Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Wachstum und Beschäftigung – Welche Rolle spielen ländliche Räume?<br />
Angesichts dieser Fragenkreise gilt es, die besonderen Qualitäten ländlicher Räume als<br />
Wirtschaftsstandorte und Merkmale ihrer wirtschaftlichen Dynamik herauszustellen, ohne<br />
dabei die skizzierte Differenziertheit ländlicher Regionen aus dem Auge zu verlieren.<br />
3 Ländliche Räume als heterogene Wirtschaftsräume<br />
Regionen mit ab und -zunehmender Wirtschaftskraft prägen also die räumliche Grundstruktur.<br />
Wirtschaftswachstum oder wirtschaftliche Stagnation sind keine Phänomene<br />
ländlicher oder städtischer Gebiete. Zieht man die für eine wachstumsorientierte<br />
Regionalentwicklung üblichen sozioökonomischen Indikatoren wie „Bruttowertschöpfung<br />
je Erwerbstätigen, Veränderung sozialversicherungspflichtiger Arbeitnehmer, Arbeitslosenquote<br />
oder Anteil der Akademiker bzw. der in technischen Berufen arbeitenden<br />
Beschäftigten“ heran, so ist die Spannbreite des Wirtschaftsniveaus und der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung, durch die sich die unterschiedlichen Regionen auszeichnen, sehr groß<br />
und auch durch eine größere Dynamik gekennzeichnet als früher. Dies gilt für städtische<br />
wie für ländliche Räume im gleichen Maße. Sie variiert zudem je nachdem, welche Indikatoren<br />
herangezogen werden. Der Raumordnungsbericht (6) enthält unter dem Stichwort<br />
„wachstumsorientierte Regionalentwicklung“ eine Vielzahl von Karten, etwa zur<br />
Bruttowertschöpfung je Erwerbstätigen, zur Arbeitslosenentwicklung oder – auf der Basis<br />
statistisch aggregierter Indikatoren – zum regionalwirtschaftlichen Entwicklungsstand. Sie<br />
zeichnen die teilräumlichen Unterschiede nach und lassen im Grobraster eine Korrelation<br />
mit der gesamträumlichen Grundstruktur der Bundesrepublik erkennen. Um sich der Heterogenität<br />
ländlicher Räume zu nähern, hilft diese Grobklassifizierung jedoch nur begrenzt<br />
weiter. Hinsichtlich ihrer Wirtschaftspotenziale ist es da sinnvoller, ländliche Räume in<br />
ihren Lagemomenten sowie ihren besonderen natürlichen Standorteigenschaften zu typisieren,<br />
wie auch neuere Untersuchungen zeigen (28). Die Lage im Netz der zentralen Orte<br />
und Entwicklungsachsen, eine gute Infrastrukturausstattung und Verkehrsanbindung und<br />
nicht zuletzt ihre natürlichen Standortbedingungen hinsichtlich Land- und Forstwirtschaft<br />
wie auch hinsichtlich Potenzialen für das landschaftsgebundene Erholungswesen und den<br />
Tourismus spielen eine besondere Rolle.<br />
3.1 Merkmale wirtschaftlicher Dynamik<br />
Die Rolle ländlicher Räume für Wachstum und Beschäftigung wird deutlich, wenn man<br />
sich vor Augen führt, dass <strong>über</strong> 50 % (2006: 22,9 Mio.) aller Arbeitsplätze im Bundesgebiet<br />
in ländlichen Räumen verortet sind. Im Überblick betrachtet, zeichnen dabei die Arbeitsplatzstrukturen<br />
mit ihren großen Anteilen in den Bereichen „Dienstleistungen“ (ca. 60 %)<br />
und „Produzierendes Gewerbe“ (ca. 33 %) den gesamtgesellschaftlichen Trend wider<br />
(12). Dies darf nicht dar<strong>über</strong> hinweg täuschen, dass die <strong>Landwirtschaft</strong> als Arbeitsmarktsegment<br />
in vielen ländlichen Räumen trotz anhaltendem Struktur- und Funktionswandel<br />
immer noch bedeutsam ist; dies umso mehr, wenn die landwirtschaftsnahen Bereiche und<br />
das Agribusiness einbezogen werden. In der <strong>Landwirtschaft</strong> sind bundesweit 1,3 Mio.<br />
Menschen beschäftigt, (davon ca. 568 000 als Voll-Arbeitskräfte); mit vor- und -nachgelagerten<br />
Bereichen sind es sogar 3,8 Mio. Das sind zusammen 10,8 % der Beschäftigten bundesweit.<br />
Insofern ist zu konstatieren, dass die <strong>Landwirtschaft</strong> nach wie vor maßgeblicher<br />
Einflussfaktor für die ländlichen Arbeitsmärkte ist und direkt und indirekt zumindest auch<br />
dazu beiträgt, ländliche Regionen zu stabilisieren. In diesem Zusammenhang darf auch<br />
die Nebenerwerbslandwirtschaft nicht vergessen werden. Immerhin werden rund 53 %<br />
der Betriebe in Deutschland (16 % Anteil Gesamt-LF) im Nebenerwerb bewirtschaftet<br />
(alle Angaben: 8). Chancen für die <strong>Landwirtschaft</strong> und weitere Beschäftigungspotenziale<br />
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