek betreffen Aspekte der Objektorientierung, die über das Verste-<br />
87 Dies meint z.B. der Schüler S3, Tabelle 58, S.135 mit der „Theorie des Programmierens“, die er vom 'richtigen'<br />
Programmieren <strong>im</strong> Sinne von Quelltext schreiben abgrenzt.<br />
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