Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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<strong>Lehr</strong>- und lerntheoretischer Hintergrund<br />
(aaO., S.232f). Die Unterrichtsziele des Mathematikunterrichts in Japan beziehen sich zu drei<br />
Vierteln auf Verständnis, zu einem Viertel auf mathematische Fähigkeiten. In den USA und<br />
Deutschland ist das Verhältnis etwa 40 zu 60 (aaO., S 227).<br />
Der Leistungsabstand zwischen deutschen und japanischen Schülern, berechnet aufgrund der<br />
in einem Jahr erzielten Leistungsfortschritte, beträgt in Mathematik gut drei, in den Naturwissenschaften<br />
etwa zwei Jahre (aaO., S. 220). Zwischen Deutschland und den USA gibt es<br />
kaum Unterschiede (aaO., S. 221). Die Autoren (der deskriptiven Befunde 1997) vermuten,<br />
dass die Leistungsunterschiede weniger durch die Sozialformen und mehr durch die jeweilige<br />
Aufgabenstellung und die in der Aufgabenbearbeitung ausgelösten kognitiven Prozesse erklärbar<br />
sein werden (aaO., S. 19).<br />
In TIMSS III 39 (Baumert, Bos und Lehmann 2000) wurden mathematische und physikalische<br />
Kompetenzen am Ende der gymnasialen Oberstufe untersucht:<br />
„Zusammenfassend läßt sich festhalten, dass der Mathematikunterricht der gymnasialen Oberstufe<br />
aus Schülersicht bemerkenswert variationsarm ist. Vorherrschend sind zwei miteinander korrespondierende<br />
modale Muster: Sobald die <strong>Lehr</strong>kraft einen mathematischen Gedankengang<br />
entwickelt und vorgestellt hat, folgen in der Schülerarbeitsphase das Lösen von Gleichungen und<br />
die Übung von Rechenfertigkeiten. Inwieweit die Entwicklung des mathematischen Themas allein<br />
in der Hand der <strong>Lehr</strong>kraft liegt oder pr<strong>im</strong>är <strong>im</strong> lehrergeleiteten Unterrichtsgespräch erfolgt, kann<br />
aufgrund des TIMSS/III-Fragebogens nicht entschieden werden. Insgesamt nehmen die Schüler<br />
den Mathematikunterricht als bemerkenswert variationsarm wahr. Variabilität lässt sich am ehesten<br />
in der D<strong>im</strong>ension der Verständnisorientierung von Aufgabenstellungen erkennen.“ (Baumert<br />
und Koller, 2000, S. 283)<br />
Der Physikunterricht wird hauptsächlich als Demonstrations-Unterricht durchgeführt, in dem<br />
der <strong>Lehr</strong>er anhand eines Exper<strong>im</strong>ents einen physikalischen Gedankengang entwickelt (Baumert<br />
und Koller, 2000, S.295f). Allerdings kann man in der Physik insgesamt neun<br />
didaktisch-methodische Merkmale unterscheiden, die etwa „40 Prozent der Leistungsvariation<br />
zwischen den Kursen erklären“ (aaO.). Am lernwirksamsten ist dabei folgendes Muster: Die<br />
<strong>Lehr</strong>kraft legt Wert auf anspruchsvolle Aufgaben und theoretisches Verständnis; unterstützt<br />
Lernen durch gut vorbereitete Exper<strong>im</strong>ente, wobei Schüler- und <strong>Lehr</strong>erexper<strong>im</strong>ente nicht der<br />
theoretischen Fragestellung (also nicht induktiv) vorgelagert sind. Die verfügbare Unterrichtszeit<br />
wird opt<strong>im</strong>al genutzt (aaO., S.297).<br />
Höhere Leistungen gehen nicht mit Interessensverlusten einher, sondern stützen sich gegenseitig.<br />
Grundlage für eine solche mehrd<strong>im</strong>ensionale Zielerreichung auf inhaltlicher und<br />
motivationaler Ebene „scheinen verständnisorientierte Unterrichtsstrategien zu sein, die vermutlich<br />
für die Dynamik des Verständnis- und Motivationssyndroms verantwortlich sind.<br />
Repetitive und rezeptive Unterrichtsformen, wie sie das induktive Vorgehen <strong>im</strong> Physikunterricht<br />
offenbar darstellt, stehen in negativem Zusammenhang sowohl mit kognitiven als auch<br />
mit motivationalen Kriterien“ (aaO., S.311).<br />
Die Befunde von TIMSS und TIMSS/III entsprechen sich. Beide Untersuchungen weisen auf<br />
eine höhere Lernwirksamkeit für <strong>Lehr</strong>- und <strong>Lernprozesse</strong> hin, die an einem konstruktivistischen<br />
Bild des <strong>Lehr</strong>ens und Lernens und auf Verständnisorientierung ausgerichtet sind.<br />
6.2.2 Epistemologische Überzeugungen und Konzeptwechsel<br />
Man n<strong>im</strong>mt an, dass intuitive Theorien, d.h. die mathematischen und naturwissenschaftlichen<br />
Weltbilder der Schülerinnen und Schüler „Denken und Schlussfolgern, Informationsverarbei-<br />
39 In TIMSS werden verschiedene Untersuchungspopulationen unterschieden. TIMSS III bezieht sich auf<br />
Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II.<br />
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