Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Das life3-Unterrichtskonzept<br />
• der Beweis für die Übertragbarkeit des Objektspiels auf eine 'richtige' Implementation erbracht.<br />
Die Schülerinnen und Schüler lernen Methodenaufrufe mit und ohne Parameter kennen, Setter<br />
und Getter, Objektdiagramme mit Objektbeziehungen, Attributwerten und Methoden und<br />
sie üben das Testen der Implementation. Zusammen mit dem Objektspiel vermittelt dieser<br />
Schritt ein grundlegendes Verständnis für den Ablauf eines objektorientierten Programms. Im<br />
Sinne des Cognitive Apprenticeship dient das der Vermittlung von Überblickswissen, bzw.<br />
globaler Kenntnisse vor lokalen (vgl. Tabelle 22, S. 79).<br />
Im dritten Schritt der ersten Phase wird dann die Implementation anhand von UML-Diagrammen<br />
untersucht: das Klassendiagramm als Transformation des CRC-Karten-Modells,<br />
Attribute als Transformation der Verantwortlichkeiten des Bereichs 'Wissen' und die Aktivitätsdiagramme<br />
als Repräsentation der Verantwortlichkeiten des Bereichs 'Können' und als<br />
grafische Implementation von Methoden. Die Schülerinnen und Schüler lernen die UML-Notation<br />
für Klassen, Beziehungen und Methoden kennen. Spätestens hier werden einfache<br />
Datentypen eingeführt, zusammen mit Sprachkonstrukten wie Zuweisungen, Verzweigungen,<br />
Schleifen und Parametern. An der Art der Einführung der Aktivitätsdiagramme zeigt sich<br />
wieder das durchgängige Prinzip der Situierung sehr deutlich: Deklaratives bzw. begriffliches<br />
Wissen über Konzepte wird <strong>im</strong> Zusammenhang mit authentischen Verwendungsbeispielen<br />
eingeführt.<br />
Anhand kleinerer Änderungen am vorliegenden Lösungsbeispiel kann und sollte dann bereits<br />
in der ersten Phase (bzw. <strong>im</strong> Übergang zur zweiten Phase) die Bedienung der Werkzeuge eingeübt<br />
sowie die Kenntnis der Begriffe und Konzepte vertieft werden (in der zweiten Phase<br />
wird das nochmals eingehender getan).<br />
Insgesamt ist die erste Phase des life 3 -Phasenmodells eine fachspezifische Umsetzung der Unterrichtsmethode<br />
der instruktionalen Erklärung, bzw. des erklärenden Vormachens, wie es <strong>im</strong><br />
Cognitive Apprenticeship genannt wird. Allerdings lernen die Schülerinnen und Schüler das<br />
einführende Beispiel nicht in Form eines <strong>Lehr</strong>ervortrags, sondern in Form verschiedener Erkundungen<br />
kennen, bei denen sie sich selbst aktiv beteiligen können: Das CRC-Karten-<br />
Modell wird als Objektspiel von einer Schülergruppe vorgeführt, die Funktionsweise der Implementation<br />
wird in Dobs in Kleingruppen erkundet. Der Kern des unterrichtsmethodischen<br />
Vorschlags bleibt jedoch derselbe: Die Anfänger sollen zunächst an einem einfachen Beispiel<br />
die wesentlichen Grundkenntnisse, Begrifflichkeiten und Vorgehensweisen <strong>im</strong> Zusammenhang<br />
präsentiert bekommen 53 .<br />
7.3.2 Phase 2<br />
Nach dieser Phase sollen nach dem Cognitive Apprenticeship die Schülerinnen und Schüler<br />
ihre Kenntnisse anwenden, vertiefen und erweitern, wobei sich die <strong>Lehr</strong>person ein wenig aus<br />
ihrer zentralen Rolle zurückzieht 54 . Sie soll in dieser Phase die eigenständige Anwendung des<br />
Erlernten unterstützen (Coaching) und sich <strong>im</strong> Laufe des Unterrichts langsam weiter aus der<br />
53 Wenn man sich in diesem Zusammenhang die <strong>im</strong> Cognitive Apprenticeship vorgeschlagenen Unterrichtsmethoden<br />
ansieht (vgl. Tabelle 22, S. 79), dann kann man alternativ die Phase 1 auch als eine Kombination der<br />
<strong>Lehr</strong>-Methoden Modelling und Exploration auffassen . Wobei in Phase 1 <strong>im</strong> Anschluss an explorative Schülertätigkeiten<br />
<strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Unterrichtsgespräch unter recht starker Lenkung der <strong>Lehr</strong>person die Fachbegrifflichkeiten<br />
herausgearbeitet werden sollen, da hier eine gemeinsame (auch begriffliche) Basis für den weiteren<br />
Unterricht geschaffen werden soll.<br />
54 Diese zentrale Rolle ist durch die explorativen Anteile in der ersten Phase nicht so dominant wie möglicherweise<br />
in einigen der oben vorgestellten Praxiskonzepte.<br />
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