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Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht

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Zusammenfassung und Diskussion<br />

Teilnahme an den Kursen höherer Semester erfolgt, dann wäre der Unterricht dieser Schülerinnen<br />

und Schüler vertan. Folglich muss ein Programmierkurs über die gesamte Kursfolge so verteilt<br />

werden, dass einerseits die Sprachstrukturen, die zur Bearbeitung best<strong>im</strong>mter Problemklassen erforderlich<br />

sind, sicher beherrscht werden, andererseits die zu dieser Übung erforderliche Zeit in<br />

einem ausgewogenen Verhältnis zur Gesamtunterrichtszeit steht. Sinnvollerweise folgen die benötigten<br />

Sprachstrukturen aus einer umfassenderen Problemstellung, sodass Schüler und <strong>Lehr</strong>er<br />

jeweils wissen, weshalb gerade diese Programmierübungsphase eingeschoben werden muss. Ein<br />

Programmierkurs kann und soll deshalb nicht an der Systematik der Programmiersprache ausgerichtet<br />

sein. Er wird die zur Verfügung stehenden Sprachmittel nur unvollständig ausschöpfen. Er<br />

enthält nur die benötigten, nicht die möglichen Teile; diese werden allerdings sorgfältig unterrichtet.“<br />

(Modrow 2002, S.59)<br />

Das hier aufgeführte Zitat spiegelt vermutlich die Sicht erfahrener <strong>Lehr</strong>erinnen und <strong>Lehr</strong>er<br />

wieder, löst jedoch das aufgeworfene Dilemma nicht. Ziel des Unterrichts ist das selbstständige<br />

Entwerfen von Problemlösungen oder, wie es bei Hubwieser heißt, das Strukturieren von<br />

Informationen. Die Lösungsideen müssen jedoch aufgeschrieben und geprüft werden, und<br />

zwar am Rechner, was die Beherrschung der dazu eingesetzten Werkzeuge erfordert. An dieser<br />

Stelle wird 'erfordert' oft zu einem zeitlich verstandenen 'vorausgesetzt' umgedeutet,<br />

sodass ein von der eigentlichen Aufgabenstellung losgelöster Programmierkurs dem gesamten<br />

Unterricht vorangeht oder jeweils vorher eingeschoben wird – damit aber Gefahr läuft in einem<br />

isolierten, kalkülorientierten Unterrichtskonzept vermittelt zu werden. Zudem führt das<br />

zu engeren Aufgabenstellungen in der sich anschließenden Projektphase, die dann zu einer<br />

Übungsphase für die vorher trainierten Sprachstrukturen und Werkzeugmöglichkeiten reduziert<br />

wird. Ein solcher Unterricht wäre dem oben so genannten Problemlöse-Paradigma<br />

zuzurechnen (Abschnitt 3.6, S. 25ff.).<br />

Das hier vorgeschlagene Unterrichtskonzept vermeidet ein 'Lernen auf Vorrat' und integriert<br />

die Vermittlung des notwendigen Implementationswissens in den Unterricht, der das Modellieren<br />

betont.<br />

Allerdings könnte man fragen, ob die mit dem Begriff der Problemorientierung festgestellte<br />

Kalkülorientierung des <strong>Informatik</strong>unterrichts mit diesem Ansatz tatsächlich überwunden wurde,<br />

oder ob nur der 'alte' einführende Sprachkurs durch einen Kurs zur Vermittlung von<br />

Modelliersyntax in Form von UML-Elementen und Fujaba-Bedienung ersetzt worden ist.<br />

Wünschenswert sind weitere Arbeiten mit dem Ziel, die Modellierperspektive sowie die Einführung<br />

in systemorientierte Denkweisen zu stärken. Die Modellierung von Objektstrukturen<br />

sollte <strong>im</strong> Unterricht stärker mit der Frage nach den Grenzen des Modells bzw. mit der (systemorientierten)<br />

Frage verbunden werden, welche Aspekte und Funktionen automatisiert und<br />

welche von den menschlichen Benutzern übernommen werden sollen. Auf diese Weise würde<br />

die Beschreibung der Anwendungsdomäne <strong>im</strong> Sinne des informationszentrierten Ansatzes mit<br />

der Bewertung und Reflexion des Modells <strong>im</strong> Sinne des systemorientierten Ansatzes verbunden.<br />

Offen bleibt, wie <strong>Informatik</strong>unterricht nach diesem <strong>Anfangsunterricht</strong> weitergeführt werden<br />

kann. Damit aber ist die Diskussion über die Rolle und möglichst angemessene Integration<br />

der Vermittlung von Implementationwissen auch mit der vorliegenden Arbeit nicht abgeschlossen.<br />

Diskussion der Evaluationsmethode<br />

In der hier durchgeführten Evaluation wurden bestehende Instrumente eingesetzt sowie neue<br />

Instrumente entwickelt. Schülerbefragungen konnten viel über die subjektiven Sichtweisen<br />

der Schülerinnen und Schüler in Erfahrung bringen. Einzelinterviews mit kategorisierter Aus-<br />

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