Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Die Zukunft des ländlichen Raumes<br />
Die Diversifizierung ländlicher Wirtschaft stärkt diese Räume insgesamt, und das führt<br />
zu mehr Arbeitsplätzen und Einkommen. Schon deshalb bin ich dafür, die Lissabon-Strategie<br />
der Europäischen Union konsequent auf den ländlichen Raum anzuwenden. Das<br />
Ziel, zum innovativsten und wettbewerbsfähigsten Raum zu werden, wird sich nur erreichen<br />
lassen, wenn neben den Ballungsgebieten auch die ländlichen Räume ihr Potenzial<br />
entfalten können.<br />
Mit diesen Bemerkungen zu den finanziellen Dingen möchte ich es bewenden lassen,<br />
denn wir wollen heute keine Finanzdiskussion führen. Das würde schnell alle anderen<br />
Bereiche ersticken, wie die Erfahrung lehrt. Finanzdiskussionen gehören an das Ende<br />
unseres zweijährigen Dialogs, nicht an den Anfang.<br />
Meine Damen und Herren,<br />
wir wissen alle: der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und er hält gern am Hergebrachten<br />
und Gewohnten fest. Aber andererseits ist nichts so beständig wie die Veränderung und<br />
wer sich nicht darauf einstellt, verliert. Vielleicht ist es deshalb ganz gut, dass der Mensch<br />
<strong>über</strong> eine „gesellige Ungeselligkeit“ (wie es Kant nannte) und <strong>über</strong> eine gehörige Portion<br />
Neugier als Antriebskräfte für Veränderung verfügt.<br />
Bestehen auf Bewährtem und zugleich offen sein für Erneuerung und Innovation – das<br />
hin zu bekommen ist nicht nur Kunst des Politikers, sondern eine Anforderung genauso<br />
an Unternehmen, Verbände, Bürgergesellschaft und jeden Einzelnen.<br />
Ländliche Räume sind, bei allen einzelnen Unterschieden, dann stark, wenn diese Balance<br />
zwischen Bewahren und Erneuern gelingt.<br />
Ich glaube, die traditionelle <strong>Landwirtschaft</strong> in unserem Land hat vorgemacht, dass eine<br />
solche Balance gelingt, dass solche Wandlungsprozesse von Erfolg gekrönt sein können.<br />
Die Land- und Lebensmittelwirtschaft bildet das eine große Standbein der ländlichen<br />
Räume. 80 % unseres heutigen Nahrungsbedarfs in Deutschland werden aus heimischer<br />
Produktion gedeckt. Beim Export von Agrarprodukten liegen wir weltweit hinter den<br />
USA, Frankreich und den Niederlanden an vierter Stelle. In den letzten 12 Jahren hat sich<br />
damit das Volumen verdoppelt auf 34,3 Milliarden Euro. Das entspricht mehr als 5 % am<br />
weltweiten Agrarhandel.<br />
Positiv sind dabei die Exporte in die neuen EU-Mitgliedstaaten, die allein im letzten<br />
Jahr um 29 % gewachsen sind. Die deutsche Land- und Ernährungswirtschaft gehört damit<br />
zu unseren zehn exportstärksten Wirtschaftszweigen! Auf diesem Weg wollen wir<br />
weitermachen.<br />
Zugleich steht die Agrarwirtschaft am Beginn eines großen, neuen Aufbruchs. In der<br />
„ersten grünen Revolution“ wurde vom Beginn des 20. Jahrhunderts an mit Düngemitteleinsatz<br />
und der konsequenten Mechanisierung eine vorher nicht geahnte quantitative<br />
Produktivitätssteigerung erreicht. Ernährte um 1900 ein Landwirt vier Menschen, waren<br />
es 2004 bereits 127. Die Milchleistung der Kühe hat sich verdreifacht, die Getreideerträge<br />
mehr als vervierfacht. Die deutsche Agrarwirtschaft verdient Bestnoten.<br />
Jetzt gilt es, neue große Herausforderungen zu bewältigen. Ich denke nicht nur an den<br />
globalen Klimawandel, dessen Folgen für die ländlichen Regionen wir auch zu diskutieren<br />
haben.<br />
Ich denke vor allem daran, dass wir am Beginn einer „zweiten grünen Revolution“<br />
stehen – mit neuen Einkommensmöglichkeiten und Produktivitätsgewinnen. Die Agrarwirtschaft<br />
erlebt einen qualitativen Wandel. Es geht nicht mehr nur um die Erzeugung von<br />
Nahrungsmitteln. Der Weg geht in eine multifunktionale <strong>Landwirtschaft</strong> mit erheblichen<br />
Auswirkungen auf die ländlichen Räume. Zugleich wird die <strong>Landwirtschaft</strong> stärker in<br />
internationale Probleme und deutsche Interessen eingebunden.<br />
Sie alle wissen, meine Damen und Herren, wie dramatisch sich die globale Situation<br />
mit dem Aufstieg ehemaliger Schwellenländer von Brasilien <strong>über</strong> Indien bis zu China<br />
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