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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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Strategiewechsel zur Förderung des ländlichen Raums<br />

105<br />

Wenn dieses Basispotenzial vorhanden ist und eine kritische Masse aufgebaut werden<br />

kann, findet ohne die Aneignung des Prozesses durch die Akteure und Institutionen der<br />

Region allerdings lediglich eine Verarbeitung des Förderimpulses statt, die sich zeitlich<br />

auf die Durchführungs- bzw. Förderdauer des Programms/Förderimpulses beschränkt. Aneignung<br />

des Prozesses durch die Region meint die nachhaltige Fortführung und Verstetigung<br />

der Aktivitäten <strong>über</strong> den Förderimpuls hinaus.<br />

Projekte und Produkte <strong>über</strong>nehmen die Funktion von guten Beispielen und (frühen)<br />

Erfolgen, die neue Akteure von einer Mitarbeit <strong>über</strong>zeugen können und eine stärkere<br />

Beteiligung der Akteure auslösen. Die Orientierung der Produkte auf Qualität entlang<br />

regionaler Wertschöpfungsketten ist entscheidend für die Einbindung von ansonsten eher<br />

„partnerschaftsfernen“ Akteuren aus der Wirtschaft. Über Qualitätsprodukte erfährt die<br />

Region zudem nach außen hin eine Imagesteigerung. Vor allem im Bereich der Regionalvermarktung<br />

und des Tourismus ist diese Imagesteigerung wertschöpfungsrelevant. Der<br />

aus den Produkten resultierende ökonomische Nutzen für Unternehmen ist ein entscheidender<br />

Anreiz für deren Mitarbeit und führt im Gegenzug zu vermehrter Übernahme von<br />

Verantwortung für die Region.<br />

Die Aktivierung solcher Wirkungsketten lösen den Mehrwert integrierter Ansätze aus:<br />

Synergien. Das Erzielen von Synergieeffekten benötigt, wie integrierte Ansätze insgesamt,<br />

zunächst mehr Zeit und ist aufwendiger als sektorale Förderungen. Gelingt es jedoch,<br />

die drei Stufen „Basispotenzial“ ⇒ „kritische Masse“ ⇒ „Aneignung des Prozesses“ zu<br />

beschreiten, so sind solche Prozesse wesentlich dauerhafter. Voraussetzung ist, dass die<br />

Regionen den Förderimpuls nicht als punktuelles und befristetes Projekt in der Region<br />

begreifen, sondern diesen als einen Baustein oder (bei neuen Regionen) als Ausgangspunkt<br />

eines dauerhaften regionalen Entwicklungsprozesses verstehen.<br />

3 Wie kann ein Strategiewechsel für die Zukunft lebenswerter<br />

ländlicher Räume aussehen?<br />

Die oben skizzierten Zusammenhänge unterstreichen, dass eine grundlegende Strategieänderung<br />

zur erfolgreichen Sicherung und Entwicklung unserer ländlichen Räume erfolgen<br />

muss.<br />

Ziel muss die Ausbildung von mehr Eigenständigkeit und Eigenverantwortung sein.<br />

Dazu dürfen ländliche Räume nicht länger als Almosenempfänger der Ballungsräume<br />

betrachtet werden sondern als gleichwertige Partner, die zahlreiche bisher kaum honorierte<br />

Leistungen für die städtischen Regionen bereitstellen. Das Problem liegt darin, dass<br />

viele Leistungen des ländlichen Raums als öffentliche Güter nicht dem Markt unterliegen.<br />

Es ist Aufgabe der Gesellschaft, diese Leistungen angemessen zu honorieren. Dabei geht<br />

es nicht darum, dem „armen Bruder“ weiterhin gnädig Unterstützung zu gewähren, sondern<br />

die von ihm erbrachten Leistungen anzuerkennen. Eine Anerkennung im Rahmen der<br />

Finanzausgleichssysteme könnte und sollte hier ein entscheidender Schritt sein. Dadurch<br />

würden nicht nur die erbrachten Leistungen als solche anerkannt sondern auch Selbst-<br />

bewusstsein und Eigeninitiative gestärkt.<br />

Gleiches gilt für die Übertragung von Entscheidungskompetenz in ländliche Regionen,<br />

um diesen im Rahmen einer notwendigen Rahmensteuerung einen möglichst großen<br />

eigenständigen, den spezifischen Problemen und Potenzialen ihrer Region entsprechenden<br />

Handlungsspielraum zu gewähren. Nur so kann es gelingen, Lösungen, die den speziellen<br />

Gegebenheiten und Bedürfnissen ihres Lebensraums entsprechen, zu verwirklichen. Die<br />

hiermit verbundene Stärkung der Eigeninitiative und des Selbstvertrauens lässt langfristig<br />

erwarten, dass der externe Finanzbedarf tendenziell sinkt.

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