Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachdidaktischer Hintergrund<br />
Bildungsziele für den <strong>Informatik</strong>unterricht postuliert, die diesen Brückenschlag nicht nur unterrichtsmethodisch,<br />
sondern auch von der Frage nach dem allgemein bildenden Wert her<br />
legit<strong>im</strong>ieren.<br />
4.2 Systemorientierter Ansatz<br />
Die bisher vorgestellten informatikdidaktischen Positionen beziehen sich vornehmlich auf die<br />
<strong>Informatik</strong>. Von der Fachwissenschaft ausgehend werden Bildungsziele und Inhalte best<strong>im</strong>mt.<br />
Ein wesentlicher Begründungszusammenhang des systemorientierten Ansatzes kommt <strong>im</strong> Gegensatz<br />
dazu nicht aus der Fachwissenschaft, sondern aus dem Bereich der Techniksoziologie<br />
oder -philosophie. Dieser Blick von außen soll nun, die bisherige Diskussion kontrastierend,<br />
vorgestellt und anschließend für die informatikdidaktische Diskussion nutzbar gemacht werden.<br />
Ropohl versucht ein Projekt der technologischen Aufklärung (Ropohl 1991) zu etablieren, um<br />
die unbeabsichtigten Nebenfolgen des technologischen Fortschritts zu meistern, die sich äußern<br />
in zunehmendem Ressourcenverbrauch, Naturzerstörung, großen und unkalkulierbaren<br />
technischen Risiken (er verweist hier auf Tschernobyl) sowie einer damit einhergehenden allzu<br />
schlichten Technikphobie und -kritik einerseits, aber auch eines allzu naiven<br />
Fortschrittsopt<strong>im</strong>ismus' andererseits. Problematisch sei vor allem die Reduzierung der Technik<br />
auf eine angewandte Naturwissenschaft, da sich in dieser Perspektive die „Entstehungsund<br />
Verwendungszusammenhänge“ technischer Artefakte „verflüchtigen“ müssten (aaO.,<br />
S.43), sodass Ingenieure einem blinden Technikfetischismus huldigen würden:<br />
„Zwar setzen Ingenieure neue Konstrukte in die Welt. Aber weder wissen sie, welche soziokulturellen<br />
und sozioökonomischen Kräfte ihre Aufgabenstellungen und Auswahlprozeduren<br />
präformieren, noch geben sie sich Rechenschaft davon, daß sie mit den Konstrukten zugleich die<br />
natürliche Umwelt und die menschlichen Handlungsmuster, also die gesellschaftliche Mitwelt verändern.“<br />
(Ropohl 1991, S.43)<br />
Es sei notwendig zu erkennen, dass technologische Bildung ein unverzichtbarer Bestandteil<br />
der Allgemeinbildung sei. Unter anderem sei sie notwendig zur Stiftung eines zeitgemäßen<br />
Weltbildes (aaO., S.222f.) und zur Entmystifizierung der Technik. Dabei komme es nicht darauf<br />
an, „alle Menschen zu Ingenieuren <strong>im</strong> Westentaschenformat“ (aaO., S.229) zu machen,<br />
sondern auf die Vermittlung von Orientierungswissen. Unverzichtbar dafür sei ein Einblick in<br />
die Technologie, aber auch ein Überblick, der über das rein technische Wissen hinausgehe.<br />
Vor allem zwei Dinge sind es, die an dieser Sichtweise erstaunen: zum einen die sehr negative<br />
Sicht auf die zerstörerischen Folgen des technologischen Fortschritts, welche allein den<br />
Ingenieuren angelastet werden, die – träfe der Vorwurf zu - unverantwortlich Handeln würden;<br />
zum anderen aber wird die allgemeine Vermittlung von 'Orientierungswissen' über die<br />
ingenieursmäßige Entwicklung von Technologien gefordert. Die technologische Aufklärung<br />
des Einzelnen liegt dann in der Einsicht, dass Technik jeweils für einen best<strong>im</strong>mten Zweck<br />
entwickelt wird und dass technologische Entwicklungen nicht allein auf (zweckfreie) Technikfragen<br />
reduzierbar sind.<br />
Ropohl macht auch Vorschläge, wie diese technologische Bildung verwirklicht werden könnte:<br />
Der Entstehungs- und Gestaltungsprozess von Technik solle vermittelt werden, gerade<br />
auch am Gymnasium, welches traditionell die Ingenieurs- und Technikwissenschaften aus<br />
dem Kanon (humanistischer) Bildung ausschlösse. Schwierig sei allerdings, den Gebrauchsund<br />
Bewertungszusammenhang, die soziotechnische Perspektive, einzubeziehen. Die Umsetzung<br />
der technischen Bildung in einem Schulfach werde erschwert durch die Notwendigkeit<br />
37