Berichte über Landwirtschaft - BMELV
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Perspektiven der <strong>Landwirtschaft</strong><br />
einen verhältnismäßig hohen Arbeitsaufwand verursachen. Soweit diese Strukturen aus<br />
anderen Gründen erwünscht sind, müssen die mit diesem „Landschaftsbild“ verbundenen<br />
Bewirtschaftungsnachteile ausgeglichen werden, ansonsten ändert sich das Bild der<br />
Landschaft.<br />
3.3 Unternehmer<br />
Die erste Aufgabe der landwirtschaftlichen Unternehmen besteht darin, die Erzeugung von<br />
Nahrungsmitteln und Rohstoffen sowie das Angebot von Dienstleistungen wettbewerbsfähig<br />
zu gestalten. Dies erfordert eine Anpassung an die Marktsituation, was im Zeitablauf<br />
häufig gleichbedeutend ist mit einer Kostensenkung, um die Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.<br />
Das geht in vielen Fällen mit einer Substitution von Arbeit durch Kapital einher.<br />
Wenn sich aber der Unternehmer damit begnügt, die Wettbewerbsfähigkeit der aktuell<br />
betriebenen Produktionsverfahren zu sichern, dann führt das zu einem Arbeitsplatzabbau.<br />
Gefordert ist deshalb auch eine unternehmerische Aktivität, die zu neuen Erzeugnissen<br />
oder Dienstleistungen führt, welche wieder neue Beschäftigungsmöglichkeiten eröffnet.<br />
Das erfordert also vom Unternehmer die Suche nach weiteren Einkommensmöglichkeiten<br />
innerhalb oder außerhalb des Betriebes. In diesem Fall besteht das Ziel darin, durch neue<br />
Produkte und Dienstleistungen Käufer zu animieren, dafür das Geld auszugeben. Wenn<br />
beide Ansätze nicht erfolgreich gestaltet werden können, dann wird das Unternehmen auf<br />
Dauer nicht existieren können.<br />
Im Extrem lassen sich aus unternehmerischer Sicht folgende zwei Strategien unterscheiden:<br />
Produktionsorientierung und Multifunktionale Orientierung. Nach Fischler (5)<br />
könnte man die ausschließliche Produktionsorientierung auch als Farming bezeichnen.<br />
Die Bewirtschaftung erfolgt gemäß den Fachgesetzen. Das Einkommen wird ausschließlich<br />
<strong>über</strong> den Markterlös erwirtschaftet. Die Erzeugnisse sind weitgehend austauschbar.<br />
Dem steht die multifunktionale Orientierung gegen<strong>über</strong>. Nach Fischler (5) wäre diese<br />
Wirtschaftsweise als Agrikultur zu bezeichnen. Die Bewirtschaftung erfolgt unter besonderer<br />
Berücksichtigung erhöhter gesellschaftspolitischer Forderungen. Dies führt teilweise<br />
zu höheren Markterlösen, sofern es gelingt, die Erzeugungsmethode und/oder die<br />
Region zusammen mit dem Lebensmittel zu vermarkten. Soweit dies nicht gelingt, aber<br />
ein erhöhtes gesellschaftliches Interesse an diesen Gemeinwohlleistungen besteht, ist eine<br />
gesonderte Honorierung erforderlich. Der Landwirt erwirtschaftet dann sein Einkommen<br />
<strong>über</strong> Markterlöse zuzüglich Entgelte für erbrachte Gemeinwohlleistungen, er betreibt also<br />
eine umfassende Einkommenskombination.<br />
Diese Überlegungen haben eine Entsprechung in zwei unterschiedlichen Arbeits-<br />
konzepten (vgl. Abb. 5). Das Farming ist tendenziell vergleichbar mit dem Industrie-<br />
arbeitsmodell. Dem Arbeiten zum Geldverdienen steht die Freizeit zum Konsumieren gegen<strong>über</strong>.<br />
Einen anderen Ansatz stellt das Mischarbeitsmodell dar. Hier findet sich eine<br />
Dreiteilung der Arbeit. Neben dem Arbeiten zum Geldverdienen findet sich die Selbstversorgungsarbeit.<br />
Es wurden in der Vergangenheit zwar viele Arbeiten ausgelagert, zugleich<br />
bieten neuere technische Möglichkeiten die Chance, Arbeiten wieder selbst durchzuführen.<br />
Bergmann (1) spricht in diesem Zusammenhang von „Hightech self providing“. Gerade in<br />
landwirtschaftlichen Betrieben werden heute wieder viele Tätigkeiten selbst erledigt. Die<br />
Bandbreite reicht dabei von Reparaturarbeiten verschiedenster Art bis hin zur Energieproduktion,<br />
die in den vergangenen Jahrzehnten ausgelagert war. Die Nutzung modernster<br />
Technik, wie z. B. die automatisierte Holz-Hackschnitzelheizung, welche annähernd den<br />
Komfort einer Ölheizung bietet, stellt die Voraussetzung dar. Als dritte Variante findet sich<br />
im Mischarbeitsmodell die Selbstverwirklichungsarbeit. Diese Tätigkeiten werden nicht<br />
primär wegen des Geldverdienens durchgeführt. Eine Aufgabe der schulischen Ausbildung<br />
sowie der Fortbildung sollte darin bestehen, dem Menschen bei der Findung seiner<br />
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