Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Infrastruktur im ländlichen Raum<br />
Die Etablierung regelmäßiger Existenzgründerstammtische oder Existenzgründerpartys<br />
(Visitenkartenpartys) wurde oft angesprochen. Im Rahmen integrierter ländlicher<br />
Entwicklungsprozesse wurden derartige Themen bereits aufgegriffen. Ein auf Netzwerk<br />
gezieltes Informationsdefizit zwischen den Regionen entstammenden Hochschulabsolventen<br />
und den Unternehmen mit Führungskräftebedarf wurde vielfach angesprochen.<br />
Die Einrichtung von Stellenbörsen nach innen und nach außen wäre ein erster Ansatz.<br />
Dabei wurde es betont, dass technische Unternehmen die von ihnen dringend gesuchten<br />
Personen aus ihrem räumlichen Umfeld kaum gewinnen können. Als Folgerung würde<br />
sich anbieten, zwischen Wirtschaft, Tourismus und Schulen neue Netzwerke zu knüpfen,<br />
Schnupperkurse anzubieten und die Schüler durch Schulpraktika auf die Stärken des ländlichen<br />
Raumes auszurichten.<br />
Auch <strong>über</strong>regionale Kontakte wurden thematisiert. Die Zusammenarbeit mehrerer<br />
Betriebe und Unternehmen wurde als wichtige Basis angesehen. So haben 65 Mitglieder<br />
in einem ortsbezogenen Gewerbeverein beklagt, dass sie zu wenige Kontakte zum nahe<br />
gelegenen Luxemburger Markt besitzen. Immer wieder wurde herausgestellt, dass die<br />
Metropolensituation nicht von sich aus zu Stadt-/Land-Beziehungen führt. Das Gegenteil<br />
ist der Fall. Aus dem ländlichen Raum heraus müssen – so wurde immer wieder vorgetragen<br />
– die Kontakte zu den Metropolen aufgebaut werden.<br />
Auch die Gründerquote war ein wichtiges Thema. Um die Gründerquote zu erhöhen<br />
wäre es denkbar, spezielle Schulpraktika in den 11./12. Klassen von Gymnasien anzubieten<br />
und gemeinsam mit Firmen zu organisieren. Gründen im ländlichen Raum heißt vor<br />
allen Dingen: Wissen <strong>über</strong> Gründungsprozesse bereits in der Jugend zu erarbeiten und die<br />
Chancen zu erkennen, die sich später bei einer Gründung im ländlichen Raum einstellen<br />
könnten.<br />
Kritische Situationen stellten sich bei den Nachfragen nach der Ausbildungssituation<br />
im ländlichen Raum heraus. Die Frage an den Vertreter von 36 Gewerbetreibenden in einer<br />
kleinen Stadt: „Wie viele Ausbildungsplätze stellen sie im Handel bereit“, führte zu dem<br />
erstaunlichen Ergebnis: „Wir stellen <strong>über</strong>haupt keinen Ausbildungsplatz bereit. Wir erwarten<br />
nur ältere Frauen auf 400 €- Basis, um unsere entsprechenden Kunden im ländlichen<br />
Raum sachgerecht bedienen zu können“. Hier gilt es dringend, Bewusstsein im Hinblick<br />
auf die Zielorientierung der Schüler und Jugendlichen auch bei den Gewerbetreibenden zu<br />
verändern. Immer wieder wurde auch bei der Frage der Vernetzungen und Verbindungen<br />
das DSL-Netz für geschäftliche Internetnutzung thematisiert. Es ist zu langsam und kann<br />
dem Zweck, den ländlichen Raum mit den Metropolregionen zu verknüpfen, nicht gerecht<br />
werden. Die ursprünglich einmal angedachte „Lokomotivenfunktion“ der Metropolregionen<br />
scheitert schon an der Basis für die Kommunikation zwischen den Räumen.<br />
Irritierende Ergebnisse brachten die Interviews mit neu eingerichteten Hotels. Die<br />
Frage „Wie rekrutieren Sie einen neuen Koch für Ihr Hotel“, führte zu der Erkenntnis:<br />
„Wir kaufen einen Automaten, der kann 240 hochwertige Gerichte zubereiten – dann<br />
benötigen wir nur noch Anlernkräfte auf 400 €-Basis“. So hat man sich als Besucher im<br />
ländlichen Raum bisher kaum ein 3 bis 4-Sternehotel vom Service her vorgestellt.<br />
Insgesamt wurden zum Thema Vernetzungen und Verbindungen folgende Kernthesen<br />
gewonnen:<br />
● Regelmäßige Informationsveranstaltungen mit anschließender Möglichkeit zum Austausch<br />
könnten Vernetzungen zwischen Unternehmen schaffen.<br />
● Schnelle Internetverbindungen sind die Voraussetzungen für Gewerbeansiedlung<br />
und die Kommunikation zwischen Betrieben und die Kommunikation außerhalb der<br />
Region.<br />
●<br />
Frühzeitige Kontakte zwischen Wirtschaft und Schulen sind eine entscheidende Voraussetzung<br />
dafür, dass Heimat verbundene junge Leute nach ihrer Ausbildung oder<br />
einem Studium in die Region zurückkehren.<br />
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