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Berichte über Landwirtschaft - BMELV

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20 Horst Seehofer<br />

Vernetzung, Integration und Kommunikation mit Gruppen, Initiativen und den Menschen<br />

der Region werden in ländlichen Regionen immer wichtiger. Es geht um neue, zukunftsorientierte<br />

Freiräume für bürgerschaftliches Engagement, Freiwilligenarbeit, Ehrenamt.<br />

Ich weiß, dass hier schon viele mit dabei sind, von der kirchlichen Jugend <strong>über</strong> die<br />

Landfrauen bis hinzu Natur- und Umweltgruppen, nicht zuletzt in der Agenda 21. Dieses<br />

Engagement müssen wir stärken und gleichzeitig neue Menschen dafür gewinnen.<br />

Der zweite Freiwilligensurvey zeigt, dass hier noch großes Potenzial brach liegt und<br />

viele Schätze darauf warten, gehoben zu werden.<br />

Freiwilliges Engagement der Menschen stiftet nicht nur sozialen Zusammenhalt, es<br />

fördert auch die notwendigen sozialen Haltekräfte, die wir gerade in schrumpfenden<br />

Regionen brauchen.<br />

Warum schaffen wir nicht eine systematische soziale Infrastruktur für freiwilliges Engagement<br />

auf dem Lande? Wie können wir in ländlichen Regionen Bürgerbüros, Freiwilligenagenturen,<br />

Selbsthilfegruppen einrichten und stärker fördern?<br />

Die Gründung von Stiftungen boomt - auch das ist eine Chance. Ich höre immer wieder,<br />

dass dort, wo sich Kommunen finanziell zurückziehen, Menschen zu Bürgerstiftungen<br />

zusammenfinden, um selbst Theater, Bibliotheken, Schwimmbäder und andere Einrichtungen<br />

zu <strong>über</strong>nehmen und aufrechtzuerhalten. Ich finde solches Engagement bemerkenswert.<br />

Was tun wir, damit es Verbreitung in den ländlichen Regionen findet?<br />

Dass wir aufgrund längerer Lebenserwartung eine älter werdende Gesellschaft werden,<br />

hat sich inzwischen herumgesprochen. Aber Ältere von heute sind vital, sie haben<br />

Erfahrung, sie suchen nach sinnvoller Tätigkeit auch nach Renteneintritt. Wie können wir<br />

Ältere auf freiwilliges Engagement ansprechen, wie für das Ehrenamt gewinnen? Gerade<br />

deren „helfende Hände“ sind wichtig.<br />

Können wir nicht solche Bedingungen in ländlichen Regionen schaffen, die vor allem<br />

Ältere mit Familien und Jugendlichen zusammenbringen und so <strong>über</strong> die Hilfe hinaus den<br />

Generationenzusammenhalt stärken?<br />

Ich halte auch viel davon, schon Schüler und Jugendliche für ehrenamtliches, freiwilliges<br />

Engagement zu gewinnen. Das stärkt Eigenverantwortung und Mitverantwortung.<br />

Außerdem stärkt es die Identifikation mit dem Lebensort und damit auch die Motivation<br />

junger Menschen, vor Ort in den ländlichen Regionen zu bleiben.<br />

Ich könnte noch <strong>über</strong> viele weiteren Bereiche reden, <strong>über</strong> den Wandel kommunale<br />

Steuerung, <strong>über</strong> neue Möglichkeiten der Gesundheitssicherung beispielsweise <strong>über</strong> Portalkliniken<br />

und mobile Versorgungssysteme, <strong>über</strong> interessante Möglichkeiten, soziale<br />

Sicherung mit freiwilligem Engagement zu koppeln, <strong>über</strong> die Bandbreite der Anstrengung,<br />

Kultur in ländlichen Räumen zu erhalten oder <strong>über</strong> die Folgen der demografischen Entwicklung.<br />

Das alles wird heute Nachmittag ausführlich erörtert werden.<br />

Ich wollte an wenigen Beispielen aufzeigen, dass es viele Fragen gibt, die Gedanken<br />

anstoßen und die Hoffnung auf eine eigenständige Zukunft ländlicher Räume rechtfertigen.<br />

Die Kunst besteht darin, in den zentralen Problembereichen nicht der Niedergangslitanei<br />

anheim zu fallen, sondern Probleme als Möglichkeiten für Neues, Besseres, Innovatives<br />

zu sehen. Ich glaube, Klagelieder sind genug gesungen.<br />

Probleme sind Herausforderungen, und Herausforderungen sind Chancen für Neues<br />

– das ist meine Grundmelodie.<br />

Ich will kein Szenario des Niedergangs, ich will einen Aufbruch zu neuen Ufern. Ich<br />

will die Sicht auf ländliche Räume nicht absichernd, ängstlich, defensiv, sondern offen,<br />

neugierig, leistungsbereit.<br />

Lassen Sie uns also vermehrt dar<strong>über</strong> nachdenken und diskutieren, wo neue Lösungen<br />

die Lage der Menschen in ländlichen Räumen verändern und bessern. Und lassen sie uns<br />

dabei <strong>über</strong> den eigenen Tellerrand hinausschauen und sehen, wo anderswo in unserem<br />

Land oder bei unseren europäischen Nachbarn bereits Möglichkeiten in der Praxis (im<br />

Sinne von „Best Practice“) erprobt werden.

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