Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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28 Holger Magel, Silke Franke<br />
unter dem anspruchsvollen Label „Ländliche Entwicklung“ weiterhin eine im Kern und<br />
von der OECD daher kritisierte „agrarlastige“ Förderpolitik mit einem sektorbezogenen<br />
Maßnahmenkatalog verbirgt, wird die ELER bzw. GAK und ILE-Förderung auf ein starkes<br />
Miteinander und die Ergänzung durch andere Programme und Ressorts angewiesen<br />
sein. Daran ändert auch die eine oder andere Aufweitung im Vollzug von ELER und<br />
GAK 11) nichts, wie dies beispielsweise (und erfreulicherweise) mit der Breitbandförderung<br />
geschehen ist.<br />
„Ländliche Entwicklung“ ist mehr als nur ELER und ILE, weil es um alle Aspekte<br />
des Lebens und Arbeitens im ländlichen Raum geht. Wenn die Politik in Deutschland<br />
wirklich dem Anspruch einer multifunktionalen ländlichen Entwicklung oder eindeutiger<br />
formuliert einer ganzheitlichen Entwicklung des ländlichen Raumes genügen will, muss<br />
sie auch die anderen Europäischen Strukturfonds wie EFRE 12) und ESF 13) bzw. die Programme<br />
z. B. zur nachhaltigen Entwicklung und zur Sanierung von im ländlichen Raum<br />
wichtigen Kleinstädten einsetzen und zwar so, dass sie konzertierte Aktionen erlauben<br />
und einen Mehrwert bieten.<br />
Haben wir Good Governance in der integrierten ländlichen<br />
Entwicklung (ILE) schon voll erreicht?<br />
Der zentrale Anspruch der OECD nach Vernetzung und Koordinierung beinhaltet zwei<br />
entscheidende Aspekte, nämlich bessere Effizienz und bessere Effektivität. Denn im Sinne<br />
von Good Governance kommt es nicht nur darauf an, das Richtige zu tun, sondern die<br />
Dinge auch richtig zu tun. Nicht umsonst setzt die Weltbank diese Kriterien als Messlatte<br />
für ihre Förderprogramme ein: “Good Governance is concerned with how well the government<br />
exercises its mandate to generate outcomes which are consistent with its policy<br />
objectives (…). Whilst efficiency means doing things right, effectiveness is about doing the<br />
right things” (Bell, Mai 2007).<br />
Das vornehmlich unter Gesichtspunkten der Effizienz und der Vermeidung von Korruption<br />
stehende Konzept der Weltbank ist nur eines von vielen anderen Varianten und Kontexten<br />
für Good Governance. Die Governance-Prinzipien der Vereinten Nationen (UNDP<br />
1997) z. B. beinhalten auch Punkte wie strategische Vision für Führungspersonen, Verwaltungen<br />
und Öffentlichkeit sowie Verlässlichkeit von Institutionen gegen<strong>über</strong> den Interessensgruppen,<br />
Subsidiarität, Delegation, Beteiligung und Konsensorientierung usw.<br />
Leider wird hierzulande aus genau diesem Grunde Good Governance all zu oft mit<br />
Bürgerbeteiligung, informellen Planungen und Planungsprozessen gleichgestellt (und damit<br />
abgehakt, weil wir das ja schon haben). Good Governance ist jedoch weit mehr, da es<br />
sich auf die Qualität der Zusammenarbeit und Entscheidungsfindung bezieht (siehe Hill<br />
2006, S. 223). Es zielt auf ein effizientes und effektives Zusammenwirken von Staat, Wirtschaft<br />
und Gesellschaft ab und strebt damit im Grunde nach einem veränderten Staatsmodell,<br />
das von einer neuen Verantwortungs- und Aufgabenteilung ausgeht und damit auch<br />
zwangsläufig zu einem neuen Regierungs-, Planungs-, Diskussions- und Entscheidungsstil<br />
führt. Dabei geht es um das zukunftsgerechte Zusammenwirken von repräsentativer und<br />
partizipativer Demokratie und nicht, wie oft falsch dargestellt, um eine Abschaffung der<br />
repräsentativen Demokratie, d. h. der gewählten Organe.<br />
Bezogen auf die Rahmenbedingungen und Notwendigkeiten der ländlichen Räume 14)<br />
ist es unumgänglich, den Governance-Begriff in den Kontext einer neuen Verantwortungs-<br />
und Aufgabenteilung im Sinne von alois glück 15) oder der Enquete-Kommission des<br />
Deutschen Bundestags „Zukunft des Bürgerschaftlichen Engagements“ 16) zu stellen und zu<br />
verstehen. Dabei kann Deutschland auf eine gut entwickelte Beteiligungskultur aufbauen,