Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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<strong>Lehr</strong>- und lerntheoretischer Hintergrund<br />
halt nur mechanisch übernommen und abgespeichert, ohne ihn mit ihren bereits vorhandenen<br />
Gedächtnisinhalten zu vernetzen (Mietzel 2001, S.301f.).<br />
6.1.2 Motivation und Metakognition<br />
Ob erfolgreiches Lernen stattfindet, ist wesentlich eine Frage der Motivation, wobei hier zwischen<br />
extrinsischer und intrinsischer Motivation zu unterschieden ist. Während erstere auf<br />
äußeren Anreizen, beispielsweise die Aussicht auf Lob, gute Noten oder dem Ansehen bei<br />
den Mitschülern beruht, wirkt die intrinsische Motivation weitaus stärker von innen heraus.<br />
Sie ist mit dem Lernen selbst verbunden, es ist der Wissens- und Kompetenzzuwachs selbst,<br />
der als 'Belohnung' funktioniert. Extrinsische Motivation ist insofern problematisch, als sie<br />
leicht vom eigentlichen Lernziel wegführt und Lernende dazu bringen kann, sich gut darstellen<br />
zu wollen ('Darstellungsorientierung'), anstatt etwas lernen zu wollen (Mietzel, 2001, S.<br />
32 ff. und S. 362ff.). Fehler werden schnell als störend empfunden, da sie auf Wissens- oder<br />
Kompetenzlücken verweisen. Dabei sollten Fehler in einem Unterricht erwünscht sein, in dem<br />
Lernen als Konstruktion von Wissen gesehen wird, da sie Missverständnisse anzeigen, die<br />
man nur ausräumen kann, wenn man auf sie aufmerksam wird.<br />
Lernzielorientierte (=intrinsisch motivierte) Schüler geben bei Schwierigkeiten nicht so<br />
schnell auf. Im Gegensatz zu Schülern mit Darstellungsorientierung müssen sie nicht fürchten,<br />
dass große Anstrengungen negativ bewertet werden, die ja auf Schwierigkeiten oder<br />
Fehler hinweisen.<br />
Lernzielorientierte Schüler setzen vergleichsweise häufig metakognitive Strategien ein: Wenn<br />
sie in der Aufgabenlösung nicht weiterkommen, suchen sie nach einer alternativen Lösungsstrategie.<br />
Sie lesen unverstandene Textteile wiederholt durch, sie stellen sich selbst Fragen,<br />
diskutieren ihr Vorverständnis oder suchen nach ähnlichen Problemen, die sie früher bearbeitet<br />
haben. Sie setzten sich aktiv mit den Lerninhalten auseinander. Zudem haben sie keine<br />
Schwierigkeiten, den <strong>Lehr</strong>er um Rat zu fragen, „denn dieser wird bei Lernzielorientierung<br />
nicht vorrangig als Bewerter gesehen, sondern als Förderer; deshalb darf man ihm gegenüber<br />
auch Unzulänglichkeiten zum Ausdruck bringen“ (Mietzel 2001, S. 367).<br />
6.1.3 Situierung und authentischer Kontext<br />
Situiertes Lernen betont die Bedeutung der Tätigkeit be<strong>im</strong> Lernen, die <strong>im</strong>mer auch eine soziale<br />
Aktivität ist. Lernen wird diesem Ansatz zufolge weniger als 'Wechsel' von einer<br />
kognitiven Struktur zur nächsten aufgefasst, sondern als ein 'Wechsel' in der Position des Lernenden<br />
zur Welt, eine Art Perspektivenwechsel, den der Lernende vorn<strong>im</strong>mt. Dabei spielt die<br />
Situation, in der dieser Wechsel stattfindet, eine entscheidende Rolle: Die neue Position wird<br />
in einer best<strong>im</strong>mten Situation eingenommen – und nicht notwendigerweise von nun an in allen<br />
Situationen. Lernen erfolgt aus dieser Perspektive vor allem durch Handeln in Situationen.<br />
Begriffliches Wissen entsteht durch Systematisierung und Artikulation der Erfahrungen in Situationen.<br />
Daher sind auch Begriffe <strong>im</strong>mer an ihren Verwendungskontext gebunden.<br />
Mandl, Gruber und Renkl (1997, S. 168) weisen darauf hin, dass es zwar keine einheitliche<br />
Definition einer 'Situation' gebe, dass aber neben materialen Aspekten <strong>im</strong>mer auch „die soziale<br />
Umwelt des Lernenden und somit andere Personen“ eingeschlossen werden. Lern- und<br />
Anwendungssituationen sollten demzufolge möglichst 'ähnlich' gestaltet werden: etwa durch<br />
„Lernen und Arbeiten in Gruppen, Nutzung von Hilfsmitteln, Berücksichtigen der Anwendungssituation<br />
von Wissen“ (aaO., S.169). Entsprechende Lernumgebungen gehen von<br />
„Komplexen Ausgangsproblemen“ aus, betonen „Situiertheit und Authentizität“, „Multiple<br />
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