Lehr- Lernprozesse im Informatik-Anfangsunterricht
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Aufbau der empirischen Untersuchung<br />
Gruppen „an nicht-repräsentativen Stichproben in nicht-repräsenativen Situationen“. Diese<br />
können nützliche „Entscheidungshilfen für <strong>Lehr</strong>er darstellen“ (aaO. S.372f.), wenn sie sich<br />
auf a) theoriegeleitete Entwicklungen beziehen und b) selbst theoriegeleitet durchgeführt werden.<br />
Wenn Einzelfallstudien hinreichend genau die wesentlichen Besonderheiten beschreiben,<br />
dann ermöglichen sie (dem Unterrichtenden) die Anpassung an die eigene Situation und die<br />
eigene Lerngruppe. Dabei unterstützt statistische Repräsentativität die Anpassbarkeit auf die<br />
eigene Lerngruppe nicht, denn erstens kann der <strong>Lehr</strong>er meist nur schwer nachprüfen, ob seine<br />
eigene Lerngruppe ebenfalls dem statistischen Durchschnitt entspricht um zu entscheiden, ob<br />
die Untersuchungsergebnisse für die Lerngruppe gültig sind. Die Frage ist, was passiert, wenn<br />
seine Lerngruppe nicht dem Durchschnitt entspricht. Dann wären wieder sowohl genauere<br />
Beschreibungen, als auch Erkenntnisse über Wirkungszusammenhänge notwendig, damit der<br />
<strong>Lehr</strong>er den Unterricht zuschneiden kann. Geht man jedoch <strong>im</strong> anderen Fall davon aus, dass<br />
die Lerngruppe des <strong>Lehr</strong>ers wahrscheinlich dem Durchschnitt entspricht, weil die Streubreite<br />
der für das Unterrichtskonzept wichtigen Lernereigenschaften gering ist, dann sollte das mit<br />
derselben Wahrscheinlichkeit für die willkürlich gewählte Untersuchungsgruppe gelten, weshalb<br />
sich wiederum an der Nützlichkeit des Nachweises der statistischen Repräsentativität<br />
zweifeln ließe.<br />
Tulodziecki folgert, dass Angaben über die Untersuchungsgruppe am besten helfen die jeweilige<br />
Anwendbarkeit zu entscheiden. In diesem Sinne gehört zu den Aufgaben der Evaluation,<br />
relevante Eigenschaften der Untersuchungsgruppe zu best<strong>im</strong>men und zu erheben, um so die<br />
Anwendbarkeit und Praxisrelevanz der Konzeptentwicklung zu stärken.<br />
Evaluative Unterrichtsforschung wird daher relativ oft Aussagen auf best<strong>im</strong>mte Teilgruppen<br />
beschränken. Diese Annahme folgt direkt aus den Erfahrungen mit dem Forschungsansatz<br />
Aptitude-Treatment-Interaction (vgl. Terhart, 1997, S. 81), in dem die Untersuchung der<br />
Wechselwirkungen zwischen Schülermerkmalen und <strong>Lehr</strong>methoden zentrales Anliegen ist<br />
(siehe dazu auch Abschnitt 8.2).<br />
Ein wesentlicher Aspekt der empirischen Untersuchung wird daher die Beschreibung der<br />
Lerngruppe sein.<br />
Nebenbei bedeutet empirische Evaluation auch, dass das Konzept selbst tatsächlich für die<br />
Unterrichtspraxis entwickelt werden muss – eigentlich eine Selbstverständlichkeit, dennoch<br />
gibt es die Tendenz, dass rein theoretisch entwickelte Ansätze, die gerade nicht die Unterrichtspraxis<br />
in den Blick nehmen, <strong>Lernprozesse</strong> zu opt<strong>im</strong>istisch beschreiben. Dieser Punkt<br />
betrifft die unterrichtspraktische Relevanz fachdidaktischer Forschung: Wenn ein Unterrichtskonzept<br />
<strong>im</strong> Unterricht evaluiert wird, dann <strong>im</strong> Sinne der oben erläuterten empirischen<br />
Evaluation nach Tulodziecki deshalb, um es auf seine unterrichtspraktische Eignung zu prüfen.<br />
Die Übertragbarkeit solcher Forschungen in die Praxis kann ggf. noch gesteigert werden,<br />
wenn kooperative Formen der Entwicklung und Evaluation von Unterrichtskonzepten eingesetzt<br />
werden. Diese Ansicht wird auch in der Forschungsförderung vertreten. So war das<br />
UVM-Programm Schule Hochschule, in dem das life 3 -Projekt gefördert wurde, als ein solches<br />
kooperatives Vorhaben ausgeschrieben. Kooperative Vorhaben sind schon allein deshalb nahe<br />
an der Unterrichtspraxis, da sie mit und für die Schule entwickelt und dort erprobt werden.<br />
Konzepte, die sozusagen <strong>im</strong> Elfenbeinturm entstehen, laufen Gefahr, auch dort zu bleiben.<br />
Werden <strong>Lehr</strong>er als Experten für die Unterrichtspraxis einbezogen, dann kann das Unterrichtskonzept<br />
besser auf schulische Bedingungen zugeschnitten werden. Zudem werden mindestens<br />
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