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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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62 Axel Lorig<br />

Schulen werden zusammengelegt, weil es an Kindern fehlt. Viele Vereine sind <strong>über</strong>altert,<br />

weil der Nachwuchs fehlt. Wenn ein Arzt seine Praxis aufgibt, findet sich kaum ein Nachfolger.<br />

Dies gilt besonders für Fachärzte. So war es in den beiden Regionen kaum noch<br />

möglich, einen Gynäkologen „in der Nähe“ auszumachen. Berechtigt wurde die Frage<br />

gestellt, wo man seine Wohnung suchen sollte, wenn man in Zukunft Kinder haben möchte<br />

– eine zentrale Frage bei einer Auseinandersetzung mit demografischen Entwicklungen.<br />

Eine Frage zielte auch auf die Anwerbung deutscher Assistenzärzte, die sich in aller Regel<br />

als schwierig gestaltet. In „Landkrankenhäusern“ in ländlichen Räumen sind <strong>über</strong>wiegend<br />

nur noch Ärzte aus dem Ausland anzuwerben. Auch die Freiwillige Feuerwehr kann ihr<br />

Mindestpersonal teilweise kaum noch aufbringen. Längst sind viele Gemeinden ohne ein<br />

Ladengeschäft für den täglichen Bedarf und in den letzten Jahren wurden sogar vielfach<br />

schon die Gaststätten geschlossen. Die vielen kleinen Orte wurden immer mehr zu<br />

Schlafgemeinden, die nichts mehr an Infrastruktur zur Ver- und Entsorgung bereitstellen<br />

können.<br />

Dies mindert natürlich immer mehr die Attraktivität dieser Gemeinden, sodass weitere,<br />

vor allem jüngere Einwohner wegziehen und die Entvölkerung beschleunigt wird.<br />

Aus all diesen Gesprächen wurde als eine Kernthese gewonnen, junge Leute aus städtischen<br />

Räumen würden nach ihrem Studium oder einer Ausbildung gerne in die ländlichen<br />

Räume zurückkehren, wenn es geeignete qualifizierte Arbeitsplätze gäbe und Kontakt zu<br />

potenziellen Arbeitgebern im ländlichen Raum bestehen würde. Sie schätzen Freundeskreis,<br />

Familie und Landschaft. Aus diesen Gründen ist es eine sehr ernst zu nehmende<br />

Aufgabe für die Politik für ländliche Räume, jungen Leuten in die ländlichen Räume eine<br />

Rückkehr zu ermöglichen. Hierzu zählt als wichtige Funktion, einen Kontakt zwischen<br />

Unternehmern und Schülerinnen und Schülern dauerhaft aufzubauen und Kontaktstellen<br />

im ländlichen Raum zu Unternehmern gezielt zu vermarkten.<br />

Verbunden ist dies natürlich mit Aktivitäten für „Gründen im ländlichen Raum“, eine<br />

besondere Initiative des Landes Rheinland-Pfalz, die im Rahmen eines LEADER-Projektes<br />

vor wenigen Jahren umfassend untersucht und pilotiert wurde und aus der nun<br />

vielfältige Aktionen (zum Beispiel in der Region um Daun in der Eifel) entstanden sind.<br />

Auch die Standortvorteile des ländlichen Raums (günstige Gewerbeflächen mit ausreichender<br />

Erweiterungsoption) müssen besser vermarktet werden. Hierzu gehört es auch,<br />

ein <strong>über</strong>regionales Gewerbeflächenmanagement aufzubauen. Von den Firmen wurde immer<br />

wieder ein Behördenlotse eingefordert, um bürokratische Hemmnisse bei der Ansiedlung<br />

schnell zu <strong>über</strong>winden.<br />

3.2 Vernetzungen und Verbindungen<br />

Die nachfolgend gewonnenen Interviewergebnisse haben insbesondere Erfahrungen zum<br />

Inhalt, die aus den Gesprächen mit Wirtschaftspartnern gewonnen wurden.<br />

Es bestand regelmäßig ein starker Wunsch, dass sich Unternehmen in einem regionalen<br />

Bezug untereinander austauschen und Kontakte miteinander knüpfen. Dabei wird die Auffassung<br />

vertreten, dass entsprechende Stammtische oder Zusammenkünfte durchaus auf<br />

Einladung der politischen Stellen erfolgen sollte: Regelmäßig, aber nicht zu oft, am besten<br />

verbunden mit einer Sachinformation, aber mit eingeplanter Zeit auch für Gespräche untereinander.<br />

Denkbar wäre auch die Kombination einer derartigen Veranstaltung und Beisein<br />

der Kammereinrichtungen. Herausgearbeitet wurde schließlich, dass der Wunsch der<br />

Unternehmer nach derartigen regelmäßigen Treffen auch dazu führen könnte, im Verbund<br />

mit wissenschaftlichen Einrichtungen und politischen Einrichtungen zur Clusterbildung<br />

zu führen. Gerne würden sich die Unternehmen auch <strong>über</strong> ihre fachlichen Bereiche hinaus<br />

treffen. Schwieriger wird dabei die Konkurrenzsituation angesehen, wenn sich lediglich<br />

einschlägige Wirtschaftsunternehmen untereinander treffen.

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