Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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ELER und der unterschiedliche Mehrwert des LEADER-Ansatzes in Deutschland<br />
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ist es genau umgekehrt. In wenigen Ländern werden die Programme in ELER integriert,<br />
sodass ILE dort ausläuft (Schleswig-Holstein). LEADER ist damit nur eine Möglichkeit,<br />
die benutzt wird, um lokale und regionale Entwicklungsstrategien zu forcieren.<br />
Damit wird der politische Spielraum der Länder erhöht, ihre Regionen mit dem goldenen<br />
Zügel, aber nach den Spielregeln der Länder zu begünstigen. In manchen Ländern<br />
ist dadurch der Wettbewerb zur Auswahl als LEADER-Region zur Farce geworden, wenn<br />
ohnehin alle oder fast alle Bewerber in den Genuss einer Regionalförderung gelangen,<br />
basiert diese nun auf LEADER, ILE oder einem eigenen Länderansatz (wie in Hessen).<br />
Für manche Region kann es dabei günstiger sein, nicht in die im Vergleich engere ELER-<br />
Förderung zu geraten.<br />
5 Flächendeckung<br />
Eine besonders interessante Variante ist die flächendeckende Anwendung von LEADER.<br />
Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verfolgen explizit einen solchen<br />
Ansatz, in Thüringen und Brandenburg wird der größte Teil der Landesfläche mit LEA-<br />
DER-Regionen abgedeckt. Für diese Variante des „starken Mainstreamings“ spricht, dass<br />
alle Fördermaßnahmen <strong>über</strong> LEADER in den Regionen abgestimmt werden können und<br />
somit zielgenau die Umsetzung der jeweiligen regionalen Entwicklungsstrategie erfolgen<br />
kann. So lässt sich die horizontale Ausrichtung von ELER mit LEADER bestens verknüpfen.<br />
Allerdings generiert ein solcher Ansatz auch kritische Fragen: Wie kommen die<br />
Regionen und ihre Auswahl zustande? Zu erwarten ist weniger ein echtes wettbewerbsmäßiges<br />
Auswahlverfahren als vielmehr ein Aushandlungsprozess; Schleswig-Holstein<br />
spricht daher zu Recht von einem „Anerkennungsverfahren“. Dieses Verfahren führt aber<br />
unter der Vorgabe der Flächendeckung zu dem Ergebnis, z. T. bereits etablierte (LEA-<br />
DER+-)Regionen wieder zu zerteilen. Hieran wird der „beratende“ Einfluss des Landes<br />
deutlich.<br />
Noch problematischer ist, dass Regionen nicht durch Auswahl und Deklaration – quasi<br />
„per se“ – aktiv sind. Ein Wettbewerb der besten Konzepte findet auf der Ebene der<br />
regionalen Entwicklungskonzepte nur dann statt, wenn die besten Konzepte auch mit einer<br />
höheren Förderung versehen werden (so im Saarland). Fehlt dieser Anreiz, so führen die<br />
Flächendeckung und das Setzen von Regionen zu einer qualitativen Schwächung der Konzepte<br />
und zu geringer Motivation für die Akteure, qualifizierte Konzepte zu erarbeiten.<br />
Spielen aber die Konzepte für die Auswahl der Regionen keine Rolle mehr, so wird letztlich<br />
bei Flächendeckung ein Landeswettbewerb um die besten Projekte erfolgen. Damit<br />
wird deutlich, dass die Flächendeckung erheblich dazu beitragen kann, dass der Einfluss<br />
der Landesregierung auf die Entwicklung der ländlichen Regionen nochmals deutlich<br />
erhöht und der konzeptionelle Steuerungseinfluss der Regionen verringert wird.<br />
6 Abwendung von Strukturpolitik?<br />
Obwohl ELER explizit von den Strukturfonds getrennt wurde, um die Verwaltung zu vereinfachen,<br />
ist auch ELER den grundlegenden Strukturzielen der EU-Politik verpflichtet.<br />
„Die Interventionen des ELER müssen dabei insbesondere mit den Zielen des wirtschaftlichen<br />
und sozialen Zusammenhalts sowie des Gemeinschaftsinstruments zur Förderung<br />
der Fischerei vereinbar sein“ (ELER-VO Art. 5 Abs. 2).<br />
Da die Abgrenzung der ländlichen Räume in den Ländern vielfach bis in die Städte<br />
hinein geführt ist und sogar an hoch verdichtete Stadtkerne heranreicht, kommen nun