Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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38 Ulrike Grabski-Kieron<br />
Nur den Blick auf das Konzept der Metropolregionen zu richten, wäre allerdings<br />
unvollständig und vordergründig. Es darf nicht <strong>über</strong>sehen werden, dass das Konzept<br />
der Metropolregionen auf den unteren Ebenen durch ein Netz von zentralen Orten ergänzt<br />
wird, die als Entwicklungs- und Wachstumspole gerade in vielen ländlichen Räumen<br />
Keimzellen für die Entwicklung regionaler Wirtschaftskraft sein sollen. Außerdem<br />
erkennt das Leitbild „Wachstum und Innovation“ an, dass es Wachstumsräume außerhalb<br />
der Metropolregionen gibt, was bereits einen Hinweis auf die Bedeutung verschiedener<br />
ländlicher Räume in diesem raumordnerischen Konzept gibt. Umgekehrt sollen in den<br />
strukturschwachen Räumen zentrale Orte als sog. „Ankerpunkte“ entwickelt werden, die<br />
als Kerne in diesen Regionen zur Sicherung der Daseinsvorsorge im Sinne des 2. Leitbildes<br />
beitragen sollen. Auf die mit den Leitbildern einhergehenden Modifikationen im<br />
zentralörtlichen System soll hier nicht näher eingegangen werden (7).<br />
Die Verfasser der Leitbilder sprechen von einem „Konzept gestaffelter Konzentrationspolitik“<br />
sowohl für die Wachstumsförderung als auch für die „Ankerpunkte“ der Daseinsvorsorge,<br />
das den Leitbildern zugrunde liegt und das in den Ländern konkretisiert werden<br />
muss (9). Das Konzept wird durch den flächenbezogenen Ansatz des dritten Leitbildes<br />
„Ressourcen bewahren, Kulturlandschaften gestalten“ ergänzt, das den Potenzialen ländlicher<br />
Räume für Land- und Forstwirtschaft sowie für den landschaftsgebundenen Tourismus<br />
sowie ihren ökologischen Ausgleichsfunktionen Rechnung trägt.<br />
Es sind besonders jedoch die Vorzeichen von „Innovation und Wachstum“, unter denen<br />
die Suche nach der zukünftigen Positionierung ländlicher Räume im gesamträumlichen<br />
Gefüge kritisch begleitet wird:<br />
● Die räumlichen Dimensionen der neuen Metropolregionen sind soweit gesteckt, dass<br />
die zu ihnen gehörenden ländlichen Räume und ihre Eigenarten zu wenig abgebildet<br />
werden. Neuere Ansätze zur Raumtypisierung, die geeignet sein können, als Basis für<br />
die weitere Konkretisierung der Leitbilder zu dienen, gehen daher von einem differenzierteren<br />
Raummuster aus, das den Realitäten von Nutzungs- und Siedlungsstrukturen<br />
sowie von räumlichen Verflechtungsbereichen eher entspricht (28).<br />
● Die Entwicklungschancen ländlicher Räume werden immer noch zu sehr im Kontext<br />
der jeweiligen Metropolregion gesehen. Dabei haben bis heute viele Argumente an<br />
Gewicht gewonnen, die das Leitmotiv einer ausgewogenen und partnerschaftlichen<br />
Entwicklung aller Teilräume im Bundesgebiet aufrechterhalten und eine daran orientierte<br />
Interpretation der raumordnerischen Leitbilder einfordern (10; 22). blotevo-<br />
Gel (3) hat bereits früh in diesem Sinne auf die Absicht der neuen raumordnerischen<br />
Konzeption hingewiesen, weniger Gebietskulisse zu sein als vielmehr den Rahmen<br />
abzugeben, in dem sich eine neue staatlich-gesellschaftliche Kultur der Kooperation<br />
alles Öffentlichen jeder Region entfalten kann, um so die Ausgangslage jeder Region<br />
für Wettbewerb und Innovation zu stärken.<br />
● Die implizierte Forderung nach großräumigen „Verantwortungsgemeinschaften“ der<br />
regionalen Akteure erlauben Fragen nach der Begrenztheit von Identitätsstiftung und<br />
Kommunikationsstrukturen. Nach Zimmermann (33) spiegelt sich in ihnen zum einen<br />
ein raumordnerisches Verteilungsanliegen wider, zum anderen sind sie jedoch gleichzeitig<br />
auch als Elemente regionaler Partnerschaft in zu etablierenden Wachstumsbündnissen<br />
zu verstehen. Die Frage, ob die Mechanismen des etablierten Regionalmanagements<br />
ausreichen, um diese neuen Formen des regional governance wirksam werden<br />
zu lassen, sind indessen noch nicht beantwortet.<br />
● Es wird befürchtet, dass zukünftige Mittelflüsse nach dem Motto „Stärken stärken“<br />
ausschließlich in die Metropolregionen fließen und eine Polarisierung der Raumentwicklung<br />
zusätzlich befördert wird.<br />
●<br />
Die an das Leitbild geknüpfte Vorstellung zeitlich versetzter Wachstumseffekte für die<br />
schwächeren Regionen wird angezweifelt.